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USA: Das ist über den Attentäter von New Orleans bekannt

Was über den Attentäter von New Orleans bekannt ist – und welche Fake News kursierten

Ein Mann tötete in New Orleans mindestens 15 Menschen und verletzte Dutzende. Nun identifizierten die Behörden den mutmasslichen Täter: Es handelt sich um einen Makler aus Texas. Zuvor kursierten mehrere falsche Darstellungen.
02.01.2025, 04:4502.01.2025, 05:25
Christoph Cöln / t-online
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Ein Artikel von
t-online

42 Jahre alt und Immobilienmakler aus Texas

Der mutmassliche Attentäter von New Orleans, der vom FBI als der 42-jährige US-Bürger Shamsud-Din Jabbar identifiziert wurde, stammte aus Texas und war dort offenbar als Immobilienmakler tätig. Jabbar war in der Neujahrsnacht mit seinem Pick-up im French Quarter mit hohem Tempo in eine feiernde Menschenmenge gerast. In seinem Wagen fanden die Ermittler eine Flagge der Dschihadistenmiliz «Islamischer Staat» (IS).

Attentäter Jabbad, New Orleans, 2.1.25
Shamsud-Din Jabbar hat in New Orleans mutmasslich mindestens 15 Menschen getötet.Bild: x

Bei dem mutmasslichen Terroranschlag wurden mindestens 15 Menschen getötet, zahlreiche weitere wurden schwer verletzt. Das berichten mehrere US-Medien unter Verweis auf eine Mitteilung des Gerichtsmediziners der Stadt, Dwight McKenna.

In den USA geboren und aufgewachsen

Bei einem Schusswechsel mit der Polizei wurde Jabbar tödlich getroffen. In seinem Wagen, einem Ford Pick-up, fanden die Ermittler zwei selbst gebastelte Sprengsätze.

Früher war Jabbar Soldat der US-Armee, in der er zehn Jahre lang als IT-Spezialist diente. In einem vor vier Jahren auf YouTube veröffentlichten Video, in dem er seine Maklerdienste anbot, rühmte sich Jabbar selbst als «harter Verhandlungspartner». «Ich möchte nur ein wenig über mich erzählen», beginnt er das Video.

«Ich bin in Beaumont, Texas, geboren und aufgewachsen und lebe jetzt in Houston. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht, mit Ausnahme von Reisen mit dem Militär, wo ich 10 Jahre lang als Personalspezialist tätig war.»

Aus von der «New York Times» (NYT) veröffentlichten Strafregistern geht hervor, dass er zweimal wegen Delikten angeklagt wurde: 2002 wegen Diebstahls und 2005 wegen Fahrens ohne gültigen Führerschein. Der Zeitung zufolge war Jabbar zweimal verheiratet, wobei seine zweite Ehe im Jahr 2022 geschieden wurde.

Army-Veteran und ehrenhaft entlassen

Im Scheidungsverfahren schilderte er dem Anwalt seiner Frau in einer E-Mail seine finanziellen Probleme. «Ich kann mir die Raten für das Haus nicht leisten», schrieb er laut NYT. Seine Immobilienfirma habe im Jahr zuvor mehr als 28'000 Dollar Verlust gemacht. Auch habe er wegen der Anwaltskosten tausende Dollar an Kreditkartenschulden.

Die Zeitung «Atlanta Journal-Constitution» berichtete, J. habe einen Abschluss an der Georgia State University erworben. In dem YouTube-Video aus dem Jahr 2020, das später aber von der Plattform gelöscht wurde, gab Jabbar zudem an, ein Jahrzehnt lang beim US-Militär als IT-Spezialist gedient zu haben. Durch diese Erfahrung habe er ein Verständnis für guten Service entwickelt und dafür, auf alles zu achten, «um sicherzustellen, dass alles reibungslos abläuft».

Die US-Bundespolizei bestätigte in ihrer Pressekonferenz nach der tödlichen Auto-Attacke, dass Jabbar US-Soldat war und offenbar ehrenhaft entlassen wurde.

