Er ist draussen: Nach mehr als einem Jahr in Haft hat der «Welt»-Korrespondent Deniz Yücel nach Angaben seiner Zeitung das Gefängnis in der Türkei verlassen. Yücel sei frei, schrieb die «Welt» am Freitag bei Twitter.
Yücels Anwalt Veysel Ok twitterte ein Bild des Journalisten, auf dem er seine Ehefrau Dilek Mayatürk Yücel umarmt.
#FreeDeniz & #FreeDilek pic.twitter.com/YlWNMYXlBL
— Veysel Ok (@shemmoshemmo) February 16, 2018
Die Freilassung wurde von einem türkischen Gericht angeordnet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag meldete. Demnach legte die Istanbuler Staatsanwaltschaft eine Anklageschrift vor, in der 18 Jahre Haft für Yücel gefordert werde. Das Gericht habe die Anklageschrift angenommen und daraufhin die Entlassung des Journalisten aus der Untersuchungshaft angeordnet.
Nach Angaben seines Anwalts verfügte das ein Gericht in Istanbul am Freitag seine Freilassung für die Dauer des Verfahrens. Eine Ausreisesperre wurde der «Welt» zufolge nicht verhängt.
Deniz #Yücel ist frei! AM @sigmargabriel: Ich freue mich sehr über diese Entscheidung der türkischen Justiz. Und noch mehr freue ich mich für Deniz Yücel und seine Familie. Das ist ein guter Tag für uns alle. pic.twitter.com/b2F9MirbMa
— Auswärtiges Amt (@AuswaertigesAmt) 16. Februar 2018
«Das ist ein guter Tag für uns alle», lässt Sigmar Gabriel mitteilen. Leider stimmt die Aussage des deutschen Aussenministers nur bedingt: Während Yücel freigelassen wird, hat ein Istanbuler Gericht sechs türkische Journalisten zu lebenslanger Haft verurteilt. Unter den Verurteilten sind Ahmet Altan, Ex-Chefredaktor der Zeitung «Taraf», sein Bruder, Mehmet Altan und die Journalistin Nazli Ilicak.
BREAKING: Aggravated life sentences for #AhmetAltan, #MehmetAltan & #NazlıIlıcak. The worst possible precedent for many other #journalists tried for alleged connection with 2016 coup attempt, whose trials are also drawing to a close. A black day for #pressfreedom in #Turkey. pic.twitter.com/zuT7M2iAhh
— RSF_EECA (@RSF_EECA) 16. Februar 2018
Das Gericht wirft den Altan-Brüdern und Ilicak vor, am gescheiterten Putsch vom 15. Juli 2016 beteiligt gewesen zu sein. Sie sollen Beziehungen zur Gülen-Bewegung unterhalten haben, die nach Ansicht der Regierung hinter dem versuchten Putsch stand. Konkret sollen die Brüder während einer Talkshow im Fernsehen einen Tag vor dem Putschversuch geheime Botschaften ausgestrahlt haben.
Neben den sechs Verurteilten sind in der Türkei immer noch mehr als 100 Journalisten inhaftiert. Der Berichte und Kommentare seien der türkischen Regierung offensichtlich ein Dorn im Auge, sagte Markus Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, am Donnerstag. Er rief die Regierungen aller Länder dazu auf, deren «umgehende Freilassung einzufordern und die Türkei an die Einhaltung der Pressefreiheit zu erinnern». Die freie Presse sitze in der Türkei in Haft. (mlu/aeg/mlu)