Er wollte Donald Trump in den «Abfallkorb der Weltgeschichte» befördern und dem jungen, weltoffenen, demokratischen Amerika ein neues Gesicht geben – doch damit wird’s nichts: Pete Buttigieg, der 38-jährige frühere Bürgermeister der Kleinstadt South Bend hat seine Kandidatur fürs US-Präsidentenamt einen Tag vor den alles entscheidenden Vorwahlen am morgigen «Super Tuesday» zurückgezogen.
Der schwule Kriegsveteran, der sich zwischenzeitlich völlig überraschend an die Spitze des demokratischen Bewerberfeldes durchkämpfen konnte und die erste Vorwahlrunde im Bundesstaat Iowa gewonnen hat, hat in seiner Heimatstadt in Indiana seine Kandidatur offiziell beendet.
Buttigieg, der sieben Sprachen spricht und bei den vergangenen TV-Debatten allermeistens durch seine überlegten, konsensorientierten Antworten aufgefallen war, war der mit Abstand jüngst Hoffnungsträger im demokratischen Bewerberfeld. Zudem war er der erste offen schwule Kandidat, der je für eine Partei ins Rennen um das wichtigste politische Amt der USA gestiegen war.
Doch trotz trotz seiner erfolgreichen Kampagnenarbeit (Buttigieg hat 2019 insgesamt 76 Millionen Dollar von Unterstützern erhalten): Der Harvard-Abgänger und ehemalige Mitarbeiter der Beratungsfirma McKinsey bekundete bis zuletzt grosse Mühe, die Wähler ausserhalb junger, weisser Demokraten-Kreise von sich zu überzeugen. Bei den Vorwahlen in South Carolina vergangene Woche, wo 60 Prozent der demokratischen Wähler schwarz sind, gewann er gerade mal 8 Prozent der Stimmen.
Und laut dem amerikanischen Star-Statistiker Nate Silver hätte Buttigieg in keinem der 14 Staaten, die morgen Dienstag den demokratischen Kandidaten wählen, auch nur den Hauch einer Chance gehabt. Zu kritisch sind farbige Wähler gegenüber Buttigiegs Versprechen – und zu konservativ sind wohl viele Demokraten gerade in den Südstaaten für einen schwulen Präsidentschaftsanwärter.
Buttigiegs Abgang wird dem zuletzt oft gehässigen demokratischen Kandidatenfeld eine komplett neue Dynamik verleihen. Freuen darf sich Joe Biden, 77, der Sieger von South Carolina, dem viele von Buttigiegs Anhängern jetzt wohl zuströmen dürften. Genau wie Buttigieg positioniert sich der einstige US-Vizepräsident unter Barack Obama als Stimme der Mitte und als Gegenkandidat zum für amerikanische Verhältnisse radikal-linken Bernie Sanders, 78.
Sanders, dessen riesige Anhängerschaft ihm schon zwei Siege bei den Vorwahlen in New Hampshire und in Nevada beschert hatte, dürfte Buttigiegs Abgang schwächen. Je mehr moderate Kandidaten im Rennen waren und sich gegenseitig Wähler abluchsten, umso besser war das für den selbsterklärten «demokratischen Sozialisten». Dass nach Buttigiegs Abgang auch die moderate Amy Klobuchar, 59, bald ausscheiden dürfte, ist absehbar. Auch ihre Anhänger werden zu Biden – und kaum zum wegen seiner frauenfeindlichen Äusserungen zunehmend umstrittenen Multimilliardären Michael Bloomberg – überlaufen.
Aus Sicht moderater Vertreter ist Buttigieg klar ein Held. Sein Abgang und sein Verzicht weisen ihn als selbstlosen Strategen aus, dem mehr an der Sache als an der eigenen Karriere liegt. Und genau dieser Ruf wird ihn parteiintern stark beflügeln, wenn er in naher Zukunft erneut ins Rennen ums Weisse Haus einsteigt. Dass das allerdings schon 2024 sein wird, scheint derzeit eher unwahrscheinlich. Aktuellste Umfragen deuten darauf hin, dass sowohl Joe Biden als auch Bernie Sanders die US-Wahlen gegen den Amtsinhaber Donald Trump, 73, gewinnen würden. Von Buttigieg wird man also wohl erst 2028 wieder hören.
Als ich am Abend der Wahlen Trump vs Clinton ins Bett ging, gingen die Medien quasi einheitlich davon aus dass Clinton gewinnt. Unterschätzt bitte Trump und die Mächte welche ihn an der Macht halten wollen nicht.