Diese Propaganda-Show könnte sich für Moskau noch rächen: Der Staatssender «Rossija 1» hat ausführlich über den Ausbau der Luftverteidigung vor der russischen Hauptstadt berichtet – und dabei womöglich wertvolle Informationen preisgegeben. So lassen sich aus den Aufnahmen die Anzahl und die Positionen der Geschütze ableiten.
Diese zwei Geschütze vom Typ Pantsir S-1 wurden offenbar in einer seit Juni im Bau befindlichen Anlage westlich von Moskau in Stellung gebracht.
«Kein Wunder, dass sie diese Position für ihre Propaganda benutzt haben, sie liegt nur zehn Kilometer entfernt von Putins Amtssitz Nowo-Ogarjowo», berichtet der Journalist Mark Krutow von «Radio Free Europe», der die Luftverteidigung von Moskau auf X (vormals Twitter) dokumentiert.
Auch die folgende von «Rossija 1» verbreitete Aufnahme werde sich anhand des markanten Turms im Hintergrund leicht verorten lassen, meinte Krutow.
Auf der Plattform des Turms wurde ebenfalls ein Pantsir-Geschütz aufgestellt. Mit der Massnahme reagiert die Führung in Moskau offenbar auf zunehmende Angriffe mit Kamikazedrohnen. Moskau wird inzwischen regelmässig von den langsam und tief fliegenden Geschossen getroffen.
Die russische Flugabwehr hat den Angriffen bislang wenig entgegenzusetzen. Selbst mit Pappdrohnen setzen die Ukrainer und ihre Verbündeten der russischen Armee zu. Auch die erhöhte Position der Geschütze dürfte eine Reaktion auf die neue Bedrohung sein.
Da die Drohnen sehr tief fliegen, können sie sich im Radarschatten verstecken, welcher zum Beispiel durch Gebäude, Hügel und Wälder entsteht. Von einer erhöhten Position aus kann das Radar eines Pantsir-Geschützes dagegen auch tief fliegende Objekte besser wahrnehmen.
Warum machen die das?
— Bunkerhunter (RU warship - go FU!)🇭🇷🇺🇦🇪🇺🇨🇭 (@Bunkerhunter) September 3, 2023
Relativ einfach: durch die Positionierung des Pantsir S-1 siwht der Radar weiter und hat weniger Radarschatten, hinter welchen die tief anfliegenden Drohnen sich verstecken können.
Die Grafik zeigt euch die Radarabdeckung eines Pantsir in Moskau. pic.twitter.com/QOXtOjM8w0
Ob die neuen Stellungen die Drohnenangriffe auf Moskau unterbinden können, bleibt abzuwarten. Die Ukraine hat seit dem russischen Einmarsch im Februar 2022 massiv in die Entwicklung von Kamikazedrohnen investiert, mehrere Eigenentwicklungen sind bereits im Einsatz. Insgesamt sollen mehr als 100 ukrainische Firmen an der Entwicklung unbemannter Fluggeräte beteiligt sein.
Auch zu Wasser hat die Ukraine Fortschritte bei der Entwicklung von Kamikazedrohnen gemacht, die autonom immer grössere Distanzen überwinden und grössere Mengen Sprengstoff transportieren können. So griff der Geheimdienst SBU kürzlichen einen Öltanker und die Kertsch-Brücke mit solchen schwimmenden Bomben an.
(t-online/dsc)