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Ex-Putin-Berater stellt Ukraine-Krieg infrage

«Die Idee war, dass niemand stirbt»: Ex-Putin-Berater stellt Ukraine-Krieg infrage

War Russland auf den Ukraine-Krieg nicht ausreichend vorbereitet? Ein Putin-Getreuer hat Zweifel.
21.12.2023, 07:2821.12.2023, 07:28
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Ein Artikel von
t-online

Ein ehemaliger Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin glaubt, dass sich Russland nicht auf den Angriff auf die Ukraine ausreichend vorbereitet hat. Sergei Markow, der jetzt als politischer Analyst arbeitet, sagte in einem Interview, dass er nach heutigem Kenntnisstand die Invasion abgebrochen hätte. «Jeder hätte das», sagte er. «Selbst Putin würde es.»

FILE - Russian President Vladimir Putin appears at an event at the Kremlin in Moscow, Russia, Monday, Dec. 18, 2023. Putin seems to be hoping that relentless military pressure, combined with changing  ...
Wladimir Putin (Archivbild): Ein Getreuer sagt jetzt, Russland sei auf den Krieg gegen die Ukraine nicht vorbereitet gewesen. Bild: keystone

Markow erläuterte in einem Gespräch mit der Radiostation «Echo von Moskau», dass der Plan, die Regierung in Kiew zu stürzen und Kontrolle über angebliche prorussische Regionen zu erlangen, nicht umgesetzt wurde. «Das bedeutet, es gab keine ordentliche Vorbereitung», sagte er laut einer Übersetzung der Russlandbeobachterin Julia Davis. Sie hatte das Interview auch auf der Plattform X (vormals Twitter) verbreitet.

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Das Interview:

Markow selbst gilt als grundsätzlicher Kriegsbefürworter und dem Kreml nahe, auch wenn er nicht mehr direkt den Präsidenten berät. Er ist Professor für Internationale Beziehungen in Moskau und immer wieder als Gast zu Fernsehsendungen eingeladen.

Putins Logik sei «schlage zuerst zu»

Markow sagte, er würde den Krieg abbrechen, sich auf das Ziel eines Umsturzes vorbereiten und es dann angehen. In dem jetzt veröffentlichten Interview sagte Markov laut englischer Übersetzung, dass Putin «einer alten Logik folgt: wenn ein Kampf unvermeidlich ist, schlage zuerst zu».

Gemeint ist die unbewiesene Behauptung Russlands, die Ukraine hätte geplant, «militärische Aktionen» in der Donbass-Region zu beginnen. Allerdings wies der Putin-kritische Moderator Alexei Wenediktow darauf hin, dass Russland selbst die Region bis kurz vor Kriegsbeginn als Teil der Ukraine anerkannt hatte.

Der Professor Markow verwies auf die hohen Verluste der russischen Armee, die ein Indikator für fehlende Planung seien. «Die Idee war, dass niemand stirbt», sagte er.

Markow beliess es aber damit an der Kremlkritik und wiederholte russische Propaganda, nach der Amerika und Grossbritannien den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ins Amt gebracht und ihn zum Kampf geben Russland gedrängt hätten.

Selenskyj war 2019 mit einer Mehrheit von 79 Prozent zum Präsidenten gewählt worden. Russland galt schon vor dem Angriff auf die Ukraine als Unterstützer von Milizen, die im Donbass für einen Anschluss an Russland kämpften und annektierte im Krieg 2014 die Halbinsel Krim. (t-online, wan)

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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Caligula
21.12.2023 08:13registriert Dezember 2015
Ich kann Herr Markov nur wärmstens empfehlen, sich von offenen Fenstern fern zu halten.
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RuZzophob
21.12.2023 09:14registriert Oktober 2022
Niemand soll dann später sagen er habe es nicht gewusst. Hier wird schon offen darüber geredet wie man weiter mach sobald ein Waffenstillstand verhandelt wurde. Russland wird sich darauf vorbereiten die Ukraine trotzdem zu verschlingen.

Darum müssen die Russen auf Maul bekommen und jeder cm muss zurück erobert werden.
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BriDo
21.12.2023 09:02registriert März 2023
Aber Putin durfte sich schon im 2016 in den USA Wahlkampf zG. Trump ein.ischen und die Strategie fahren, die westlichen Demokratien zu destabilisieren. Der wirft konsequent anderen Taten vor, die er selber begeht. Es ist nicht zum aushalten, auch, dass er noch soviele Bewunder:innen hat.
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