Es gab frische Austern auf Eis, und der Champagner floss in Strömen. Bei den Damen sei es wieder in, sich mit der Dior-Tasche zu zeigen, bemerkte die anwesende Klatschreporterin. Selfies wurden mit «brandneuen» iPhones aufgenommen. Die Galaparty des Internationalen Wirtschaftsforums von St. Petersburg am Mittwochabend brauchte keinen Dekadenzvergleich mit gleichartigen Hipster-Veranstaltungen in London oder New York zu scheuen.
Mit der Ausnahme, dass die in Russlands Schickeria-Kreisen gerne verdrängte «Spezialoperation» plötzlich in den Mittelpunkt rückte. «Unverhofft», berichtet das Lokalmedium «fontanka.ru», seien die Tische für eine spontane Medienkonferenz zusammengerückt worden. Daran nahmen unter anderen die russischen Gesangsstars Nikolai Baskow, Grigori Leps und Jelena Sewer Platz.
Die Kultur-Promis kamen rasch zur Sache: Für jeden von russischen Truppen in der Ukraine zerstörten Leopard-1- oder Leopard-2-Panzer versprachen sie, eine Prämie über eine Million Rubel zusammenzulegen. Dies entspricht etwa 10'700 Franken.
«Wir tun das nicht aus reiner Bürgerpflicht», sagte Popsänger Beskow: «Sondern wir tun dies, weil wir möchten, dass sie wissen, dass wir bei ihrem Sieg an ihrer Seite sind.» Sängerin und TV-Moderatorin Sewer ergänzte, diese Aktion solle zu einer besseren Wahrnehmung dessen führen, «was in unserer schwierigen Zeit passiert, in der Menschen für unser Vaterland sterben».
Laut Medienbericht belohnte das Publikum die Ankündigung mit donnerndem Applaus. Die Idee zu dieser Aktion stamme vom Medienmogul Waldimir Kisseljow, dem Ehemann von Jelena Sewer, hiess es weiter. Zwar könne er keinen Künstlerkollegen verurteilen, der bei ihrer Aktion nicht mitmache, gab sich Chansonnier Leps grossmütig, «das ist jedem seine Privatsache». Doch einen kräftigen Seitenhieb auf die russischen Künstler im Exil gab es trotzdem.
Die grosse Anzahl der inzwischen aus Russland ausgewanderten Kulturschaffenden sei ein «klares Versagen im Kulturmanagement», befand Kisseljow, der Mehrheitsbesitzer des milliardenschweren Medienkonzerns RMG (Russia Media Group). Ausserdem präzisierte er, dass die Abschuss-Prämie in Partnerschaft mit dem Verteidigungsministerium ausgerichtet werde und auch für beschädigt erbeutete Abrams- und Leopard-Panzer gelte.
Inzwischen gehört es in der russischen Gesellschaft beinahe schon zum guten Ton, solche Belohnungen zu stiften - was nur beweist, wie gross die Furcht vor den westlichen Panzern ist. Der Schauspieler Iwan Ochlobystin und der einstige Ringer-Olympiasieger Alexander Karelin taten es bereits.
Anfang Jahr unterzeichnete der Gouverneur der Trans-Baikal-Region Aleksander Osipow sogar ein offizielles Dekret, das für die Erbeutung eines fahrtüchtigen Leopard-Panzers 3 Millionen Rubel und für einen intakten Abrams-Panzer 1.5 Millionen Rubel verfügte. Für deren Zerstörung gebe es immerhin noch eine Million für den Leopard und 500'000 Rubel für den Abrams.
Ob solche Prämien tatsächlich bereits an russische Soldaten ausbezahlt worden sind, ist nicht bekannt. Bilder aus den Anfangstagen der ukrainischen Gegenoffensive zeigten diverse Leopard-Panzer, die in einem Minenfeld liegen geblieben sind. Das auf Waffenverluste spezialisierte Internetportal «Oryx» listet bisher vier zerstörte oder aufgegebene Leopard-2 der Ukrainer auf.
Auf ungeteilte Zustimmung stossen die spendablen Künstlerinnen und Künstler jedoch nicht; nicht einmal in den stark überwachten russischen Medien. In der Kommentarspalte von «fontanka.ru» schimpft der Nutzer Sergej: «Diese Künstler leben ausschliesslich von staatlichen Zuschüssen. Wenn sie jetzt für zerstörte Panzer spenden, dann tun sie es mit unserem Steuergeld - pfui!» Ein anderer User urteilt schlicht: «zynische Heuchler.»
Genau diese verlogene Schickeria, hält doch Despoten wie Putin an der Mach.
Mit dem Champagner Glas in der Hand lässt sich der Patriotismus locker zelebrieren, während die Zivilbevölkerung der Ukraine und die Soldaten beider Seiten auf dem Schlachtfeld getötet werden. Nehmt dieser dummdreisten Bande die Privilegien weg und schickt sie selbst an die Front. Mal sehen, ob sie dann immer noch so begeistert den Krieg feiern.
Medwedew?
Prigoschin?
Solowjow?
Für die würde ich zum Bounty Hunter umschulen lassen.
Der entscheidende Unterschied ist: Die Ukrainer steigen aus und nehmen den nächsten Panzer.
Die Russen verlieren die Mannschaft und 1 Jahr Ausbildung.
Niemand hat gesagt, dass man nach einer Schnellbleiche -RS länge- perfekt mit dem Pz87 umgehen kann.
Das verstehe ich sehr wohl.
Es gibt aber keine Alternative zu den Leos.