Um 5 Uhr morgens sind wir aufgestanden, um bei diesem historischen Moment der Zeitgeschichte irgendwie dabei zu sein. Aber was uns der Bildschirm unserer Smartphones an jenem Mittwoch Morgen zu erzählen hatte, war nicht das, was wir uns erhofft hatten.
Das amerikanische Wahlsystem hat einen weissen Superreichen, der mit frauenfeindlichen und rassistischen »Aussagen« «besticht», ins Amt des Präsidenten gehievt.
Das Resultat fällt zum Leidwesen und Schrecken einer grossen Mehrheit von «People of Color» (siehe Infobox), LGBTs und anderen Minderheiten aus. Sie fühlen sich untervertreten, ungesehen und blicken frustriert in die mittelfristige Zukunft.
Ja, die ganze Sache ist Scheisse blöd gelaufen – das wissen wir inzwischen alle. Aber was wir vor lauter orangen Haaren vor den Augen ganz vernachlässigt haben, ist, dass die Vereinigten Staaten ausser dem Präsidenten auch noch andere politische Positionen besetzt haben.
Und dabei werfen sieben Wahlergebnisse einen Schimmer Hoffnung auf die Wahlmisere in Übersee.
Folgende Politiker repräsentieren ab kommendem Jahr Minderheiten, die so noch nie in der amerikanischen Politik vertreten waren:
Kamala Harris ist künftige Senatorin des Bundesstaats Kalifornien. Sie ist die erste Frau indischer Abstammung, die jemals in den Senat gewählt wurde, und die einzige schwarze Frau, die es bei diesen Wahlen schaffte. Vor ihr galt Carol Moseley Braun fast zwei Jahrzehnte lang als die einzige schwarze Senatorin. Sie bekleidete das Amt für Illinois von 1992 bis 1998.
Harris ist die Tochter eines jamaikanisch-amerikanischen Vaters und einer aus Indien stammenden Mutter. Sie legte bis anhin eine steile Politkarriere hin. Sie stieg als Bezirksanwältin von San Francisco bis zur Justizministerin des Staates Kalifornien auf. Aufgrund dessen wird sie von einigen Demokraten auch als «Female Obama» bezeichnet.
Die 38. Gouverneurin von Oregon heisst Kate Brown und sie ist bisexuell. Als erste Person in einem solchen Amt steht sie öffentlich zu ihrer nicht-konformen Sexualität.
Ihre Agenda beinhaltet einen starken Feminismus. Schon seit den 80er Jahren erlebt sie als Anwältin die reale Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen.
Auch das Repräsentantenhaus zählt ab Januar 2017 eine indisch-amerikanische Frau in seinen Reihen. Pramila Jayapal immigrierte mit 16 in die USA, um in Georgetown zu studieren.
Jayapal machte sich vor allem nach den Anschlägen von 9/11 einen Namen. Sie richtete sogenannte «Hate Free Zones» ein, die das Ziel verfolgten, die Problematik um den Terrorismus frei von Fremdenhass zu diskutieren.
Tammy Duckworth vertritt bereits seit 2013 als erste Thai-Amerikanerin den Bundesstaat Illinois im Repräsentantenhaus. Bei diesen Wahlen geht die Ex-Militärpilotin sogar als Senatorin hervor.
Das ist deshalb besonders bemerkenswert, da ihr republikanischer Kontrahent und Vorgänger Mark Kirk sie mehrmals aufgrund ihrer Herkunft verbal angegriffen hat.
Vom Flüchtlingsteenager zur Abgeordneten: Im Alter von 12 kam Ilhan Omar in die USA. Sie floh aus dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Somalia und wird nun mit 34 ins Repräsentantenhaus von Minnesota geschickt.
Sie ist eine der ersten Musliminnen, die ein politisches Amt in den USA besetzten und dabei die erste Somalierin überhaupt. Das ganze nur kurz nachdem Mister Future President Trump noch behauptete: «Somalische Immigranten sind ein Desaster für unser Land.»
Mit der Wahl von Adrinao Espallat wird ab Anfang nächsten Jahres nicht nur der erste Abgeordnete mit dominikanischer Herkunft im Repräsentantenhaus sitzen, es wird auch zum ersten Mal in der Geschichte der USA ein ehemaliger «Sans Papier» Politik auf nationaler Ebene mitgestalten.
Für Nevada wird neu Cathrin Cortez Masto im Senat sitzen. Sie ist somit die erste Latina, die in die kleine Kammer des US-amerikanischen Parlaments gewählt wurde.
Von Trumps Aussagen bezüglich Menschen mit lateinamerikanischer Abstammung fühlt sie sich direkt angegriffen. Deswegen bietet sie ihm in ihrer Siegesrede auch gleich kräftig die Stirn: