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Nato plant mehr Präsenz im Osten – Reaktion Russlands steht noch aus

Nato plant mehr Präsenz im Osten – Reaktion Russlands steht noch aus

Die Nato plant ihre Präsenz in östlichen Mitgliedstaaten zu verstärken und zum Beispiel in Rumänien multinationale Kampftruppen zu stationieren. Kritiker befürchten, dass dies zu einer weiteren Verschärfung des Ukraine-Konflikts führen könnte.
11.02.2022, 09:3411.02.2022, 14:47
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Die Nato hat angesichts des russischen Truppenaufmarsches an der Grenze zur Ukraine den Ausbau ihrer Präsenz im östlichen Bündnisgebiet auf den Weg gebracht. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nahmen die 30 Mitgliedstaaten in dieser Woche in einem schriftlichen Beschlussverfahren einen entsprechenden Vorschlag der Militärs an.

Dieser zielt insbesondere darauf ab, zur Abschreckung Russlands auch in südwestlich der Ukraine gelegenen Nato-Ländern wie Rumänien multinationale Kampftruppen zu stationieren. Bislang gibt es die sogenannten Battlegroups nur in den baltischen Staaten Estland, Litauen und Lettland sowie in Polen.

FILE - In this photo taken from video and released by the Russian Defense Ministry Press Service on Friday, Feb. 4, 2022, armored vehicles fire during the Belarusian and Russian joint military drills  ...
Zurzeit findet eine russisch-belarussische Militärübung unweit der ukrainischen Grenze statt.Bild: keystone

Russland will Nato-Aktivitäten in Osteuropa drastisch reduziert sehen

Der Beschluss der Alliierten soll am kommenden Mittwoch bei einem Treffen der Verteidigungsminister noch einmal bestätigt werden. Dann wird auch die offizielle Ankündigung erfolgen. Die Umsetzung der Planungen könnte noch in diesem Frühjahr erfolgen.

Mit Spannung wird nun erwartet, wie Russland auf die Entscheidung der Nato reagiert. Kritiker befürchten, dass die Entsendung zusätzlicher Bündnistruppen in Richtung Osten zu einer weiteren Verschärfung des aktuellen Ukraine-Konflikts führen könnte. Dafür spricht, dass die Regierung in Moskau der Nato erst im Dezember Vorschläge für neue Sicherheitsvereinbarungen unterbreitete, die unter anderem darauf abzielen, dass die Nato ihre Aktivitäten in Osteuropa drastisch reduziert.

Auf der anderen Seite kann es Moskau als Erfolg verbuchen, dass voraussichtlich nicht in allen relevanten Nato-Ländern multinationale Einheiten stationiert werden. So kündigte das direkt an die Ukraine angrenzende Ungarn am Mittwoch öffentlich an, eine Verlegung von Nato-Truppen auf sein Staatsgebiet für nicht notwendig zu halten. Kurz zuvor war Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban zu Gast beim russischen Präsidenten Wladimir Putin gewesen. Der rechtsnationale Politiker pflegt im Gegensatz zu den meisten anderen Staats- und Regierungschefs der Nato ein freundschaftliches Verhältnis zu Russland und Putin.

Frankreich und USA sind Truppensteller

Neben Rumänien sollen noch die Slowakei und Bulgarien Standorte für multinationale Nato-Einheiten bereitstellen. Als zwei sichere Truppensteller für die neue Initiative gelten Frankreich und die USA. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte bereits im Januar angekündigt, dass sein Land im Fall einer entsprechenden Nato-Entscheidung Verantwortung übernehmen werde. Die USA sind schon jetzt dabei, rund 1000 Soldaten von Deutschland aus nach Rumänien zu verlegen. Dies läuft unter dem Oberbegriff erhöhte Wachsamkeitsaktivitäten («Enhanced Vigilance Activities»).

Ergänzend zu dem Ausbau ihrer Präsenz im östlichen Bündnisgebiet will die Nato angesichts der aktuellen Spannungen mit Russland auch ihre Aufstellung in anderen Teilen Europas auf den Prüfstand stellen und gegebenenfalls anpassen. Ein dahingehender Vorschlag der Militärs wurde nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ebenfalls angenommen.

Soldiers of the 2nd Cavalry Regiment line up vehicles at the military airfield in Vilseck, Germany, Wednesday, Feb. 9, 2022 as they prepare for the regiment's movement to Romania loading of Stryk ...
US-Soldaten in Vilseck (Deutschland) vor ihrer Verlegung nach Rumänien am 09. Februar.Bild: keystone

Reaktionen auf Russlands Provokationen

In Nato-Kreisen wird betont, dass der Ausbau der Truppenpräsenz an der Ostflanke ausschliesslich als Reaktion auf das russische Verhalten erfolge. Als Beleg dafür gilt die Tatsache, dass bis zur Einverleibung der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland keinerlei multinationalen Truppen in Osteuropa stationiert waren.

Die aktuellen Beschlüsse sind nun Reaktion darauf, dass Russland seit Wochen ungewöhnlich viele Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammenzieht. Im Westen wird deswegen befürchtet, dass der Kreml einen Einmarsch in sein Nachbarland in Erwägung zieht und sogar eine Ausweitung des Konflikts auf Nato-Staaten drohen könnte. Für möglich wird allerdings auch gehalten, dass nur Ängste geschürt werden sollen, um die Nato-Staaten zu Zugeständnissen bei den Forderungen nach neuen Sicherheitsgarantien zu bewegen. Russland dementiert Angriffsplanungen.

Bidens Aufruf an US-Bürger in der Ukraine:

(yam/sda/dpa)

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Die Geschichte der Nato
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1949: In Washington wird am 4. April der Nordatlantikvertrag unterzeichnet. Das Bündnis hat anfangs zwölf Mitglieder: Belgien, Dänemark, Frankreich, Grossbritannien, Island, Italien, Kanada, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Portugal und die USA.
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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Alex747
11.02.2022 10:09registriert Oktober 2019
Ich denke Nato darf auf seinem eigenen Gebiet tun das was ihr gefällt. Und Russland hat dazu nichts zu sagen. Nato hat keine Länder oder Teile von ihnen annektiert….
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