Jeb Bush gilt als heisser Anwärter für die US-Präsidentschaftswahl 2016. Der Bruder von George W. Bush betreibt bereits fleissig Wahlkampf, auch wenn er seine Kandidatur noch nicht offiziell bekannt gegeben hat. Der frühere Gouverneur von Florida profitiert vom Bekanntheitsgrad des Bush-Clans – bekundet aber auch Mühe, sich vom problematischen Erbe seines Bruders zu distanzieren. Ein Vorfall am Mittwoch zeigte klar, dass er diesbezüglich noch Hausaufgaben zu erledigen hat.
An einem sogenannten Townhall-Meeting beschuldigte Bush Präsident Obama, mit seinem vollständigen Truppenabzug aus dem Irak 2011 zum Aufstieg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) beigetragen zu haben. Damit war eine Zuhörerin ganz und gar nicht einverstanden. Nach der Rede ging Ivy Ziedrich, eine 19-jährige Politologiestudentin, auf Bush zu. Es folgte ein denkwürdiger verbaler Schlagabtausch und der erste Höhepunkt des noch jungen Präsidentschaftswahlkampfs 2016.
Sichtlich nervös legte Ziedrich los: Der Ursprung des IS liege in der Auflösung der irakischen Armee, als Zehntausende arbeitslos wurden, die immer noch Zugang zu Waffen hatten. Bush wirkt zunehmend genervt, schüttelt den Kopf. Dann:
Damit wendete sich Bush ab, das Gespräch war beendet. Doch der hitzige Austausch wurde gefilmt und schaffte es in die nationalen Medien.
Auch in den Sozialen Medien schlug die Geschichte wie eine Bombe ein. Ziedrich erntet dort viel Zuspruch, aber bei den Reizthemen Irak/Bush unweigerlich auch Kritik.
@IvyZied Thank you for your courage and honesty in confronting this man and sticking it to him about the reason for ISIS , you go girl !!!!
— Paul Peabody (@peapodesque) 15. Mai 2015
@IvyZied now if u just get your facts straight and learn some courtesy, you will be all set
— Sean Bos (@SeanBos77) 15. Mai 2015
Zum Vorwurf, sie selbst habe sich gegenüber Jeb Bush aggressiv verhalten, sagte Ziedrich der New York Times: «Ich werde immer nervös, wenn ich mit einer Autoritätsperson spreche, und er will Präsident werden. Aber ich wollte sicher nicht respektlos sein.» Ziedrich ist Demokratin, wuchs aber in einem republikanischen Haushalt auf.
Bereits Anfang Woche hatte Bush Mühe mit dem politischen Erbe seines Bruders bekundet. Auf die Frage von Fox-News-Anchor Megyn Kelly, ob er nach heutigem Wissensstand damals die Irak-Invasion befohlen hätte, antwortete er zum grossen Erstaunen – auch von Republikanern – mit Ja.
Am Donnerstag ruderte er zurück und erklärte, die Frage missverstanden zu haben. Weil er als Gouverneur von Florida vielen Angehörigen die traurige Nachricht vom Tod eines Soldaten überbringen musste, falle es ihm nicht leicht, den Irakkrieg als Fehler zu bezeichnen.