Der Mann sei im Jahr 2012 wegen Terror-Straftaten verurteilt und im Dezember 2018 vorzeitig zur Bewährung entlassen worden, sagte der Chef der britischen Anti-Terror-Polizei, Neil Basu, am frühen Samstagmorgen. Er hatte der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge Verbindungen zu islamistischen Terrorgruppen. Laut «Times» war der Attentäter aus der Haft entlassen worden, nachdem er zugestimmt hatte, eine elektronische Fussfessel zu seiner Überwachung zu tragen. Die Polizei rief die Öffentlichkeit auf, weiter wachsam zu sein.
Der Mann hatte mit einem Messer am Freitagnachmittag auf der London Bridge mitten in der britischen Hauptstadt zwei Passanten getötet und drei weitere verletzt. Die Polizei erschoss ihn dann nach einer Rangelei mit Passanten. Er habe eine Bombenattrappe am Körper getragen, sagte Basu.
"Due to reports the suspect may have had an explosive device, specialist officers attended the scene and wide cordons are in place to ensure there remains no further danger to the public
— Metropolitan Police (@metpoliceuk) November 29, 2019
We believe a device that was strapped to the body of the suspect is a hoax explosive device"
Polizeichef Basu sagte, ein weiterer Täter werde nach dem Angriff derzeit nicht gesucht. Dennoch arbeite man schnell, um sicherzustellen, dass keine weiteren Menschen in den Angriff verwickelt gewesen seien und keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit bestehe.
Der Angreifer lebte offenbar in der Grafschaft Staffordshire in Mittelengland. Dort gab es nach Angaben von Basu Durchsuchungen.
Der Täter habe vor dem Angriff an der Veranstaltung «Zusammen lernen» in der nahe der London Bridge gelegenen Fishmongers' Hall teilgenommen. Laut Medien handelt es sich dabei um ein Resozialisierungsprogramm für Ex-Häftlinge, organisiert von der Cambridge Universität. «Wir gehen davon aus, dass der Angriff innen begann, bevor er (der Täter) das Gebäude verliess und auf der London Bridge weitermachte, wo er festgehalten und schliesslich von bewaffneten Polizisten gestellt und erschossen wurde», sagte Basu. Die «Times» berichtete, der Täter habe in der Halle gedroht, das denkmalgeschützte Gebäude in die Luft zu jagen.
Bei den beiden Getöteten handele es sich um einen Mann und eine Frau, fügte Basu hinzu. Die drei Verletzten – ein Mann und zwei Frauen – seien noch im Spital. Der Nationale Gesundheitsdienst (NHS England) teilte mit, der Zustand eines der Verletzten sei kritisch, aber stabil.
Ein Augenzeuge sagte der PA, ihm habe einer der Männer, die den Täter niedergerungen hätten, gesagt, dieser sei offenbar wegen Terrorismus im Gefängnis gewesen. «Einige der Typen, die auf ihm gewesen waren, waren Ex-Gefangene und sie alle waren in der Fishmongers' Hall.»
Bei Twitter veröffentlichte Handy-Aufnahmen zeigten, dass die bewaffneten Polizisten einen Mann aufforderten, vom Attentäter wegzugehen, bevor er aus nächster Nähe erschossen wurde. Nach dem Schuss habe der Täter seine Arme in Richtung seines Kopfs erhoben – dabei habe man ein zweites Messer auf der Erde in der Nähe seines Körpers sehen können. Die Polizei twitterte, die umfangreichen Absperrungen würden wohl noch einige Zeit in Kraft bleiben. Die Öffentlichkeit solle die Gegend meiden.
Laut «Guardian» wurde der Angreifer 2012 schuldig gesprochen, weil er Terrortaten geplant und Gelder dafür gesammelt habe. Er habe eine militärische Ausbildungseinrichtung für Terroristen in Kaschmir einrichten wollen. Der Richter habe seine Pläne als «ernsthaftes, langfristiges Projekt» bezeichnet und gewarnt, dass er ein anhaltendes Risiko für die Öffentlichkeit darstellen könnte.
