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Kremlpropagandistin: «Härtester Krieg in der russischen Geschichte»

Kremlpropagandistin: «Schwierigster und härtester Krieg in der russischen Geschichte»

Russland kämpfe in seinem Krieg gegen die Ukraine ohne Verbündete, beschwert sich Kremlpropagandistin Margarita Simonjan. Dabei führe Russland einen für seine Geschichte «beispiellosen» Krieg.
07.09.2023, 03:56
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Ein Artikel von
t-online

Laut der Kremlpropagandistin Margarita Simonjan führt Russland in der Ukraine den «schwierigsten, härtesten und beispiellosesten Krieg in der russischen Geschichte». Das erklärte die Chefin des Senders RT im staatlichen Fernsehen. Ein Ausschnitt davon wurde von Anton Geraschchenko, Berater des ukrainischen Innenministers, auf der Plattform X, früher Twitter, geteilt.

Russische Soldaten in der Ukraine: Laut Kremlpropagandistin Margarita Simonjan haben die Russen dort "überhaupt keine Verbündeten".
Russische Soldaten in der Ukraine: Laut Kremlpropagandistin Margarita Simonjan haben die Russen dort «überhaupt keine Verbündeten».Bild: Evgeny Biyatov/imago images

In diesem Krieg habe Russland «überhaupt keine Verbündeten», so Simonjan. Sie folgt damit nicht der Linie des Kreml, den Krieg gegen die Ukraine als «militärische Spezialoperation» zu bezeichnen.

Der einzige vergleichbare Krieg, in dem Russland allein kämpfte, sei der Krimkrieg von 1853 bis 1856, der allerdings «schlimm endete», wie Simonjan sagte. Deshalb wolle sie eigentlich keine solchen Vergleiche ziehen. Im Krimkrieg kämpfte Russland gegen eine Allianz aus Frankreich, dem Osmanischen Reich, dem Vereinigten Königreich sowie dem Königreich Sardinien. Nach drei Jahren Krieg waren insgesamt knapp 700'000 Tote zu beklagen, mehr als zwei Drittel davon auf russischer Seite.

Stattdessen führte die RT-Chefin den Ersten und Zweiten Weltkrieg als Vergleichspunkte an. In beiden Kriegen habe man an der Seite von Verbündeten wie Grossbritannien, Frankreich und den USA gekämpft. Im Zweiten Weltkrieg sei man zudem Seite an Seite mit einer «riesigen Zahl» an Ländern in den Kampf gezogen. «Natürlich», sagte Simonjan, habe Russland dabei stärker zugeschlagen als alle anderen. «Wir sollten niemals vergessen, dass alle anderen Länder nicht so viele Faschisten, faschistische Divisionen, faschistisches Menschenpotenzial und faschistische Ausrüstung zerstört haben wie die Sowjetunion allein.»

«So gut es ihnen gelang» hätten die anderen Länder an der Seite der Sowjetunion gekämpft, sagte Simonjan weiter. «Und jetzt sind sie alle gegen uns. Jeder einzelne von ihnen.» Dabei hielten jene Länder laut der RT-Chefin auch nicht mehr damit hinter dem Berg, dass es nicht länger ein Krieg nur zwischen Russland und der Ukraine sei, sondern dass sie selbst darin involviert seien. Als Beispiel führte sie ein Video an, dass Bundesaussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Anfang Januar im Europarat zeigt. «Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander», sagte die Politikerin damals (t-online berichtete).

Einen Verbündeten könnte Russland allerdings haben, räumte die Propagandistin ein: Belarus. «Aber es ist schwer, sie einen Verbündeten zu nennen, denn sie gehören zu uns.» Zudem führte Simonjan die BRICS-Staaten und eine «riesige» Zahl anderer Länder in Lateinamerika, Afrika und der arabischen Welt an. Diese Länder hätten insgesamt eine viel grössere Bevölkerung als die der Gegner Russlands. «Das sind Länder, die uns nicht verurteilen», so Simonjan. «Das sind Länder, die erwarten, dass wir gewinnen.»

Dennoch würden sie weder Soldaten noch Waffen schicken, gleichzeitig aber auch keine Diskussionen darüber führen, wie viele Leopard-Panzer oder F-16-Kampfjets man der Ukraine schicken wolle. Stattdessen würden diese Länder «nur wohlwollend beobachten», sagte die RT-Chefin.

Verwendete Quellen:

  • twitter.com: Tweet von @Geraschchenko_en
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73 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Walter-Brock Miami-FM
07.09.2023 06:00registriert August 2023
Es gibt viele Verbündete mit Russland. Selbst hier gibt es Politiker, die im Herzen Putin bewundern und sich liebend gerne für ihn und seine Idee von Grossrussland propagandistisch einspannen lassen.
Kenne da jemanden aus Zürich, dem es sehr wichtig ist, stets von der anderen Seite zu berichten, darum hat die Person äusserste Strapazen und gesellschaftliche Ächtung auf sich genommen, um direkt mit den Menschen in Moskau zu reden und anschliessend in einem Heftchen, das man teilweise an Kiosken kaufen kann, über Wahrheit und Freiheit zu berichten.
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GrüeziMitenand
07.09.2023 05:29registriert September 2022
"Nach drei Jahren Krieg waren insgesamt knapp 700'000 Tote zu beklagen, mehr als zwei Drittel davon auf russischer Seite."

Russland ist wieder auf dem besten Weg dorthin.
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rodolofo
07.09.2023 06:19registriert Februar 2016
Es wird wohl immer schwieriger, das Putin'sche Lügen-Gebilde aufrecht zu erhalten.
Wenigstens in dieser Hinsicht ist Russland nicht allein und hat noch zahlreiche (falsche) Freunde...
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