In grenznahen russischen Ortschaften werden vermehrt Brände und Explosionen gemeldet: An mindestens drei Tagen im April sollen unerklärliche Brände an kriegsstrategischen Orten auf russischem Boden ausgebrochen sein – und einmal sollen russische Dörfer bombardiert worden sein.
Alexander Stubb, ehemaliger Premier-, Finanz- und Aussenminister von Finnland, liess sich deswegen sogar dazu verleiten, zu schreiben: «Sieht nach einer ziemlich ausgeklügelten und systematischen Form der hybriden Kriegsführung aus.»
Beginning to see an interesting pattern in ”accidents” taking place in Russia at the moment. Strategically important buildings on fire, trains transporting military equipment derailing. More? Looks like a rather sophisticated and systematic form of hybrid warfare. Views please?
— Alexander Stubb (@alexstubb) April 25, 2022
Verschiedene lokale Behörden in Russland haben aufgrund der angeblichen Vorfälle vom 11. bis 25. April eine «hohe Terrorgefahr» ausgerufen – und zwar in den Oblasten Belgorod, Kursk und Brjansk, in zwei Bezirken der Oblast Woronesch sowie den Bezirken Yeysk und Schtscherbinovsky der Oblast Krasnodar.
In diesem Zusammenhang riet der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, den Bewohnern der Region auf seinem Telegramkanal unter anderem: «Verzichten Sie auf den Besuch von Massenveranstaltungen» oder «Nehmen Sie beim Verlassen des Hauses immer Ihre Dokumente mit».
Auf dem Territorium eines Öldepots im Bezirk Fokinsky in Brjansk sei ein Feuer ausgebrochen, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Hauptdirektion des russischen Katastrophenschutzministeriums für die Region.
Das Putin-kritische Medienprojekt Nexta veröffentlichte ein Video des Brandes auf Twitter:
More footage from #Bryansk last night. pic.twitter.com/vWr602z2x7
— NEXTA (@nexta_tv) April 25, 2022
Laut einer Interfax-Quelle soll am frühen Morgen ein Tank mit Dieselkraftstoff auf dem Territorium des Ölkomplexes Feuer gefangen haben. Das Feuer habe danach ein Öl-Reservoir mit einem Volumen von 10'000 Kubikmetern verschlungen, so die Quelle.
Nach vorläufigen Angaben wurde niemand verletzt.
Mitte April sollen ukrainische Militärangehörige mit zwei Kampfhubschraubern illegal in den Luftraum der Russischen Föderation eingedrungen sein, hiess es in einer Erklärung der russischen Ermittlungsbehörde. Im Tiefflug sollen mindestens sechs Luftangriffe auf Wohngebäude im Dorf Klimowo verübt worden sein.
Der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, meldete per Telegram, dass in Klimowo durch diese Luftanschläge acht Menschen durch das ukrainische Militär verletzt worden seien.
Auch der Gouverneur der Oblast Belgorod warf den ukrainischen Streitkräften vor, das Dorf Spodarjuschino bombardiert zu haben. Es habe keine Verletzten oder Sachschäden gegeben, dennoch hätten die Behörden zwei Orte evakuiert, erklärten die Behörden auf Telegram.
Die Ukraine bestreitet, etwas mit den Vorfällen zu tun zu haben, unabhängige Informationen gibt es nicht.
Anfang April brach in einem Öldepot in der Stadt Belgorod ein Feuer aus. Der Gouverneur der Region Belgorod schrieb auf Telegram, dass das Feuer eine «Folge eines Luftangriffs von zwei Hubschraubern der Streitkräfte der Ukraine» sei.
Auch sieben Ziele im Dorf Severny sollen durch Luftangriffe beschädigt worden sein – darunter eine Druckerei, zwei Industrieanlagen und ein Umspannwerk, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass schreibt. Nach Angaben von Mitarbeitern der Druckerei soll sich der Angriff in den frühen Morgenstunden ereignet haben und von Hubschraubern ausgegangen sein.
Die Ukraine bestreitet, etwas mit den Vorfällen zu tun zu haben, unabhängige Informationen gibt es nicht.
Am 21. April brach ein Grossbrand aus in einem geheimen russischen Militärforschungszentrum (TSNII VVKO), das direkt dem russischen Verteidigungsministerium unterstellt ist. Mehrere Menschen sollen getötet worden sein – Interfax meldet am 25. April 17 Todesopfer.
Das Forschungszentrum liegt allerdings nicht in Grenznähe zur Ukraine, sondern in Twer, nordwestlich von Moskau.
Ein Grossteil von dem, was wir über die Arbeit des TSNII VVKO wissen, stammt aus einer Fernsehdokumentation des Fernsehsenders Zvezda aus dem Jahr 2018. Demnach konzentriere sich die Forschungsarbeit vorwiegend auf die Luftverteidigung und die Tarnkappentechnologie – und auch Projekte zu Raumfahrt wären in Twer angesiedelt.
Bis dato gibt es keine Hinweise darauf, wie das Feuer ausgebrochen sein könnte.
(yam)
Wenn es nicht Traurig ist wäre es schon wieder zum Lachen.
Ähm, es ist Krieg. Was erwarten da die russischen Behörden? Dass feindliche Hubschrauberpiloten erst das Formular 38A zur Bewilligung der Flugroute in den russischen Luftraum zur Unterschrift vorlegen, damit sie dann legal in den "Luftraum der russischen Föderation" eindringen können?