Erstmals seit 2011 hat der inhaftierte Kurdenführer Abdullah Öcalan seine Anwälte getroffen. Das Gespräch mit zwei seiner Verteidiger am vergangenen Donnerstag habe etwa eine Stunde gedauert, sagte einer der Anwälte, Rezan Sarica, am Montag.
Nach Angaben seiner Kollegin Nevroz Uysal rief Öcalan seine Anhänger auf, einen Hungerstreik aus Solidarität mit ihm nicht bis zum Äussersten zu treiben.
Der Gründer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbüsst seit 20 Jahren in fast völliger Isolation auf der Gefängnisinsel Imrali nahe Istanbul eine lebenslange Freiheitsstrafe. Er war 1999 festgenommen und wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden. 2002 wurde seine Strafe in lebenslange Haft umgewandelt.
Öcalan hatte die PKK 1978 mitgegründet, um Autonomie für die Kurden in der Türkei zu erringen. 1984 nahm die PKK den bewaffneten Kampf für einen unabhängigen Kurdenstaat auf. In der Folge wurden mehr als 40'000 Menschen getötet. Die türkische Regierung und ihre westlichen Verbündeten betrachten die PKK als Terrororganisation.
Nach dem Zusammenbruch des vorläufig letzten Waffenstillstands mit der PKK im Jahr 2015 verschärfte Präsident Recep Tayyip Erdogan den Ton gegenüber den kurdischen Rebellen wieder deutlich. Eine politische Lösung des Konflikts schien damit wieder in weite Ferne gerückt.
Nach dem versuchten Militärputsch im Juli 2016 verbot die Regierung zudem alle Besuche bei Öcalan auf Imrali. Erst nachdem die Abgeordnete Leyla Güven von der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP) und mehr als 300 weitere Häftlinge aus Protest gegen Öcalans Isolation in den Hungerstreik traten waren, durfte dessen Bruder Mehmet ihn Mitte Januar besuchen.
Laut Öcalans Anwältin Uysal appellierte der PKK-Führer an alle Hungerstreikenden, mit ihrem Protest nicht ihr eigenes Leben zu gefährden. «Ihre physische und psychische Gesundheit steht für uns über allen anderen Erwägungen», sagte sie.
Sie fügte hinzu, entscheidend sei eine «ehrenhafte und demokratische politische Beilegung des Konflikts». Ob Öcalan künftig wieder regelmässig seine Anwälte sehen kann, blieb nach Angaben von Uysals Kollegen Sarica zunächst unklar. (aeg/sda/afp)