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Terrorismus

Nach Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah: Iran schickt Söldner nach Syrien

Nach Tod von Hisbollah-Chef: Iran schickt noch mehr bewaffnete Söldner nach Syrien

Der oberste geistliche Führer Ali Khamenei hält sich bisher mit direkten Vergeltungsdrohungen gegen Israel zurück. Das hat ganz bestimmte Gründe.
29.09.2024, 17:00
Michael Wrase, Limassol/Beirut / ch media
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epa11631212 A protester lights candles in front of the pictures of late Hezbollah leader Hassan Nasrallah, during an anti-Israel protest following the death of Hezbollah leader Nasrallah, in Karachi,  ...
Der Hisbollah-Chef Hassan Narallah ist am Freitag bei einem israelischen Luftangriff getötet worden.Bild: keystone

Die Korrespondentin des englisch-sprachigen iranischen Fernsehsenders «Press TV» schluchzte bitterlich, als sie am Samstagnachmittag den Tod von Hassan Nasrallah bestätigte. «Unser geliebter Führer ist nicht tot. Er wird ins uns allen weiterleben», verkündete die tief verschleierte Reporterin und verstieg sich zu der Behauptung, dass Israel mit der Ermordung des Hisbollah-Chefs «Tausende von neuen Nasrallahs» geschaffen habe.

Sehr viel rationaler reagierte währenddessen Irans Revolutionsführer Ali Khamenei auf den Tod seines wichtigsten Verbündeten. Ohne Nasrallah beim Namen zu nennen, forderte er das «Volk des Libanons» auf, der Hisbollah bei der bevorstehenden Konfrontationen mit dem «Regime des Bösen» beizustehen. «Das Schicksal dieser Region», betonte er besorgt, «wird von der Achse des Widerstandes bestimmt werden, mit der Hisbollah an vorderster Front.»

Sollte es Israel gelingen, die pro-iranische Terrororganisation aufzureiben, dann werde auch die Achse des Widerstandes zerbrechen, implizierte der iranische Revolutionsführer. Gleichzeitig traf der Iran Vorkehrungen gegen einen möglichen Angriff Israels auf den 85-jährigen Khamenei. Der Revolutionsführer sei vorsorglich an einen sicheren Ort untergetaucht, meldete die Nachrichtenagentur Reuters.

Mehr als zwei Jahrzehnte hat Iran gebraucht, ein von Teheran über Bagdad und Damaskus bis nach Beirut reichendes Netzwerk von bewaffneten Radikalgruppen aufzubauen und dessen Finanzierung sicherzustellen. Um die so entstandene Dominanz des Mullah-Regimes im Norden des Nahen Ostens zu verhindern, hatten die USA, Saudi-Arabien und die Türkei versucht, mit der Bewaffnung islamistischer Rebellen den syrischen Diktator Assad zu stürzen und in Damaskus einen prowestlichen Autokraten zu installieren. Der Plan scheiterte vor allem deshalb, weil Teheran Tausende von Hisbollah-Milizionären nach Syrien schickte.

Mit gnadenloser Härte konnten sie den Aufstand ihrer sunnitischen Glaubensbrüder niederringen. Es ist daher keine Überraschung, dass in den noch immer von Islamisten kontrollierten Gebieten nördlich und westlich von Aleppo mit Freudenpartys auf den Tod von Nasrallah reagiert wurde. Ohne die Hisbollah, so die Hoffnung, könnte eine zweite Rebellion gegen das Unrechtsregime in Damaskus vielleicht gelingen.

Teheran ist sich im Klaren darüber, dass das Funktionieren seiner «Widerstandsachse» ohne das syrische Teilstück nicht möglich sein wird. Über die von Irak nach Damaskus führenden Autobahnen sollen in den letzten Tagen nicht nur irakische Milizionäre, sondern auch schiitische Söldner aus Pakistan und Afghanistan an die syrisch-libanesische Grenze verlegt worden sein. Sie sollen zum Einsatz kommen, falls Israel im Libanon eine Bodenoffensive startet. (aargauerzeitung.ch/lyn)

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44 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MasterMic
29.09.2024 17:35registriert August 2023
Könnte nicht der iranische Präsident das Amt des Hisbollah-Chefs übernehmen?…vielleicht wäre auch putin ein Kandidat für dieses Amt…
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flegenheimer
29.09.2024 19:14registriert August 2023
Und währenddessen teilen die freepalestine-socialmedia warriors ein Video von Feiern eines algerischen Fussballteams (Pyroeskalation in der City vom feinsten, ähnlich wie wir es bei Napoli gesehen haben) und behaupten es wäre der Kriegshimmel über Beirut.

Ich habe keine Worte mehr für diese Menschen.
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Troller
29.09.2024 18:14registriert März 2023
Syrien wurde ebenfalls von Russland unterstützt. Die russische Luftüberlegenheit verhinderte der Sturz des syrischen Präsidenten durch die US-Legionäre.
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