International
Ukraine

Elite-Brigaden verteidigen Frontlinie in der Ostukraine

Ukrainian soldiers walk through the forest close to the Russian positions near Kremenna in the Luhansk region, Ukraine, Tuesday, May 9, 2023. (AP Photo/LIBKOS)
Ukrainische Soldaten in einem Wald in der Nähe von Kreminna.Bild: keystone

«Jeder weiss, dass man hier sein Leben verlieren kann. Aber jemand muss es tun»

11.10.2023, 11:5211.10.2023, 16:59
Mehr «International»

Auch wenn die Welt derzeit hauptsächlich darauf schaut, was sich im Konflikt zwischen Israel und der Hamas abspielt; der Krieg in der Ukraine geht weiter.

Rund um die Kleinstadt Marinka im Osten des Landes verteidigen mehrere ukrainische Elite-Artillerie-Brigaden seit über einem Jahr die Frontlinie. Die russische Armee auf der Gegenseite kommt kaum vorwärts, kann durch ihre Angriffe jedoch Soldaten der Ukraine binden, die als Folge davon nicht für Kämpfe im Süden eingesetzt werden können.

Die «New York Times» hat erschöpfte, aber nach wie vor sehr engagierte ukrainische Soldaten an der Front begleitet. «Wir haben die Russen nicht hierher eingeladen, also müssen sie vertrieben werden», sagt Evgeny, ein 45-jähriger Kommandant.

«Jeder weiss, dass es schwierig ist und man hier sein Leben verlieren kann. Aber jemand muss es tun.»
New video footage shot on Feb. 19, 2023 from the air with a drone for The Associated Press shows how particularly intense fighting since the Feb. 24, 2022, invasion has left no building in Marinka int ...
Die Stadt Marinka, komplett zerstört.Bild: keystone

Das Gebiet ist weitläufig, es beinhaltet die Städte Kupiansk, Kreminna und Bachmut, bis hin zu Marinka und Vuhledar, dort endet die Region Donezk und das Gebiet um Saporischschja beginnt.

«Immer zuerst», lautet das Motto der Brigaden, sie müssen ständig bereit sein. Niemand weiss, wann in den Waldgebieten Granaten explodieren, die aus wenigen hundert Metern Entfernung abgefeuert werden, und wann die Russen aus Kampfflugzeugen 500-Kilo-Bomben abwerfen. «Die Russen setzen in diesen Wäldern fast die gesamte Nomenklatur ihrer Waffen ein», sagt Kommandant Evgeny.

Oleg Kotenko, the Commissioner for Issues of Missing Persons under Special Circumstances uses his smartphone to film the grave a Ukrainian soldier in the recently retaken area of Izium, Ukraine, Thurs ...
Ein Soldat fotografiert das Grab eines gefallenen Kumpanen.Bild: keystone

«Ich möchte das Leben eines normalen Menschen führen.» Die Reportage der «New York Times» lässt einen in die Köpfe der Soldaten schauen. Das Leben eines normalen Menschen, viel mehr braucht Soldat Oleg nicht. «Ich möchte eine Familie gründen, ein Haus bauen und einen Baum pflanzen.»

Noch braucht es ihn und seine Kollegen aber vor Ort. Auch wenn das Gebiet bereits völlig zerstört ist, hinter der Frontlinie befinden sich wichtige ukrainische Städte und Siedlungen. Wenn der Alarm erklingt, fahren die Soldaten mit Lastwagen an die Front und schiessen Raketen in den Himmel. Ob sie russische Stellungen treffen, weiss Jaroslaw, ein weiterer Kommandant, nicht. Das sei aber auch nicht Sinn solcher Operationen, es gehe darum, dass die feindliche Artillerie nicht arbeiten könne.

«Es ist nicht notwendig, sie dafür zu töten. Aber es ist notwendig, sie zum Schweigen zu bringen.»
Ukrainian soldiers run towards a mortar position on the frontline in the outskirts of Kreminna, Ukraine, Wednesday, Aug. 16, 2023. (AP Photo/Bram Janssen)
Ukrainische Soldaten rennen in Richtung Frontlinie.Bild: keystone

Seit fast 600 Tagen sind die Elite-Brigaden im Einsatz und verteidigen ihr Gebiet. Gelingt es den russischen Angreifern, einige 100 Meter vorzurücken, ist das gewonnene Gebiet eine Woche später wieder verloren.

«Ich weiss nicht, was man für eine Motivation haben muss, um einfach in diesen Wald zu gehen und zu sterben», sagt Kommandant Evgeny in der «New York Times» über die russischen Angreifer. «Für jeden Meter Land bezahlen sie mit Hunderten von verlorenen Soldaten.» (rst)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das Who is Who der Ukraine – diese Namen solltest du kennen
1 / 10
Das Who is Who der Ukraine – diese Namen solltest du kennen
Walerij Saluschnij – Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine
quelle: www.imago-images.de / imago images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Ukraine Dammbruch: So werden Mensch und Tier gerettet
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
13 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Dee5437
11.10.2023 13:24registriert Oktober 2021
Es ist wirklich traurig. Volle Unterstützung für die ukrainischen Streitkräfte!
1056
Melden
Zum Kommentar
avatar
Typu
11.10.2023 15:31registriert Oktober 2015
Ja, ich frage mich wirklich, wie die russischen Soldaten als Kollektiv weiterhin Risiken eingehen und ihr Leben aufs Spiel setzen. Die russische Propaganda muss unglaublich gut wirken. Anders kann ich mir dieses stupide Verhalten nicht erklären.
825
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gitarrenmensch
11.10.2023 11:59registriert Mai 2021
Jedesmal wenn ich solche Berichte lese, bin ich einfach nur froh hier in der Schweiz leben zu dürfen.
Ich möchte nicht in der Haut dieser Soldaten stecken müssen!
732
Melden
Zum Kommentar
13
Taliban schicken Delegation zu Klimakonferenz

Erstmals seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August 2021 wird Afghanistan an einer UN-Klimakonferenz teilnehmen. Das Land werde eine Delegation zum Klimagipfel COP29 entsenden, der am Montag in Aserbaidschans Hauptstadt Baku beginnt, teilte die Nationale Umweltbehörde Afghanistans am Sonntag mit. Diese werde sich für eine verstärkte internationale Zusammenarbeit beim Kampf gegen den Klimawandel einsetzen, hiess es weiter.

Zur Story