Sie sitzt auf den Stufen einer Marmortreppe. Im Untergrund. Hinter ihr sind Sandsäcke gestapelt. Olena Selenska hat die Hände ineinander verschränkt, blickt ernst in die Kamera. Sie trägt flache Schuhe zur schwarzen Hose, eine schlichte helle Bluse, keinen Schmuck, kaum Make-up. Ein Foto ohne jeglichen Glamour und doch so anmutig, dass es die Titelseite einer Modezeitschrift ziert – der wohl einflussreichsten der Welt, der «Vogue».
Starfotografin Annie Leibovitz setzte die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten für das digitale Cover in Szene. «Ein Portrait des Mutes» nennt es die «Vogue» und würdigt Olena Selenska in der Titelstory als «Leuchtfeuer für ihr Volk und Akteurin im Kampf um die Herzen und Köpfe der Ukraine.»
Sie sei aus dem Schatten ihres Mannes getreten, «um zu einem Gesicht ihres Landes zu werden – dem Gesicht einer Frau, einer Mutter, eines einfühlsamen Menschen.» Ein Schritt, der ihr nicht leicht gefallen sei, betont die Präsidentengattin in dem Gespräch. «Ich mag es, im Hintergrund zu bleiben – das hat zu mir gepasst», sagt sie. «Ins Rampenlicht zu treten, war ziemlich schwierig für mich.» Doch nun gibt sie Interviews, hält Reden, reist nach Washington, um mit Präsident Biden über Waffenunterstützung zu sprechen.
Der Angriffskrieg Russlands liess ihr keine Wahl. Er machte sie zur Schlüsselfigur, zur Repräsentantin ihres Volkes. Genau das will Olena Selenska auch auf dem Cover der «Vogue» sein. «Ich möchte, dass ihr jede ukrainische Frau hier an meiner Stelle seht. Die kämpft, die sich freiwillig meldet, die in einem Flüchtlingslager ist, die unter dem Heulen der Sirenen arbeitet, die unter der Besetzung ausharrt. Sie hat das Recht und verdient es, auf den Titelseiten der ganzen Welt zu sein. Jede von euch, meine ukrainischen Landsfrauen, ist jetzt das Gesicht und die Titelseite unseres Landes», schreibt die zweifache Mutter selbst bei Instagram zu dem Foto.
Im Gespräch mit der «Vogue» blickt sie zurück auf die «schrecklichsten Monate meines Lebens und des Lebens aller Ukrainer» und gibt zu, dass sie nicht weiss, «wie wir es emotional bewältigen konnten». Doch die 44-Jährige zeigt sie sich auch hoffnungsvoll – und kämpferisch. «Wir freuen uns auf den Sieg. Wir haben keinen Zweifel, dass wir siegen werden. Und das ist es, was uns antreibt», betont Olena Selenska.
Verwendete Quellen:
(jdo,t-online )