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Lufthansa soll orthodoxe Juden diskriminiert haben

Lufthansa soll orthodoxe Juden diskriminiert haben – Millionenstrafe in den USA

Das US-Verkehrsministerium wirft Lufthansa in einem Fall Diskriminierung jüdischer Passagiere vor und hat eine Strafe von 4 Millionen US-Dollar (rund 3,45 Millionen Franken) gegen das Unternehmen verhängt.
16.10.2024, 03:2616.10.2024, 10:05
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Es handelt sich den Behördenangaben zufolge um die höchste Strafe, die das Verkehrsministerium jemals gegen eine Fluggesellschaft wegen Verstössen gegen die Bürgerrechte verhängt hat.

Das ist passiert:

epa11436076 A utra-Orthodox Jewish man at the Israeli army recruitment office, in Jerusalem, 25 June 2024. Israeli Supreme Court panel of judges unanimously ruled that the state should recruit ultra-O ...
Ein ultra-orthodoxer Jude in Jerusalem. Bild: keystone

Konkret geht es den Angaben nach um einen Flug von Frankfurt nach Budapest im Mai 2022. 128 Passagieren aus New York, von denen die meisten eine für orthodoxe jüdische Männer typische Kleidung getragen hätten, sei aufgrund «angeblichen Fehlverhaltens» einiger oder weniger Passagiere verboten worden, ihren Anschlussflug in Deutschland zu besteigen.

«Obwohl viele der Passagiere sich nicht kannten und nicht gemeinsam reisten, gaben die von den Ermittlern des US-Verkehrsministeriums befragten Fluggäste an, dass Lufthansa sie alle wie eine einzige Gruppe behandelte und ihnen wegen des angeblichen Fehlverhaltens einiger weniger das Boarding verweigerte», schreibt das US-Ministerium. Die orthodoxen Juden wollten in Budapest ein Event zu Eheren eines orthodoxen Rabbis besuchen, wie die Washington Post berichtet.

Das sagt die Lufthansa:

Lufthansa weist den Vorwurf der Diskriminierung zurück. Das Unternehmen bedauere die Umstände, die zu der Entscheidung geführt hätten, den Fluggästen die Beförderung zu verweigern, und habe sich bei zahlreichen Gelegenheiten öffentlich entschuldigt, zitiert das Ministerium Lufthansa in dem Beschlussdokument. Lufthansa stelle fest, dass der Vorfall «auf eine unglückliche Reihe von ungenauen Nachrichten, Fehlinterpretationen und Fehleinschätzungen während des gesamten Entscheidungsprozesses» zurückzuführen sei.

Das sei zwar bedauerlich, eine Diskriminierung habe aber nicht stattgefunden. Nach Angaben der Airline wurde die Entscheidung ausschliesslich aufgrund von Sicherheitsbedenken getroffen, wie das US-Ministerium schildert. Ein Grossteil der Betroffenen habe etwa auf dem Flug von New York nach Frankfurt nicht wie vorgeschrieben Corona-Schutzmasken getragen. Für die Weigerung wurden religiöse Gründe angegeben.

In einem Statement der Airline, das der «Washington Post» vorlag, heisst es, Lufthansa habe sich zum Ziel gesetzt, «ein Botschafter des guten Willens, der Toleranz, der Vielfalt und der Akzeptanz» zu sein. Man habe ein «einzigartiges Trainingsprogramm» entwickelt, das sich mit Antisemitismus und Diskriminierung befasste.

Die Reaktion aus den USA:

US-Verkehrsminister Pete Buttigieg erklärte:

«Niemand sollte diskriminiert werden, wenn er reist, und die heutige Massnahme sendet eine klare Botschaft an die Luftfahrtindustrie, dass wir bereit sind, zu ermitteln und Massnahmen zu ergreifen, wenn die Bürgerrechte von Passagieren verletzt werden.»

(rbu/sda/dpa)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Andi7
16.10.2024 06:45registriert November 2019
Schutzmassnahmen gelten für alle, einschliesslich religiöser Gruppen. Lufthansa sollte sich nicht mit solchen Situationen abfinden. Ob eine Diskriminierung vorlag oder nicht, sollte von einem Gericht geprüft werden.
Es ist immer wieder bemerkenswert, wie einige religiöse Menschen glauben, für sie würden andere Regeln gelten als für die Allgemeinheit.
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Sellulie
16.10.2024 07:26registriert März 2024
Jeder, der die damals angeordneten Schutzmassnahmen nicht befolgt hätte, wäre für den Weiterflug gecancelt worden. Statt eigenes Fehlverhalten einzusehen, wird bequemerweise die Diskriminierungkarte ausgespielt. Echt, was hat das Durchsetzen geltender Regeln mit Diskriminierung zu tun? Sollte nicht besser einer Diskriminierung entgegengewirkt werden, wo sie tatsächlich stattfindet?
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Talken
16.10.2024 08:46registriert Mai 2020
Ich hoffe LH zieht den Fall an die nächste Instanz weiter. Vielleicht hätte LH umkehren müssen und renitente Nicht-MaskenträgerInnen auszuladen. Bald muss auch das Flupersonal Bodycams tragen um Falschverhalten zu dokumentieren.
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