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Shinawatra wird bislang jüngste Regierungschefin in Thailand

Milliardärserbin Shinawatra wird bislang jüngste Regierungschefin in Thailand

16.08.2024, 07:5916.08.2024, 08:36
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Thailand bekommt zum zweiten Mal in seiner Geschichte eine Frau zur Regierungschefin: Die erst 37 Jahre alte Paetongtarn Shinawatra, Vorsitzende der Regierungspartei Pheu Thai und Erbin einer steinreichen Dynastie, wurde am Vormittag (Ortszeit) im Parlament mit deutlicher Mehrheit gewählt. Sie wird damit die jüngste Ministerpräsidentin aller Zeiten in dem südostasiatischen Königreich.

epa11549974 Pheu Thai Party's leader and its prime minister candidate Paetongtarn Shinawatra greets after being nominated to be a new prime minister during a coalition government press conference ...
Paetongtarn Shinawatra nach ihrer Ernennung zur Ministerpräsidentin.Bild: keystone

Die Wahl kommt nur zwei Tage nach der Absetzung von Premier Srettha Thavisin durch das Verfassungsgericht. Paetongtarn ist ein Sprössling des bekannten Shinawatra-Clans: Sie ist die Tochter des Milliardärs und früheren Regierungschefs Thaksin Shinawatra und die Nichte der früheren Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra.

Beide waren jeweils mehrere Jahre an der Macht, wurden dann aber durch Militärcoups entmachtet und gingen ins Exil. Im stark polarisierten Königreich hat die Familie aber weiter viele Anhänger.

Einzige Kandidatin

Mit Paetongtarn, die unter anderem in Grossbritannien studiert hat, leitet nach ihrer Tante erst zum zweiten Mal eine Frau die Geschicke des Landes. Sie galt bei der Parlamentswahl 2023 bereits als neuer Stern am thailändischen Politik-Himmel und absolvierte den Wahlkampf damals sogar hochschwanger. Nächste Woche feiert sie ihren 38. Geburtstag.

Die Regierungskoalition, die im Parlament über eine komfortable Mehrheit verfügt, hatte Paetongtarn am Donnerstag als einzige Kandidatin aufgestellt. Die Nominierung kam überraschend, nachdem zuvor der ehemalige Justizminister Chaikasem Nitisiri (75) als Spitzenkandidat gehandelt wurde. Es gab aber Spekulationen, dass der Politiker nicht bei bester Gesundheit sei. Vorausgegangen war Berichten zufolge ein Treffen der Parteispitzen im Anwesen der Shinawatras in Bangkok.

April 5, 2023, Nonthaburi, Thailand: Chaikasem Nitisiri, the Phue Thai Party and candidate for prime minister in the upcoming general election seen during the pre-election campaign at Thunderdome Stad ...
Zunächst war Chaikasem Nitisiri als Spitzenkandidat gehandelt worden.Bild: www.imago-images.de

Paetongtarns Vater, einer der reichsten Männer des Landes, war seit 2008 im selbst auferlegten Exil. Erst im August vergangenen Jahres war der Medienunternehmer nach Thailand zurückgekehrt. Im Juni wurde er wegen Majestätsbeleidigung angeklagt. Thaksin gilt trotz vieler juristischer Probleme weiterhin als einflussreicher Strippenzieher.

Staatsstreiche und Gerichtsbeschlüsse

Der Vorgänger der neuen Regierungschefin, Srettha (62), war am Mittwoch im Rahmen einer Klage seines Amtes enthoben worden. Dutzende konservative Senatoren hatten dem Regierungschef vorgeworfen, mit der Ernennung eines vorbestraften Ministers gegen die ethischen Regeln verstossen zu haben. Dem stimmte das Verfassungsgericht - für viele überraschend - zu. Politischen Beobachtern zufolge war es bereits das fünfte Mal, dass eine von Pheu Thai geführte Regierung durch einen Putsch oder einen Gerichtsbeschluss abgesetzt wurde.

FILE - Thai Prime Minister Srettha Thavisin arrives at Ploenchit market in Bangkok, Thailand, on Aug. 14, 2024. (AP Photo/Sakchai Lalit, File)
Srettha Thavisin, der Vorgänger von Paetongtarn Shinawatra.Bild: keystone

In den vergangenen Jahrzehnten gab es in Thailand immer wieder Staatsstreiche, Militärregierungen und Strassenproteste der Demokratiebewegung. Erst in der vergangenen Woche hatte das Verfassungsgericht auf Druck konservativer Kräfte die Auflösung der progressiven Move-Forward-Partei (MFP) angeordnet - des eigentlichen Gewinners der Parlamentswahl vom Mai 2023.

Die vor allem bei jungen Thais beliebte Partei, die sich für eine Änderung des strengen Gesetzes zur Majestätsbeleidigung eingesetzt hatte, war nach wochenlangen politischen Wirren von der Pheu Thai ausgebootet worden und musste in die Opposition. Eine Reform des Gesetzes, das bei Zuwiderhandeln langjährige Haftstrafen vorsieht, gilt nach wie vor als Tabu. Nach ihrer Auflösung hat sich die MFP kürzlich unter einem anderen Namen neu gegründet: People's Party (PP/Volkspartei). (dab/sda/dpa)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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insert_brain_here
16.08.2024 10:21registriert Oktober 2019
Die Thais sind wirklich nicht zu beneiden, da kommt alles zusammen. Militärdiktatur mit ein bisschen religiöser Monarchie gewürzt mit ganz viel Nepotismus.
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