Nach dem Angriff auf ein Luxushotel in Mali hat der Präsident der ehemaligen französischen Kolonie den landesweiten Ausnahmezustand verhängt. Dieser werde zehn Tage lang gelten, sagte Boubacar Keïta am Freitagabend im staatlichen Fernsehen.
Zudem ordnete er drei Tage Staatstrauer an. Insgesamt seien bei dem Angriff 21 Menschen getötet worden, darunter zwei der islamistischen Angreifer. Sieben Menschen seien verletzt worden.
Mehr als 100 Gäste des Radisson Blu waren bei dem Angriff stundenlang als Geiseln gehalten worden, bevor die malischen Sicherheitskräfte die Geiselnahme beendeten. Unter den Toten war auch ein US-Bürger, während vier Deutsche das Drama unversehrt überlebten. Zu der Tat bekannte sich die Islamistengruppe Al-Mourabitoun.
Die Angreifer gelangten nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Morgen mit einem Auto mit Diplomatenkennzeichen auf das Hotelgelände und eröffneten in der siebten Etage des Gebäudes das Feuer. Nach neun Stunden konnte Sicherheitsminister Traoré Entwarnung geben: «Jetzt haben sie keine Geiseln mehr in ihrer Gewalt.»
John Kirby, der Sprecher des US-Aussenministeriums, erklärte, unter den Toten sei auch ein US-Bürger. Etwa «ein Dutzend» US-Bürger seien aus dem Hotel gerettet worden, darunter auch Angestellte der US-Botschaft.
Er wies Angaben zurück, wonach auch der US-Botschafter in dem Hotel war. Ein Vertreter des US-Afrikakommandos sagte, zwei US-Elitesoldaten hätten sich an dem Einsatz beteiligt. Auch französische Spezialeinheiten unterstützten die malischen Einsatzkräfte.
Unter den Getöteten befand sich nach offiziellen Angaben ein ranghoher belgischer Beamter. Mehrere algerische Diplomaten wurden nach Angaben aus Algier befreit. Insgesamt waren Angehörige von 14 Nationen von der Geiselnahme betroffen, darunter auch Deutsche, Franzosen, Inder, Belgier, Türken und Chinesen.
«Nach allem, was wir wissen, sind keine deutschen Staatsangehörigen zu Schaden gekommen», erklärte aber der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Vier Deutsche überlebten demnach die Geiselnahme unversehrt.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Geiselnahme als einen «abscheulichen Terrorangriff» und zeigte sich «besorgt», weil der Angriff zu einem Zeitpunkt komme, an dem Mali «grosse Fortschritte» im Friedensprozess zwischen der Regierung und den Tuareg-Rebellen im Norden des Landes mache. Auch die US-Regierung verurteilte den Angriff «auf das Schärfste».
Zu dem Angriff bekannte sich die Gruppe Al-Mourabitoun des algerischen Islamisten Mokhtar Belmokhtar. «Wir, die Mourabitoun, mit der Beteiligung unserer Brüder von Al Kaida im Islamischen Maghreb, bekennen uns zu der Geiselnahme im Radisson-Hotel», sagte ein Sprecher am Telefon dem Nachrichtensender Al-Dschasira und dem mauretanischen Nachrichtenportal Al-Achbar. Belmokhtar gilt auch als Drahtzieher des Angriffs auf das algerische Gasfeld In Aménas mit 38 Toten im Jahr 2013.
Mali kommt nicht zur Ruhe, seitdem die Regierung im Frühjahr 2012 von der Armee gestürzt wurde. Tuareg-Rebellen und islamistische Milizen nutzten das anschliessende Machtvakuum aus, um den Norden des Landes in ihre Gewalt zu bringen.Später verdrängten die Islamisten die Tuareg-Rebellen und übernahmen allein die Kontrolle. Als sie Anfang 2013 weiter nach Süden vorzudringen drohten, intervenierte die frühere französische Kolonialmacht und vertrieb die Islamisten aus den Städten.
Trotz einer UNO-Friedensmission verüben islamistische Gruppen aber weiterhin regelmässig Anschläge in Mali. So wurden im August bei einem Angriff auf ein Hotel der Stadt Sévaré 13 Menschen getötet, unter ihnen mehrere UNO-Mitarbeiter.
Die deutsche Bundeswehr beteiligt sich derzeit mit rund 220 Soldaten an der Ausbildung und Unterstützung der malischen Armee. Nach den Anschlägen in Paris vor einer Woche kündigte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) an, Deutschland werde sein militärisches Engagement in Mali deutlich ausbauen. (dhr/sda/afp)