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Terrorismus

Norwegen: Rechtsextremer Attentäter filmte Tat mit Helmkamera

Flowers are left by a police cordon outside Al-Noor Islamic Centre Mosque in Baerum, Norway, Monday Aug. 12, 2019, after an attack at the mosque on Saturday. The defense lawyer for a suspected gunman  ...
Blumen vor der Moschee in Baerum, wo am Wochenende ein Attentat gerade noch verhindert werden konnte.Bild: AP

Neue Erkenntnisse in Norwegen ++ Terrorist filmte mit Helmkamera ++ Rechtsextremes Motiv

12.08.2019, 19:1112.08.2019, 19:18
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Nach dem Angriff auf eine Moschee bei Oslo kommt der 21 Jahre alte Tatverdächtige in Untersuchungshaft. Das entschied das Bezirksgericht der norwegischen Hauptstadt am Montag.

Der Norweger, dem die Staatsanwaltschaft neben Mordanschuldigungen mittlerweile auch Terrorismus vorwirft, kann nach dem Beschluss von Richter Sven Olav Solberg somit bis zu vier Wochen lang in U-Haft mit Brief- und Besuchsverbot gehalten werden, die ersten beiden Wochen davon in vollständiger Isolation.

Als der Mann am Montag zu einer Verhandlung in den Gerichtssaal kam, wies sein Gesicht zwei blaue Augen sowie mehrere Schrammen auf, die offenbar von der Auseinandersetzung in der Moschee herstammten. Dennoch lächelte er in Richtung der Kameras. Im Anschluss mussten die Medien den Saal für die Verhandlung verlassen.

Nach Angaben seiner Verteidigerin Unni Fries wies der Mann die Anschuldigungen vor Gericht von sich und forderte seine Freilassung. Sich weiter erklären oder auf Fragen antworten wollte er nicht, wie das Gericht mitteilte.

Mit mehreren Waffen war der 21-Jährige am Samstag in die Al-Noor-Moschee in Baerum bei Oslo eingedrungen. Dort gab er zwar mehrere Schüsse ab, wurde aber von einem 65-Jährigen überwältigt. Schwerer verletzt wurde dort niemand.

In der Wohnung des Verdächtigen fand die Polizei später die Leiche seiner 17 Jahre alten Stiefschwester, weshalb sich der Mann auch wegen Mordes verantworten muss.

epa07769561 Flowers outside the home of 17-year old stepsister of suspected Mosque attacker in Barum (Baerum) outside Oslo, Norway, 12 August 2019. A 21-year-old Norwegian man is set to face court on  ...
Auch vor dem Haus der 17-jährigen Stiefschwester wurden Blumen niedergelegt.Bild: EPA

Rechtsextremes Motiv

Die Ermittler gehen bei dem Angriff auf die Moschee unter anderem aufgrund der Online-Aktivitäten des Mannes von einem rechtsextremen Motiv aus. Berichten norwegischer Medien zufolge soll er sich kurz vor der Tat online lobend über den Terroranschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch geäussert haben, bei dem ein Rechtsextremist im März 51 Menschen erschossen und weitere 50 verletzt hatte. Auch zu den kürzlichen Schüssen im texanischen El Paso mit 22 Toten soll er seine Unterstützung geäussert haben.

Wie der Christchurch-Attentäter filmte der Verdächtige seine Tat mit einer Helmkamera selbst, wie ein Polizeisprecher sagte. Dieses Material sei für die Polizei ein wichtiges Beweismittel. Den Inhalt wollte der Sprecher nicht kommentieren. Er sagte ausserdem, die Motivation zur Tat habe mutmasslich darin bestanden, die muslimische Bevölkerung in Norwegen zu treffen.

Der norwegische Geheimdienst PST erhielt bereits vor gut einem Jahr einen Tipp zu dem 21-Jährigen. PST und Polizei seien dem zwar nachgegangen, es habe aber keine Grundlage dafür gegeben, diesen Hinweis weiter zu verfolgen, sagte Geheimdienstchef Hans Sverre Sjøvold am Montag. (sda/dpa)

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Attacke auf zwei Moscheen in Neuseeland
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Attacke auf zwei Moscheen in Neuseeland
Bei einem Terrorangriff auf zwei Moscheen in Christchurch hat es am Freitag, 15. März 2019, mindestens 50 Tote gegeben. Mit einer Schnellfeuerwaffe schoss ein Tatverdächtiger auf Muslime.
quelle: epa/snpa / martin hunter
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pana
12.08.2019 21:04registriert Juni 2015
Ein norwegischer Terrorist wird von einem muslimischen Immigranten gestoppt. Könnte diese jemand dem Trump vorlesen? (Denn auf Fox News kommt das natürlich nicht)
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Zum Kommentar
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Posersalami
12.08.2019 21:03registriert September 2016
Held des Tages 👍

Hoffentlich wird dieser Vollpfosten eine sehr lange Zeit hinter Gittern verbringen. Unglaublich!
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Zum Kommentar
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