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Türkei

Jetzt demonstriert auch Pikachu in der Türkei gegen Erdogan

Der Aktivist, den niemand erwartet hat: Pikachu demonstriert gegen Erdogan

Bei den Massenprotesten gegen die Verhaftung des türkischen Oppositionellen Imamoglu wird ein Demonstrant im Pokemon-Kostüm zum Social-Media-Star.
29.03.2025, 08:2829.03.2025, 08:28
Fabian Hock und Gerd Höhler / ch media
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Vor zehn Tagen hat der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan seinen wichtigsten Konkurrenten Ekrem Imamoglu festnehmen lassen. Dem inzwischen abgesetzten Bürgermeister von Istanbul werden Korruption und «Terrorismus» vorgeworfen. Der 53-jährige Politiker galt als aussichtsreichster Herausforderer von Erdogan bei einer künftigen Präsidentenwahl. Die Opposition wirft Erdogan vor, er wolle mit dem Strafverfahren Imamoglu als Konkurrenten ausschalten.

Dessen Verhaftung hat Massenproteste in vielen türkischen Städten ausgelöst. Auch am Donnerstagabend demonstrierten Tausende den neunten Tag in Folge. Ein Teilnehmer sticht dabei heraus: Verkleidet als Pikachu – ein gelbes, mausähnliches Pokémon aus der gleichnamigen Anime-Serie – rennt er durch die nächtlichen Strassen Antalyas. In den sozialen Medien wird er dafür gefeiert, seine Auftritte werden millionenfach geteilt.

Die Aufnahmen wirken so skurril, dass sich die Frage nach der Echtheit stellt. Das Nachrichtenmagazin «Spiegel» hat die Auftritte des türkischen Pikachu untersucht und festgestellt: Die Videos sind echt. Auch der Ersteller von einem der Clips wurde ausfindig gemacht. Der türkische Journalist Ismail Koceroglu hat den kostümierten Aktivisten gefilmt. «Die Öffentlichkeit denkt, dass Imamoglu zu Unrecht festgenommen wurde», zitiert ihn der «Spiegel». «Am siebten Tag der Proteste schloss sich eine Person in einem Pikachu-Kostüm den Protesten in Antalya an», sagte der Journalist. Das Ziel, Aufmerksamkeit auf die Proteste zu lenken, ist dem ungewöhnlichen Demonstranten damit zweifellos gelungen.

Diese schwinde vor allem in den westlichen Regierungszentralen, klagt Imamoglu. In einem Gastbeitrag für die «New York Times» kritisiert der Oppositionspolitiker die zurückhaltenden Reaktionen westlicher Staats- und Regierungschefs auf seine Verhaftung. «Ihr Schweigen ist ohrenbetäubend», schrieb Imamoglu über die Regierungen. Er kritisierte vor allem die USA. Präsident Trump nannte Erdogan diese Woche sogar einen «guten Führer».

Der türkische Präsident bezeichnet die überwiegend friedlichen Proteste derweil als «Strassenterror». Nach Angaben des türkischen Innenministeriums wurden bei den Demonstrationen bisher fast 1900 Menschen festgenommen. Für diesen Sonntag hat Imamoglus Oppositionspartei CHP dennoch zu einer weiteren Grossdemonstration in Istanbul aufgerufen. Ob auch Pikachu die Hunderte Kilometer lange Reise an den Bosporus antreten wird, ist noch nicht bekannt. (aargauerzeitung.ch)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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TheRealSnakePlissken
29.03.2025 09:09registriert Januar 2018
Warum schweigen die westlichen Regierungen? Von der Trump-Administration ist ja nichts anderes zu erwarten. - Die anderen wohl, weil sie nach dem Ausscheiden der USA noch mehr auf die zumindest personell zweitstärkste NATO-Armee angewiesen sind. - Nicht vergessen sollte man auch, dass Erdogan ohne die Stimmen der türkischen Diaspora (Schwerpunkt Deutschland) nicht gewählt worden wäre 🥵.
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Emil Eugster
29.03.2025 10:26registriert April 2024
Es wäre an der Zeit einmal die alten Männer wweltweit von den Machtpositionen zu entfrenen.
Die Welt wäre auf einen Schlag eine bessere.
Wo ist Thanos wenn man ihn braucht?
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