Es ist der schwerste Schlag, der die libanesische Hisbollah seit ihrer Gründung vor 42 Jahren bisher hinnehmen musste: Hassan Nasrallah, der die Terrororganisation 32 Jahre lange angeführt hat, ist am Freitag bei israelischen Luftangriffen in einem Vorort von Beirut im Libanon getötet worden. Innerhalb von nur neun Tagen ist es Israel damit gelungen, die komplette Führung der Hisbollah auszulöschen.
It took nine days for the Mossad to annihilate the entirety of Hezbollah’s leadership.
— Julien Hoez (@JulienHoez) September 28, 2024
Nine days. With the cherry on the cake being Hassan #Nasrallah.
This is going to be studied by military and espionage scholars and practitioners for decades. pic.twitter.com/8ieLKq7kIC
Die Hisbollah steht nach diesem schweren Schlag vor der herausfordernden Frage, wer Nasrallah als Anführer beerben soll. Dabei ist Hashem Safieddine in den Mittelpunkt gerückt. Dieser soll laut einer Quelle innerhalb der Hisbollah, auf die sich diverse Medien unabhängig voneinander beziehen, die jüngsten israelischen Angriffe im Libanon bisher überlebt haben.
Doch wer ist dieser Mann?
Safieddine ist ein Cousin von Nasrallah und wie dieser ein Kleriker, der den schwarzen Turban trägt, um damit die Abstammung vom islamischen Propheten Mohammed zu kennzeichnen.
Safieddines familiäre Bindungen und seine äusserliche Ähnlichkeit mit Nasrallah sowie sein religiöser Status als Nachkomme Mohammeds dürften für ihn als neuer Anführer der Hisbollah sprechen.
Nasrallah soll Safieddine vor seinem Tod in verschiedenen Räten innerhalb der Hisbollah Positionen zurechtgeschneidert haben. «Einige von ihnen waren undurchsichtiger als andere. Sie haben ihn kommen, gehen und sprechen lassen», sagte Phillip Smyth, ein Experte, der die vom Iran unterstützten schiitischen Milizen studiert, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Als Vorsitzender des Exekutivrats ist Safieddine zum Beispiel für die politischen Angelegenheiten der Hisbollah zuständig. Er gehört darüber hinaus dem Dschihad-Rat an, der die militärischen Operationen der Gruppe leitet.
Die öffentlichen Äusserungen von Safieddine spiegeln häufig die militante Haltung der Hisbollah und ihre Ausrichtung auf die palästinensische Sache wider.
Bei einer Veranstaltung in Dahiyeh, der Hisbollah-Hochburg in den südlichen Vororten von Beirut, erklärte er laut der Nachrichtenagentur Reuters kürzlich: «Unsere Geschichte, unsere Waffen und unsere Raketen sind mit euch», um seine Solidarität mit den palästinensischen Kämpfern zu bekunden.
Safieddine wurde 2017 vom US-Aussenministerium als Terrorist eingestuft und drohte im Juni nach der Tötung eines weiteren Hisbollah-Kommandeurs mit einer grossen Eskalation gegen Israel. «Lasst (den Feind) sich darauf vorbereiten, zu weinen und zu klagen», sagte er laut der Nachrichtenagentur Reuters bei der Beerdigung.
Nachdem Safieddine 2017 von den USA als Terrorist eingestuft wurde, womit auch der Druck auf die Hisbollah stieg, erklärte er: «Diese geistig behinderte, verrückte US-Regierung unter [Donald] Trump wird nicht in der Lage sein, dem Widerstand zu schaden», und behauptete, dass solche Massnahmen die Entschlossenheit der Hisbollah nur stärken würden.
Ob diese Einschätzung auch 2024 noch zutrifft, dürfte sich in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten zeigen. (lyn)