Der mutmassliche Täter habe auch einen Angriff auf die Londoner Börse 2010 geplant. Er habe zu einer Gruppe von neun Extremisten gehört, die auch deswegen 2012 verurteilt worden seien, hiess es in dem Bericht weiter. Er sei mit damals 19 Jahren der jüngste in der Gruppe gewesen. Der Richter habe gesagt, der Beschuldigte und zwei weitere seien «ernstzunehmendere Dschihadisten» als die anderen. Ursprünglich sollte er nicht wieder freigelassen werden, es sei denn, er werde nicht mehr als Bedrohung angesehen. Diese Bedingung sei später aufgehoben worden.
Die Behörden stufen den Vorfall vom Freitag als Terrorismus ein. Johnson berief am Abend eine Krisensitzung des Sicherheitskomitees seiner Regierung ein.
Der britische Premier Boris Johnson sagte der BBC, er sei immer dagegen gewesen, dass Schwer- und Gewaltverbrecher vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen würden, insbesondere wenn es sich um Terroristen handele. «Es ist sehr wichtig, dass wir solche Gepflogenheiten hinter uns lassen und dass wir die angemessenen Strafen für gefährliche Kriminelle durchsetzen, besonders für Terroristen.»
Police shouting for everyone to move away. Real panic setting in at London Bridge. Rumours of a shooting? pic.twitter.com/vBZoKu73za
— Timothy Johnson (@timtj) November 29, 2019
Der Messerangriff erschütterte die britische Hauptstadt knapp zwei Wochen vor der vorgezogenen Parlamentswahl. Im Wahlkampf spielt auch die Sicherheitspolitik eine Rolle. Sowohl die konservativen Tories von Johnson als auch die oppositionelle Labour-Partei haben versprochen, die Polizei um mindestens 20'000 Sicherheitskräfte aufzustocken.
«Was bemerkenswert ist an den Bildern, die wir gesehen haben, ist die atemberaubende Heldenhaftigkeit von Passanten, die buchstäblich der Gefahr entgegengerannt sind», sagte Bürgermeister Sadiq Khan zu Journalisten.
Premierminister Boris Johnson teilte per Twitter mit, er werde über den Vorfall auf dem Laufenden gehalten, und dankte den Einsatzkräften für ihre «unverzügliche Reaktion».
"I’m being kept updated on the incident at London Bridge and want to thank the police and all emergency services for their immediate response." — Prime Minister Boris Johnson
— UK Prime Minister (@10DowningStreet) November 29, 2019
Seine Gedanken seien bei den Betroffenen, liess Oppositionschef Jeremy Corbyn von der Labour-Partei per Twitter wissen.
Eine Solidaritätsbekundung kam auch aus Washington. US-Präsident Donald Trump sei über den Angriff an der London Bridge unterrichtet worden und verfolge die Situation. «Die Vereinigten Staaten verurteilen alle schrecklichen Gewalttaten gegen unschuldige Menschen scharf. Und wir sagen unserem Verbündeten, dem Vereinigten Königreich, unsere volle Unterstützung zu», teilte ein Sprecher des Weissen Hauses mit.
Der Angriff weckte Erinnerungen an den Anschlag vom 3. Juni 2017, als drei Attentäter auf der London Bridge mit einem Lieferwagen in eine Menschenmenge gerast waren und anschliessend im angrenzenden Ausgehviertel rund um den Borough Market wahllos auf Menschen eingestochen hatten. Acht Menschen starben, 48 weitere wurden verletzt. Die Polizei erschoss die drei Attentäter.
Im März desselben Jahres fuhr ein Angreifer mit einem Auto auf der Westminster Bridge in mehrere Fussgänger, vier Passanten starben. Der Mann erstach zudem einen Polizisten, ehe er von der Polizei erschossen wurde.
Quellen: Berichte der Nachrichtenagenturen SDA, AFP, Reuters und DPA
(dsc/bal)
Meine Kollegin wohnt erst seit drei Monaten in London und hat bereits 3 Polizeieinsätze wegen fataler Messerstecherei vor Ort erlebt...
Leider werden sich solche "News" noch häufen, den die Vorweihnachtszeit fängt erst an....
erwähnenswert finde ich, dass ex-kriminelle ihr leben riskiert haben um ihn zu stoppen. ein messerangriff ist sehr schwierig zu entgegnen und rasch tödlich...