Grenzkonflikt eskaliert erneut: Thailand fliegt Luftangriffe auf Kambodscha
Thailand hat eigenen Angaben zufolge entlang seiner Grenze zu Kambodscha Luftangriffe geflogen. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, am Montagmorgen Angriffe entlang ihrer Grenze gestartet zu haben. Dies nach wochenlangen schwelenden Spannungen und der vorherigen Aussetzung des Waffenstillstandsabkommens durch Thailand.
Mindestens ein thailändischer Soldat wurde getötet und vier weitere verletzt, wie das thailändische Militär am Montag mitteilte. Man habe nun damit begonnen, Flugzeuge für Angriffe auf militärische Ziele in mehreren Gebieten einzusetzen, hiess es weiter. Zudem sollen in Thailand mehr als 385'000 Zivilisten aus vier Grenzbezirken in Sicherheit gebracht werden. Mehr als 35'000 von ihnen seien bereits in Notunterkünften untergebracht.
Laut dem thailändischen Militär waren Truppen in der Provinz Ubon Ratchathani zuvor unter kambodschanischen Beschuss geraten. Das kambodschanische Verteidigungsministerium teilte hingegen mit, das thailändische Militär habe seine Streitkräfte im Morgengrauen an zwei Orten angegriffen. Dem seien tagelange Provokationen vorausgegangen. Die kambodschanischen Truppen hätten nicht zurückgeschossen.
Waffenruhe gescheitert – trotz Drohung der USA
Beide Länder hatten sich zuvor gegenseitig beschuldigt, eine im Oktober unterzeichnete Waffenruhe verletzt zu haben. Thailand hatte jedoch Mitte November die Umsetzung des Abkommens ausgesetzt, nachdem ein Soldat durch eine Landmine verletzt worden war. US-Präsident Donald Trump und der malaysische Ministerpräsident Anwar Ibrahim hatten die Waffenruhe vermittelt. Trump hatte gewarnt, er werde keine Handelsverträge mit den beiden Staaten abschliessen, wenn sie die Kämpfe nicht beenden.
Die Vereinbarung sieht eine militärische Deeskalation, den Abzug schwerer Waffen aus dem Grenzgebiet und die Einrichtung eines Beobachterteams des südostasiatischen Staatenbundes Asean vor. Zudem sagte Thailand zu, 18 kambodschanische Kriegsgefangene freizulassen, sollten die Massnahmen umgesetzt werden. Das Abkommen wurde während des Asean-Gipfels in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur besiegelt.
Der Streit zwischen Thailand und Kambodscha eskalierte im Juli zu einem fünftägigen Grenzkonflikt. Dabei wurden mindestens 48 Menschen getötet und schätzungsweise 300'000 vorübergehend vertrieben. Thailand und Kambodscha streiten seit mehr als einem Jahrhundert um die Souveränität an nicht markierten Punkten entlang ihrer 817 Kilometer langen Landgrenze. Diese wurde 1907 von Frankreich kartiert, als es Kambodscha als Kolonie beherrschte. Die Spannungen führten wiederholt zu Gefechten, wie zu einem wochenlangen Artilleriebeschuss im Jahr 2011.
Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur Reuters

