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Ukraine setzt Russland mit «Frankenstein-Raketen» zu

epa10564726 Local residents collect scrap metal from a crashed fighter jet in the Kharkiv region, Ukraine, 08 April 2023. Russian troops entered Ukrainian territory on 24 February 2022, starting a con ...
Kampfjet-Wrack bei Charkiw im April dieses Jahres: Aktuell fügt die ukrainische Flugabwehr der russischen Luftwaffe schwere Verluste zu.archivBild: keystone

Ukraine setzt Russland laut Bericht mit «Frankenstein-Raketen» zu

Russland hat in den letzten Tagen so viele Kampfjets wie seit dem Beginn des Krieges nicht mehr verloren. Der Grund scheinen ganz besondere Raketen zu sein.
21.10.2023, 19:27
Julius Zielezinski / t-online
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t-online

Die russische Luftwaffe verliert Kampfflugzeuge in rasantem Tempo. Laut einem Bericht der «Kyiv Post» ist es den ukrainischen Truppen gelungen, in den letzten zehn Tagen insgesamt fünf russische Kampfflugzeuge abzuschiessen.

Das wären die grössten Verluste seit dem russischen Angriff auf Kiew zu Beginn des Kriegs, die die russische Luftwaffe in so kurzer Zeit hinnehmen musste. Diese massiven Verluste haben mit zwei Faktoren zu tun.

Russlands Kampfflugzeuge werden für sie selbst zum Problem

Zum einen nutzt die russische Luftwaffe zur Unterstützung ihrer Bodentruppen in der Donezk-Region Flugzeuge des Typs Suchoi Su-25, Nato-Codename Frogfoot (Dt. Froschfuss). Diese speziell für den Bodenkampf entwickelten Jets müssen relativ niedrig fliegen, um effektiv ins Kampfgeschehen eingreifen zu können.

Zwar verfügen sie deswegen über eine starke Panzerung, die vor allem gegen den Beschuss mit Kleinwaffen wie Sturm- und leichten Maschinengewehren sowie kleineren Flugabwehrraketen schützt. Grösseren Flugabwehrgeschützen sind sie aber beinahe schutzlos ausgeliefert.

Und darin besteht das Problem für die russische Luftwaffe. «Sie (die Su-25) können nicht aus grösserer Entfernung angreifen. Deshalb muss der Feind näher heranfliegen und infolgedessen haben wir in den letzten zehn Tagen fünf Flugzeuge abgeschossen», erklärt ein Sprecher des Kommandos Süd der ukrainischen Streitkräfte der Nachrichtenagentur Unian.

Eine russische Suchoi Su-25 auf einem Rollfeld (Archivbild).
Eine russische Suchoi Su-25 auf einem Rollfeld (Archivbild).Bild: Imago / Russian Defense Ministry

Pentagon baut bestehende Systeme um

Ein weiterer Faktor, der zu dem hohen Verlust an russischen Jets führt, ist die von der Ukraine eingesetzte Flugabwehr. Bislang setzte die ukrainische Armee vor allem auf Ein-Mann-Boden-Luft-Raketen wie das amerikanische System Stinger. Medienberichten zufolge scheinen die Munitionsbestände für diese Waffensysteme jedoch langsam zur Neige zu gehen.

Um diesen Mangel zu kompensieren, nutzen die ukrainischen Streitkräfte offenbar zusammengestückelte und umfunktionierte Flugabwehrsysteme der britischen und US-amerikanischen Armee. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, ist es US-amerikanischen Ingenieuren gelungen, ausgemusterte RIM-7 Raketen mit den schon von der Ukraine eingesetzten und noch aus der Sowjetzeit stammenden Buk-Raketenwerfern abzufeuern.

Neue Raketenwerfer

Des Weiteren, so heisst es in dem Bericht, sei es gelungen, aus verschiedenen, schon in der Ukraine eingesetzten Teilen einen neuen Raketenwerfer zu bauen. Dieser sei in der Lage, die eigentlich als Luft-Luft-Rakete konzipierte AIM-9M Sidewinder vom Boden abzufeuern. Gerade diese Raketen sind laut Berichten besonders effektiv in der Flugabwehr, da sie über eine wärmesuchende Zielerfassung verfügen.

Hintergrund für dieses vom Pentagon «FrankenSAM» genannte Programm ist der Haushaltsstreit im US-Kongress. Aufgrund dieses Streits ist es den USA nicht möglich, neue Waffen für die Ukraine zu beschaffen, wohl aber bereits vorhandene umzurüsten. Lesen Sie hier mehr zum Haushaltsstreit in den USA. «FrankenSAM» ist dabei ein Wortspiel, das sich aus dem Namen des von Mary Shelley erdachten Wissenschaftlers Dr. Frankenstein und der Abkürzung für Surface to Air Missle (Dt. Boden-Luft-Rakete) SAM zusammensetzt.

Auch das von britischer Seite zur Verfügung gestellte AIM-132 Luft-Luft-Raketensystem haben die Ukrainer so umgerüstet, dass es auch vom Boden aus eingesetzt werden kann. Vor wenigen Tagen wurde ein Video veröffentlicht, das zeigen soll, wie eine russische Kamikazedrohne mit genau diesem System zerstört wird. Ob nun aber auch genau diese Systeme für die Abschüsse der russischen Jets verantwortlich sind, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.

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9 Kommentare
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Liebu
21.10.2023 23:54registriert Oktober 2020
Eigentlich egal was die Aggrrssoren vom Himmel holt, Hauptsache sie können nicht weiter angreifen. Die Ukrainer haben schon des Öfteren bewiesen, dass sie sehr innovativ in diesem Bereich sind.
Wie viel Material und Menschenleben will Putin noch opfern um sein Ego zu befriedigen?
Ganz zu schweigen von den wirtschaftlichen Folgen für sein Land. Er fährt Russland für Jahre an die Wand.
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Fernrohr
21.10.2023 20:15registriert Januar 2019
Was wohl moderne, topaktuelle Waffensysteme anzurichten könnten? Die Ruzzen hätten nur noch Segelflugzeuge! Gebt den Ukrainern alles, was sie für einen ruzzenfreien Himmel benötigen!
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Project47North
21.10.2023 19:38registriert August 2022
Die Ukrainer beweisen es einmal mehr:
Krieg und Not machen erfinderisch.
Es kann den Ukrainern niemand vorwerfen, nicht alles zu tun um den eingefallenen Russen das Leben zur Hölle zu machen.
Ich finde solche Berichte über die "Basteleien" der Ukrainer immer wieder faszinierend.
Слава України!!!
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