International
Ungarn

Ungarisches Gesetz ermöglicht «Aufhebung» der Staatsbürgerschaft

Ungarisches Gesetz ermöglicht «Aufhebung» der Staatsbürgerschaft

11.06.2025, 16:0311.06.2025, 16:03
Mehr «International»

Mit den Stimmen des rechten Regierungslagers hat das ungarische Parlament ein Gesetz beschlossen, das es ermöglicht, manchen Doppelstaatsbürgern die ungarische Staatsbürgerschaft zeitweise zu entziehen. Das Ergebnis der Abstimmung hat das Parlament auf seiner Webseite veröffentlicht.

Demnach kann die Regierung künftig die ungarische Staatsbürgerschaft von Doppelstaatsbürgern «aufheben», die «ein Verhalten an den Tag legen, das die öffentliche Ordnung, die öffentliche Sicherheit und die nationale Sicherheit Ungarns gefährden», wie das Gesetz festhält. Das gilt auch, wenn der oder die Betroffene «im Interesse einer fremden Macht oder einer fremden Organisation tätig ist, die Ziele einer fremden Macht oder fremden Organisation verwirklicht».

Voraussetzung der zeitweiligen Aberkennung der Staatsbürgerschaft ist allerdings, dass die betroffene Person über die Staatsbürgerschaft eines weiteren Landes verfügt, die aber nicht die eines anderen EU-Landes, Norwegens, Islands, der Schweiz oder Liechtensteins ist. Die maximale Dauer des Entzugs ist mit zehn Jahren befristet. International ist eine solche zeitlich befristete Regelung unüblich. Eine Staatsbürgerschaft kann normalerweise dauerhaft entzogen werden, in anderen Fällen kann auf eine Staatsbürgerschaft auch verzichtet werden.

epa12166312 Viktor Orban, Prime Minister of Hungary and President of Fidesz, attends the Victory Day rally organized by the European nationalist and far-right political party Patriotes.eu in Mormant-s ...
Das Gesetz ist ganz in seinem Sinne: Viktor Orban.Bild: keystone

Orbans Mantra: «Kritiker schaden dem Land»

Kritiker sehen in dem Gesetz ein weiteres Instrument, mit dem die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban unliebsame Stimmen mundtot machen möchte. Der rechtspopulistische Regierungschef kämpft seit Jahren mit repressiven Methoden gegen Kritiker und unabhängige Zivilorganisationen an. Eine wiederkehrende Begründung seines Vorgehens ist, dass regierungskritische Personen und Organisationen Ungarn schaden und die Interessen anderer Länder und Mächte vertreten würden.

Von dem neuen Gesetz könnte etwa ein ungarisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger betroffen sein, der sich in Ungarn in einer Menschenrechtsorganisation engagiert oder eine solche leitet. Die «Aufhebung» der ungarischen Staatsbürgerschaft würde für denjenigen bedeuten, dass er des Landes verwiesen werden kann. Ein ungarischer Staatsbürger hingegen kann nicht aus Ungarn ausgewiesen werden. (rbu/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
44 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Schlaf
11.06.2025 16:30registriert Oktober 2019
Orbans Mantra: «Kritiker schaden dem Land»

Orban meinte mit «Land», natürlich sich, seine Familie und sein Umfeld.
582
Melden
Zum Kommentar
avatar
Frizbee
11.06.2025 16:24registriert März 2022
EU Bürger könnten aber weiter in Ungarn bleiben, wenn sie keine ungarische Staatsbürgerschaft mehr haben. Da muss Orban wohl noch mal nachbessern oder aus der EU austreten? Das wäre so schön.
482
Melden
Zum Kommentar
avatar
stronghelga
11.06.2025 16:35registriert März 2021
Ungarn entfernt sich immer mehr von einer Zivilisation zu einem Land des „wilden Westens“. Nichts, das wirklich zu Europa gehört.
5111
Melden
Zum Kommentar
44
    Grosseinsatz in Wiener Universität wegen Bombendrohung: «Gleich macht es Bumm»

    Nach einer Bombendrohung in Wien ist die Polizei im Grosseinsatz. Ein Unbekannter habe die Tür zum Foyer eines Gebäudes der Technischen Universität geöffnet, ein Paket hineingeworfen und gesagt: «Gleich macht es Bumm», sagte eine Polizeisprecherin. Ein Sicherheitsmitarbeiter der Universität habe daraufhin die Polizei alarmiert.

    Zur Story