Die russische Armee hat grosse Erwartungen an die aktuelle Sommerkampagne im Ukrainekrieg geknüpft. Vor allem deshalb, weil die westliche Militärhilfe für die Ukraine, insbesondere aus den USA, ins Stocken geraten ist.
Eine eigentliche Sommeroffensive liegt zwar gar nicht vor, denn Moskaus Streitkräfte befinden sich seit Oktober 2023 – mit lediglich kurzen Pausen – im kontinuierlichen Offensivmodus. Dennoch hatte Russland gehofft, im Schatten jüngster diplomatischer Vermittlungsversuche spürbare Geländegewinne zu erzielen. Doch diese sind bislang ausgeblieben, wie folgende Übersicht zeigt.
Aus ukrainischer Sicht besonders besorgniserregend ist, dass sich die Kämpfe zuletzt auf die nordukrainische Region Sumy ausgeweitet haben – so nah wie noch nie zuvor an den Bezirk Dnipro, der an die seit elf Jahren umkämpfte Region Donezk grenzt. Laut Armeechef Oleksandr Sirski wurde jedoch der russische Vorstoss in der Region Sumy in dieser Woche gestoppt. Die Erfahrungen aus Mai und Juni würden zeigen, dass russische Angriffe ähnlich wie im Vorjahr erfolglos bleiben.
2024 hatte Russland vergleichbare Angriffe auch in der angrenzenden Region Charkiw versucht – trotz anfänglicher ukrainischer Probleme ohne nachhaltigen Erfolg. Russische Militärblogger bestätigen eine starke Verlangsamung der Angriffe in Sumy, auch wenn unklar bleibt, ob der Vormarsch vollständig gestoppt wurde. Die Ukraine konnte bislang eine Katastrophe verhindern.
Doch Sorgen über unzureichend gebaute ukrainische Verteidigungsanlagen im Grenzgebiet von Sumy führten zu Kritik und Empörung in sozialen Medien. «Verlangsamung des Vorankommens bedeutet nicht den Stopp des Vorankommens», warnte der ukrainische Militärreporter Bohdan Myroschnykow. Dennoch betonte er, die Situation sei nicht mehr kritisch und mittlerweile unter Kontrolle.
In Richtung der Region Dnipro konnte Russland zuletzt mehrere Ortschaften einnehmen. An drei Punkten steht die russische Armee bereits in unmittelbarer Nähe zur administrativen Grenze des für die Ukraine strategisch bedeutsamen Gebiets – eine vierte Stelle könnte bald folgen.
Ein möglicher russischer Vormarsch Richtung Dnipro oder Saporischschja wäre brisant: Beide Städte sind bedeutende logistische Knotenpunkte der ukrainischen Kriegsführung und gehören generell zu den wichtigsten urbanen Zentren des Landes. Dennoch deutet wenig auf eine unmittelbare russische Absicht hin, diese Städte direkt anzugreifen.
Vielmehr versucht Russland derzeit vor allem, im Norden der Region Donezk weiter vorzudringen und von Südosten her die seit Monaten umkämpfte, logistisch bedeutsame Stadt Pokrowsk zu erreichen. Dabei blieb ein entscheidender Durchbruch bislang aus.
Parallel zur Bodenoffensive verstärkt Russland unverändert seinen Luftkrieg. In der lauten Nacht auf Freitag wurden fast 400 Luftziele – darunter über 360 Drohnen – auf ukrainisches Gebiet abgefeuert. Kiew wurde damit zum zweiten Mal in einer Woche Ziel massiver Luftangriffe, nachdem in der Nacht auf Montag bereits mehr als 100 Drohnen auf die Hauptstadt gelenkt worden waren.
Auch andere, frontferne Grossstädte litten unter ähnlichen Angriffen. Diese Entwicklung trifft vor allem die Zivilbevölkerung im Hinterland hart – und lässt die Belastung durch den Krieg in bisher relativ sicheren Regionen weiter ansteigen.
Trotz der zwischenzeitlich schwächelnden US-Unterstützung hat sich die militärische Lage an der Front kaum zugunsten Russlands verschoben. Die ohnehin unter Druck stehende ukrainische Flugabwehr gerät zwar durch die verstärkten Angriffe zunehmend an ihre Grenzen. Die stockende russische Operation in der Region Sumy deutet eher auf ein taktisches Ablenkungsmanöver hin – mit Blick auf die strategisch wichtigere Region Donezk.
Auch die russischen Vorstösse Richtung Dnipro gelten weniger als Versuch eines grossflächigen Durchbruchs, sondern vor allem als taktische Bewegung zur Besetzung des Nordens von Donezk. Die russischen Maximalziele bleiben unverändert: die Einnahme des Ballungsraums um Pokrowsk, Kostjantyniwka, Slowjansk und Kramatorsk. Moskau hat zwar theoretisch noch bis Ende September Zeit für diese Ziele – konkrete Anzeichen für ein entschiedenes Nachstossen sind bislang jedoch kaum erkennbar.
Auch unter dem Aspekt eines möglichen Waffenstillstands, den Russland weiterhin kategorisch ablehnt, sind nicht nur Geländegewinne, sondern auch die eigenen Verluste relevant. In der Schlüsselregion Pokrowsk sprechen Militärexperten mittlerweile von Angriffen ähnlich jenen auf Bachmut Anfang 2023, als die Söldnergruppe Wagner die Stadt zwar erobern konnte, dabei jedoch nahezu kampfunfähig wurde.
Diese verlustreiche Schlacht hatte wohl auch Auswirkungen auf die gescheiterte ukrainische Sommeroffensive desselben Jahres. Seither hat sich der Drohneneinsatz nochmals deutlich weiterentwickelt, was Offensivkampagnen zusätzlich erschwert – insbesondere für eine Ukraine, die unter Personalmangel leidet. Eine abschliessende Bilanz der russischen Sommerkampagne wird sich daher erst im Frühherbst ziehen lassen.
richtiger wäre die Russen stecken seit drei Jahren fest.
und da sie auf dem boden keine geländegewinne machen schiessen sie mit drohnen und raketen in Städte.
Bei der derzeitigen Lethargie Europas ist es nur eine frage der zeit bis auch europäische Städte angegriffen werden.