Ex-Wagner packt aus – «wir haben keine taktischen Pläne erhalten»
Andrej Medwedew ist desertiert, aus den Reihen der paramilitärischen Wagner-Söldner geflohen. Mit einem gefälschten Presseausweis in der Tasche hat er sich über den zugefrorenen Fluss Paswik von Russland nach Norwegen gestohlen. Das wurde Mitte Januar bekannt.
Jetzt gab der 26-Jährige dem amerikanischen CNN-Journalisten Anderson Cooper ein Video-Interview aus Oslo – und erzählte unter anderem, warum die Wagner ihre eigenen Soldaten exekutieren.
Keine Taktik, dafür Tote und Gefangene
Medwedew kam im Juli 2022 in die Ukraine und kämpfte in Bachmut. Auf die Frage, wie die Wagner-Gruppe in den Kämpfen vorgehe, sagt er:
Medwedew habe eine tiefe Kaderposition innegehabt, wolle sich aber nicht genauer dazu äussern, was er selbst im Kampf in der Ukraine gemacht habe, so CNN. Anfangs habe er zehn Männer unter seinem Kommando gehabt. Doch diese Zahl sei äusserst volatil gewesen: «Es gab immer mehr Tote und Gefangene und immer mehr Menschen, die zu uns kamen. Am Ende hatte ich eine Menge Leute unter meinem Kommando», sagt er.
Dabei wurde den Familien wohl versprochen, dass sie einen Haufen Geld bekommen würden, sollten ihre Männer im Krieg fallen. Doch weil «niemand so viel Geld zahlen wollte», habe man die Toten einfach für vermisst erklärt, sagt Medwedew.
Eine «radikale Entscheidung», auszusteigen
Nach nur sechs Tagen sei ihm klar geworden, dass er nicht weitermachen wolle, denn die Truppen seien lediglich Kanonenfutter gewesen.
Dass die Wagner nicht davor zurückschreckten, im Fall von Befehlsverweigerung ihre eigenen Leute zu exekutieren, davon erzählt Medwedew CNN auf Nachfrage Coopers:
Die Neuankömmlinge hätten daraufhin jeweils Gräben ausheben müssen, in denen die Leichen entsorgt wurden.
Mut auf allen Seiten
Etwas will der Ex-Söldner unbedingt loswerden bei CNN:
Er fügt hinzu, dass er nun seine Geschichte erzählen wolle, damit der russische Präsident Wladimir Putin und der Wagner-Gründer Jewgeni Prigoschin vor Gericht gestellt würden. Letzteren nennt er «den Teufel». Er prophezeit, dass eines Tages die Propaganda in Russland aufhören werde zu funktionieren und das Volk sich erheben werde.
Die Wagner-Truppe wird oft als Putins inoffizielle Armee bezeichnet. Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 hat sie ihre Präsenz weltweit ausgeweitet und wurde wegen Kriegsverbrechen in Afrika, Syrien und der Ukraine angeklagt.
CNN merkt im Artikel an, dass es nicht möglich gewesen sei, Medwedews Aussagen zu verifizieren. Zudem habe die Wagner-Gruppe nicht auf eine Bitte um Stellungnahme reagiert.
(yam)
