Knapp sechs Jahre nach einem islamistischen Anschlag in Südfrankreich mit vier Toten hat ein Gericht in Paris sechs Männer und eine Frau aus dem Umfeld des Täters zu Haftstrafen zwischen sechs Monaten und vier Jahren verurteilt. Die höchste Strafe verhängten die Richter am Freitagabend für die damals 18 Jahre alte Freundin des Täters, weil sie in seine Pläne eingeweiht war und nicht die Polizei alarmierte. Wie die Zeitung «Le Parisien» aus dem Gerichtssaal berichtete, gehen die Behörden aber davon aus, dass die junge Frau inzwischen nicht mehr radikalisiert ist.
Die übrigen Angeklagten wurden verurteilt, weil sie dem Täter auf unterschiedliche Weise geholfen hatten, ohne seine tatsächlichen Pläne zu kennen. So hatte ihn ein Freund beim Kauf von Waffen begleitet. Die Urteile fielen deutlich niedriger aus als die von der Staatsanwaltschaft geforderten bis zu elf Jahre Haft.
Im März 2018 hatte ein 25-jähriger Islamist in der Region von Carcassonne bei mehreren Attacken vier Menschen getötet – darunter einen 44-jährigen Polizisten, der sich als Austauschgeisel zur Verfügung gestellt hatte. Der Gendarmerieoffizier Arnaud Beltrame wurde später als Held gefeiert, er habe weitere Tote verhindert, hiess es. 16 Menschen wurden bei den Attacken verletzt. Die Polizei tötete den Angreifer, der sich in einem Supermarkt verschanzt hatte.
Der Anschlag reihte sich damals in eine Serie islamistischer Attacken in Frankreich ein. Vor allem die schweren Anschläge von Paris 2015 und Nizza 2016 hatten das Land schwer erschüttert. Der Angreifer bezeichnete sich selbst als «Soldat» der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und rief bei seiner Attacke im Supermarkt zudem «Gott ist gross» auf Arabisch. (sda/dpa)