17 Tage lang schwamm die Orca-Dame Tahlequah mit ihrem toten Neugeborenen im Pazifik. Ihre herzzerreissende Geschichte ging um die Welt, da sie eindrucksvoll die Fähigkeit der Orcas verdeutlichte, Trauer zu empfinden.
«Wir Menschen haben die gleichen Neurotransmitter wie Orcas. Wir haben die gleichen Hormone wie sie. Warum sollten wir nicht auch die gleichen Emotionen haben wie sie? Emotionen sind nicht unser Monopol», sagte Joe Gaydos, wissenschaftlicher Leiter der Meeresforschungsorganisation SeaDoc Society. Ähnliches Verhalten könne man auch bei Delfinen und Primaten beobachten.
Aussergewöhnlich war beim Fall Tahlequah vor allem die lange Dauer der Trauer. «Eine derart lang anhaltende Trauer wurde noch nie beobachtet», sagte damals Michael Milstein von der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA. Tahlequah legte dabei über 1600 Kilometer zurück, während sie den Körper ihres verstorbenen Kalbs trug.
Nun wiederholt sich die traurige Geschichte: Tahlequah ist erneut mit einem toten Kalb auf ihrem Kopf gesichert worden. «Die Sterblichkeitsrate von Orcas ist im ersten Jahr sehr hoch», schreibt das Zentrum für Walforschung.
Und weiter: «Der Tod eines jeden Kalbs ist ein enormer Verlust, doch der Tod des Kalbes von Tahlequah ist besonders verheerend. Nicht nur, weil sie ein Weibchen war, sondern auch wegen der Vorgeschichte ihrer Mutter, die nun zwei von vier dokumentierten Kälbern verloren hat – beide waren weiblich». Tahlequahs erstes Kalb, geboren vor 14 Jahren, und ein weiteres, geboren 2020, sind wohlauf. Beide sind männlich.
Die Southern Resident Orcas, zu denen auch Tahlequah gehört, sind durch menschliche Aktivitäten stark gefährdet. Zu den Hauptursachen zählen Fangaktionen, Fischernetze, in denen sie als Beifang sterben, Nahrungsverknappung durch Überfischung sowie Meeresverschmutzung.
Die Wissenschaftler sind besorgt über die Gesundheit der trauernden Mutter. Das Tragen des Kalbes sei anstrengend und beeinträchtige die Futtersuche. (cst)
Herzzerreissend.