China will einem Medienbericht zufolge auf Kuba eine gegen die USA gerichtete Spionagestation bauen. Das «Wall Street Journal» berichtete am Donnerstag unter Berufung auf anonyme US-Regierungsvertreter, China und Kuba hätten eine heimliche Vereinbarung zum Bau der Anlage zum Abhören elektronischer Kommunikation geschlossen.
Damit könnte Kommunikation im Südosten der USA abgefangen werden, wo sich zahlreiche US-Militärstützpunkte befinden. Für die Erlaubnis zum Bau der Station will China dem sozialistischen Karibik-Inselstaat laut «Wall Street Journal» mehrere Milliarden Dollar zahlen.
Das Weisse Haus wies den Bericht allerdings zurück. «Ich habe diesen Pressebericht gesehen», sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, im Nachrichtensender MSNBC. «Er ist nicht richtig.» Die US-Regierung sei aber besorgt über «Chinas Einflussaktivitäten in aller Welt, sicherlich in dieser Hemisphäre und in dieser Region».
Das US-Verteidigungsministerium hatte den Bericht zuvor nicht kommentiert. «Grundsätzlich sind wir uns sehr bewusst über die Versuche der Volksrepublik China, weltweit in Infrastruktur zu investieren, die militärischen Zwecken dienen könnte, einschliesslich in der westlichen Hemisphäre», erklärte ein Pentagon-Vertreter.
Die Beziehungen zwischen den USA und China sind schon seit langer Zeit sehr angespannt. Im Februar sorgte der Überflug eines mutmasslichen chinesischen Spionageballons über die USA für diplomatische Verwerfungen, US-Aussenminister Antony Blinken sagte einen geplanten Peking-Besuch ab. Die USA schossen den Ballon schliesslich über der US-Ostküste ab, was wiederum in Peking wütende Reaktionen hervorrief. Die USA sehen das wirtschaftlich und militärisch aufstrebende China als grösste geopolitische Herausforderung weltweit an.
Während des Kalten Krieges unterhielt die damalige Sowjetunion Abhörstationen auf Kuba, um die USA auszuspionieren. Als die Sowjetunion 1962 Atomraketen auf Kuba stationierte, führte das zu einer der gefährlichsten Krisen des Kalten Krieges. Moskau zog die Mittelstreckenraketen schliesslich ab.
(tonline/dpa)