Zwei Töchter und «seltsames» Verhalten in letzter Zeit

Die «New York Times» berichtet, dass Jabbar zwei Töchter im Alter von 15 und 20 Jahren hat. Diese seien durch den Vorfall schwer traumatisiert, wie die Zeitung unter Berufung auf Jabbar Ex-Frau schreibt. Weiter heisst es, dass sich der mutmassliche Attentäter in den vergangenen Monaten seltsam verhalten habe. Sein Auftreten sei so besorgniserregend gewesen, dass seine Ex-Frau ihren Töchtern den Umgang mit dem Vater untersagte.

Die Ermittlungsbehörden prüfen derzeit noch, ob Jabbar allein gehandelt hat oder ob er möglicherweise Unterstützung von Komplizen erfahren habe.

Rechtspopulisten verbreiteten Fake News

Kurz nach dem Attentat verbreitete sich in den sozialen Medien das Gerücht, beim Attentäter handle es sich um einen Einwanderer. Die Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene behauptete auf X, dass Jabbar zwei Tage vor dem Angriff über die US-Grenze kam. Die Grenze müsse sofort geschlossen werden. Auch der wegen seiner Lügen verurteilte Verschwörungstheoretiker Alex Jones verbreitete die Darstellung.

taylor greene new orleans 2.1.25
Bild: x

Auch Donald Trump deutete in einer ersten Stellungnahme an, dass es sich um einen Ausländer gehandelt habe. Sogar Fox News verbreitete die Theorie vorschnell. Nachdem mehr Informationen bekannt waren, stellte Fox-Reporterin Aishah Hasnie die Behauptung teilweise richtig: Der Truck sei vor zwei Tagen über die US-Grenze gekommen, ob der Attentäter sich darin befand, sei nicht bekannt. Diese Information wurde bisher nicht offiziell bestätigt.

(t-online/con/afp)

Verwendete Quellen:

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Janster
02.01.2025 08:16registriert März 2021
Was mich an der ganzen Sache am meisten betroffenen macht steht weiter unten im Artikel. Politiker wie Green und Fox news giessen sofort Benzin ins Feuer und verbreiten irgendwelche "Tatsachen" die keine sind, anstatt zu Besonnenheit aufzurufen und die Polizei erst mal ihre Arbeit machen zu lassen. Schöner wäre es im ersten Schritt einfach mal Empathie mit den Betroffenen zu zeigen.
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Troxi
02.01.2025 09:33registriert April 2017
Es braucht zwingend ein Gesetz, welches in Folge bewusster Irreführung durch politische Amtsträger mit einer unbedingten mehrjährigen Gefängnisstrafe und eine sofortige Amtsenthebung, sowie die Rückzahlung aller bezogenen Gelder durch die Amtsausführung, beinhaltet. Solche Leute haben echt nichts verloren in der Politik. Politik ist kein Spiel! Und für alle anderen braucht es hohe Geldstrafen als Massnahme.
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BiduS
02.01.2025 08:48registriert März 2023
Zeigt einmal mehr, dass sich Leute aus fast allen Schichten redikalisieren lassen können wenn gewisse Umstände passen...

Das ganze den Republikaner in die Schuhe schieben zu wollen ist aber genau so absurd, wie den Ausländern... Und ob er im Militär als IT Soldat eine Grundausbildung im Schießen bekam, dürfte egal sein um mit einem Auto in die Menge zu fahren...
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    LA-Feuer beweist: Der Toyota Pickup ist weiterhin das härteste Auto der Welt
    «Even fire can’t kill a Tacoma. Let’s go places!»

    Es ist ein Klassiker der TV-Geschichte, einer der allerbesten Auto-Berichte ever: Die Rede ist von «The Toughest Car In the World» der dritten Staffel von «Top Gear». Darin sinnierten die Moderatoren Jeremy Clarkson, Richard Hammond und James May darüber, welches das robusteste, strapazierfähigste, kurzum das härteste Auto der Welt wäre. Bald einigte man sich auf den Toyota Hilux Pickup-Truck – dies damit begründet, dass, «das Einzige, was die geballte Übermacht des US-Militärs zu einem knirschenden Stillstand bringen kann, immer ein paar Kalaschnikow-bewaffneter Teenager in einem Toyota-Pickup-Truck» sind.

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