Junge Menschen in Badehosen und Bikinis auf rosa Liegen um einen Pool. Diese Szene in einem Strandclub ist in den Sommermonaten alltäglich – auch dort, wo man es weniger erwarten würde: in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, die vor 18 Monaten von Russland angegriffen wurde. Seitdem ist die Stadt immer wieder Angriffen ausgesetzt, immer wieder gehen die Sirenen in der Stadt los.
Doch die Menschen lassen sich ihre Normalität nicht nehmen. Aufnahmen dieser Szene gehen derzeit auf der Social-Media-Plattform TikTok viral. Überschrieben ist das Video mit «Beach Club in Kyiv during the war», auf Deutsch: «Strandclub in Kiew während des Kriegs». Es hat binnen weniger Tage bereits mehr als vier Millionen Aufrufe erhalten. Die jungen Menschen sonnen am Beckenrand, schwimmen im Pool und holen sich Margaritas an der Bar.
>> Alle aktuellen Entwicklungen im Liveticker
Der «Fifty Beach Club», den das Video zeigt, befindet sich auf einer kleinen Insel im Fluss Dnipro, der durch Kiew fliesst. «Der Strand von 'Fifty Beach' ist der perfekte Ort für einen Sommerurlaub», schreibt der Club auf seiner Webseite. «Wir tanzen zu den Sets der besten DJs, schwimmen im Aussenpool und nehmen ein Sonnenbad.»
@zhadyftw Beach club in Kyiv during the war. #kyiv #beachclub #ukraine #kyivparty #sundayparty #hotweather #summerparty #bikiny #ukrainiangirls ♬ Popular - Music from the HBO Original Series - The Weeknd & Madonna
In Kiew stoppt also nicht das komplette Leben. Solange die Stadt von russischen Angriffen verschont bleibt, insbesondere von Raketen- und Drohnenangriffen, feiern manche der Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt, um sich vom Krieg abzulenken und den Kopf freizubekommen.
Auch wenn das nicht leicht fällt. «Die Menschen brauchen das Abschalten, doch sie fühlen sich beim Tanzen oder Singen unwohl», schildert die Barkeeperin eines Technoclubs die Lage bei «ntv». «Es ist ein moralisches Dilemma, ob du dir das Feiern erlauben darfst, während deine Landsleute bei Bachmut oder Awdijiwka sterben.»
«Mein Bruder kämpft an vorderster Front», erzählte eine Clubbesucherin der ARD. «Er sagt, sie kämpfen für uns, damit wir wieder Spass haben können und unser Leben geniessen.» Das zeigt: Krieg hat viele Realitäten. Auch die ukrainische Clubkultur stirbt nicht aus.
Die Techno-Szene von Kiew ist weltweit bekannt, in der Hauptstadt befindet sich auch das «∄», ein Club, der mit dem Berliner Berghain verglichen wird und als Schutzraum für LGBTQIA-Menschen gilt. Einige der Gründerinnen und Gründer sind nach Berlin geflohen, zusammen mit dem Berghain sammeln sie Spenden für das ukrainische Militär.
Ganz normal wie vor dem 24. Februar 2022 können die Menschen in Kiew jedoch nicht feiern. Einige der Clubs sind in Kellern. Bei Luftalarm dienen sie auch als Luftschutzbunker. Dann werden die Partys beendet.
In der Hauptstadt gilt ausserdem eine Ausgangssperre von Mitternacht bis fünf Uhr morgens. Bis Frühjahr dieses Jahres begann sie noch ab 23 Uhr. Für Techno-Fans heisst das: eine Stunde länger feiern. Die Partyzeiten hätten sich verändert, berichten Feiernde: Die Partys würden meist mittags starten und um 22 Uhr enden.
Auch im «∄» ist an diesem Sonntag ein «Community Event» geplant. Es gelten die üblichen Regeln für Technoclubs. Sexismus, Rassismus, Diskriminierung und Bodyshaming werden nicht geduldet. Es ist ausserdem verboten, Fotos zu machen. Kiew feiert – trotz Krieg oder gerade deswegen.
Auch heute scheint das nicht zu funktionieren, wie dieser Bericht zeigt. Trotzdem traurig, dass Putin es scheinbar noch immer versucht, auch wenn die Geschichte zeigt, dass dies eigentlich nie funktionierte.
Wo Frohsinn herrscht, ist die Verzweiflung fern..
Immer weiter hoch motiviert berechtigten Widerstand leisten.. 👍
Tolle Menschen..