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Massiver russischer Luftangriff auf die Ukraine – was wir wissen

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Eine russische Rakete beschädigte auch eine Shopping-Mall in Dnipro, 29. Dezember 2023.Bild: keystone

«Mit dem ganzen Arsenal» – Russland schockiert mit massivstem Luftangriff auf Ukraine

Russland hat laut Angaben aus Kiew den «massivsten Luftangriff» auf die Ukraine seit Kriegsbeginn verübt. Am Freitag wurden der ukrainischen Luftwaffe zufolge 158 russische Raketen und Kampfdrohnen gegen das Land eingesetzt.
29.12.2023, 14:0529.12.2023, 15:12
Bojan Stula / ch media
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Die Ukraine wurde in der Nacht auf Freitag von massiven Luftangriffen heimgesucht. Experten sprechen sogar von der schwersten russischen Angriffswelle des ganzen Krieges. In einem Statement vermeldete der ukrainische Oberbefehlshaber Waleri Saluschni den Einsatz von 122 Raketen und Marschflugkörpern sowie von 36 Drohnen. Die eigene Flugabwehr habe über 70 Prozent der Geschosse abfangen können.

Laut Saluschni erfolgten die Angriffe in mehreren Wellen aus verschiedenen Richtungen und unter Einsatz von strategischen Bombern, welche die Marschflugkörper aus sicherer Entfernung abfeuerten. Das ukrainische Innenministerium bezifferte die Anzahl der Opfer am Freitagmorgen mit mindestens 12 Toten und 75 Verletzen. Die Angriffe konzentrierten sich offenbar auf zivile Ziele in mindestens sechs Grossstädten, darunter Kiew, Odessa und das bisher weitgehend verschonte Lwiw.

epa11047960 Ukrainian rescuers work at the site of a rocket attack on a civilian warehouse in Kyiv (Kiev), Ukraine, 29 December 2023, amid the Russian invasion. At least 16 people have died and dozens ...
In Kiew wurde unter anderem ein Warenhaus getroffen, 29. Dezember 2023.Bild: keystone

Allein in der Stadt Dnipro soll es 5 Todesopfer und mehr als 20 Verletzte gegeben haben, wie die dortige Militärverwaltung mitteilte. In Saporischschja vermeldete Gouverneur Juri Malaschko 4 getötete Zivilisten und mindestens 10 Verletzte. In Kiew sollen 3 Menschen im Raketenhagel getötet und 28 verletzt worden sein.

Staatspräsident Wolodimir Selenski sprach am Freitag ebenfalls von den schwersten Angriffswellen auf sein Land in diesem Jahr. Der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, sagte, Russland habe «offenbar alles, was es hat», eingesetzt. Der rund 18-stündige Angriff begann am Donnerstag und dauerte die ganze Nacht hindurch.

«Heute hat Russland mit fast allem geschossen, was es in seinem Arsenal hat – mit Kinschal, S-300, Marschflugkörpern, Drohnen. Strategische Bomber haben Ch-101/Ch-505 (russische Marschflugkörper) abgefeuert», schrieb Selenski in den sozialen Netzwerken. Er sprach von einem «terroristischen Akt», versicherte aber zugleich, dass die Ukraine darauf gebührend antworten werde. Russland werde am Ende seinen Angriffskrieg verlieren.

Bereits ging man davon aus, dass die russischen Luftangriffe gegen zivile ukrainische Ziele nicht mehr die gleiche Intensität aufweisen würden wie noch vor einem Jahr. Im Winter 2022/23 bereiteten die gezielten russischen Schläge gegen die Energieinfrastruktur den ukrainischen Verteidigern massive Probleme: Die Bevölkerung litt unter zahlreichen Raketenopfern und langwierigen Stromausfällen, die aber dank des verhältnismässig milden Winters nicht vollends zur Katastrophe wurden.

Letztes Aufbäumen oder Racheakt?

Die Aufrüstung der ukrainischen Luftabwehr mit zusätzlichen modernen westlichen Systemen einerseits, die offensichtliche Erschöpfung der russischen Lenkwaffen-Arsenale anderseits, hat seither zu wesentlich geringeren Auswirkungen der fortdauernden russischen Luftoffensive geführt.

This satellite image provided by Maxar Technologies shows the aftermath of the reported attack on the Russian Ropucha-class landing ship, at the eastern Crimean port of Feodosia on Tuesday, Dec. 26, 2 ...
Waren die Luftangriffe ein Racheakt für die Vernichtung des russischen Marineschiffs «Nowotscherkassk»?Bild: keystone

Ob die massiven Luftschläge der vergangenen Stunden ein letztes Aufbäumen der russischen Seite gewesen sind oder nur der Auftakt einer neuerlichen Intensivierung des Terrorkriegs gegen vorwiegend zivile Ziele, muss sich daher in den kommenden Tagen und Wochen weisen.

Naheliegend ist auch die Vermutung, dass es sich um einen unmittelbaren, möglichst öffentlichkeitswirksamen Racheakt für die Vernichtung des russischen Marineschiffs «Nowotscherkassk» am Stephanstag gehandelt hat, welche der russischen Seite einen schweren Schlag versetzte. (bzbasel.ch)

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257 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Callao
29.12.2023 14:42registriert April 2020
Das also ist das friedliebende Russland, von dem auch hierzulande immer noch welche schwärmen…
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Raffaele Merminod
29.12.2023 14:34registriert Februar 2014
Ist das nur ein subjektives Gefühl oder ist es so? Für die Hamas gingen tausende Leute in X Länder auf die Strasse. Für die Ukraine oder gegen Russland sieht man aber keine Demos.
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pontian
29.12.2023 14:40registriert Januar 2016
Was gegen eine „Vergeltung“ für das versenkte Kriegschiff spricht (wenn „Vergeltung“ von militärischen Verlusten überhaupt ist, zivile Ziele anzugreifen): Experten sagen, dass solche grosse, koordinierte Angriffe mindestens 7 Tage Planung benötigen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war das also ein schon länger geplanter Angriff.
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