Ungeachtet der Kritik des Westens hat in Belarus ein gross angelegtes Militärmanöver mit Russland inmitten schwerer Spannungen im Ukraine-Konflikt begonnen. Das teilten die Verteidigungsministerien beider Länder am Donnerstag mit.
Die Übung im Süden der Ex-Sowjetrepublik unweit zur Ukraine und im Westen an der EU-Aussengrenze soll zehn Tage dauern. Auf fünf Truppenübungsplätzen solle etwa «die Unterdrückung und Abwehr äusserer Aggression» trainiert werden, teilte das Ministerium in Moskau mit.
Im Westen wird befürchtet, dass Russland im Zuge des Manövers einen Einmarsch in die Ukraine vorbereitet. Die britische Aussenministerin Liz Truss warf Moskau eine «Kalter-Krieg-Rhetorik» vor und rief zu ernsthaften Verhandlungen auf.
«Frieden und Stabilität» in Europa seien gefährdet, warnte Truss in Moskau bei einer Pressekonferenz mit ihrem russischen Kollegen Sergej Lawrow. «Noch ist Zeit für Russland, seine Aggression gegen die Ukraine zu beenden und den Pfad der Diplomatie einzuschlagen», sagte Truss.
Lawrow zeigte sich sichtlich verärgert von dem Auftreten seiner Kollegin. So kritisierte er etwa die britische Forderung, Russland solle Truppen von seinem eigenen Gebiet an der Grenze zur Ukraine abziehen. Zudem warf Lawrow dem Westen vor, er wolle Russland «betrügen», denn die Sicherheit eines Landes könne nicht auf Kosten eines anderen gewährleistet werden. Moskau fordert verbindliche Zusicherungen etwa über ein Ende der Nato-Osterweiterung. Das westliche Militärbündnis, in dem auch Grossbritannien Mitglied ist, beruft sich hingegen auf die freie Bündniswahl von Staaten.
Russland hatte in den vergangenen Wochen schweres Militärgerät in das Nachbarland verlegt – darunter Luftabwehrsysteme vom Typ S-400. Zudem wurden laut Angaben aus Moskau Kampfflugzeuge des Typs Suchoi Su-25SM über 7000 Kilometer aus der Region Primorje am Japanischen Meer auf Militärflugplätze im Gebiet von Brest nahe der polnischen Grenze gebracht. Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Video, das viele Panzer zeigte mit Tannenzweigen zur Tarnung. Zu sehen und hören war, wie scharf geschossen wurde.
Angesichts des Aufmarschs Zehntausender russischer Soldaten in der Nähe der Ukraine wird befürchtet, dass der Kreml eine Invasion plant. Moskau bestreitet das. Für möglich wird auch gehalten, dass die russische Seite Ängste schüren will, um die Nato zu Zugeständnissen bei Forderungen nach neuen Sicherheitsgarantien zu bewegen.
Belarus und Russland hatten Transparenz während des Manövers zugesagt. Nach belarussischen Angaben sind mehr als 150 Journalisten akkreditiert worden. Es seien drei Pressetouren geplant.
(yam/sda/dpa)