International
Terrorismus

Rechtsextremer Bundeswehroffizier Franco A. verurteilt: 5,5 Jahre Haft

Rechtsextremer Bundeswehroffizier Franco A. zu fünfeinhalb Jahren verurteilt

Die Richter am Oberlandesgericht Frankfurt am Main sind sich sicher: Der 33-jährige Deutsche plante Anschläge auf hochrangige Politiker. Nun muss der Soldat jahrelang ins Gefängnis.
15.07.2022, 12:0015.07.2022, 14:35
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Der deutsche Bundeswehroffizier Franco A. muss unter anderem wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat für fünfeinhalb Jahre in Gefängnis.

Das Oberlandesgericht Frankfurt befand den 33-Jährigen in seinem Urteil vom Freitag in mehreren Anklagepunkten für schuldig – dazu zählen auch waffenrechtliche Verstösse. Zudem bescheinigte das Gericht Franco A. eine völkisch-nationalistische, rechtsextremistische Gesinnung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

epa09781443 Defendant Franco A. sits in the dock in the courtroom of the Frankfurt Higher Regional Court, in Frankfurt am Main, Germany, 24 February 2022. The former lieutenant in the German Armed For ...
Franco A. bei einem früheren Gerichtstermin im Februar 2022. Das Gericht hat seine rechte, antisemitische und rassistische Gesinnung als erwiesen erachtet.archivBild: keystone

Wofür musste er sich verantworten?

Franco A. hatte sich als syrischer Flüchtling ausgegeben und monatelang ein Doppelleben geführt. Als angeblicher Flüchtling hatte er laut Anklage auch Sach- und finanzielle Leistungen erhalten – daher war es auch um einen Betrugsvorwurf gegangen.

Die Vertreterin der Bundesanwaltschaft hatte im Juni eine Haftstrafe von sechs Jahren und drei Monaten gefordert. Franco A. sei «ein rechtsradikaler Terrorist», der Anschläge auf das Leben hochrangiger Politiker oder Personen des öffentlichen Lebens geplant habe, sagte die Anklagevertreterin.

Der Beschuldigte soll laut Anklage unter anderem einen Anschlag auf die Gründerin einer Antirassismus-Stiftung geplant haben. Er hatte auch die Geschäftsstelle und die Tiefgarage der Stiftung aufgesucht.

Als mögliche Anschlagsziele waren in der Anklage auch der damalige Justizminister Heiko Maas (SPD) und die Vizepräsidentin des Bundestages, Claudia Roth (Grüne), genannt.

Die Verteidiger forderten hingegen in der vergangenen Woche Freispruch für den wesentlichen Anklagepunkt – der Vorbereitung einer staatsgefährdenden Straftat – und Geld- oder Bewährungsstrafen für die übrigen Anklagepunkte.

Wie wurde er erwischt?

Franco A. war im Februar 2017 auf dem Wiener Flughafen festgenommen worden, als er eine geladene Pistole aus einem Versteck in einer Flughafentoilette holen wollte. Woher die Waffe stammt und was er damit plante, ist noch immer unklar.

Nach seiner Festnahme stellte sich zudem heraus, dass er die Identität eines syrischen Flüchtlings angenommen hatte – trotz fehlender Arabischkenntnisse.

Mit der falschen Identität wollte er nach eigenen Angaben Missstände im Asylverfahren aufdecken. Die Bundesanwaltschaft war in ihrer Anklageschrift hingegen davon ausgegangen, dass er nach Straftaten den Verdacht auf syrische Geflüchtete lenken wollte.

War er geständig?

Franco A. wies bis zuletzt die Vorwürfe zurück, gestand aber ein, mehrere Waffen und Munition gehortet zu haben für den Fall eines Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung in Deutschland. Er sass seit Februar erneut in Untersuchungshaft, nachdem er zu Beginn des Verfahrens auf freiem Fuss war.

Wie sind die Reaktionen auf das Urteil?

Das Berliner Büro der gemeinnützigen privaten Organisation American Jewish Committee (AJC) rief bei Twitter die bei Franco A. gefundene «Feindesliste» in Erinnerung.

Das gegen Rechtsextremismus recherchierende Journalismus-Netzwerk Belltower.News warnte davor, Franco A. «als Einzelfall zu betrachten» und erwähne im Tweet auch die umstrittenen Organisationen Uniter und Nordkreuz.

(dsc/sda/dpa)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Grobianismus
15.07.2022 13:28registriert Februar 2022
Keine Macht dem Faschismus!
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H.P. Liebling
15.07.2022 13:13registriert September 2018
So sehen Nazis heute also aus...
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