Nach den tödlichen Schüssen in einem Kino im US-Bundesstaat Louisiana zeichnet sich ein immer genaueres Bild des Schützen ab. Laut der Polizei war der 59-Jährige ein extremistischer Regierungsgegner, der sich seine Tatwaffe auf legalem Weg beschafft hatte.
Der örtliche Polizeichef Jim Craft bezeichnete John Russell am Freitag als eine Art «Herumtreiber». Die Ermittler werteten auch die Online-Aktivitäten des Täters aus. Demnach beschäftigte er sich mit Verschwörungstheorien und hegte Sympathien für die Nazis.
Nach Angaben des Southern Poverty Law Centers, das rechtsradikale Gruppen in den USA beobachtet, schrieb er dutzende Beiträge auf extremistischen Websites. Dadurch ergebe sich das Bild «eines politisch unzufriedenen und wütendes Mannes». Zudem habe er antisemitische und homophobe Ansichten vertreten.
Der 59-Jährige hatte am Donnerstagabend in einem Kinosaal in der Stadt Lafayette das Feuer eröffnet und zwei Frauen getötet. Neun weitere Menschen wurden verletzt, ein Verletzter schwebte in Lebensgefahr.
Insgesamt hielten sich in dem Multiplex-Kino zum Tatzeitpunkt mehr als 300 Menschen auf. Nach der Tat erschoss sich der Angreifer selbst. Sein Motiv ist nach wie vor unklar.
Die Tat weckt Erinnerungen an einen Amoklauf im US-Bundesstaat Colorado im Juli 2012. Damals waren während einer «Batman»-Filmpremiere in der Stadt Aurora zwölf Menschen getötet und 70 weitere verletzt worden.
Der 27-jährige Täter wurde vor einer Woche wegen Mordes schuldig gesprochen. Ihm droht die Todesstrafe. Craft sagte, möglicherweise habe sich der Schütze von Lafayette den «Batman»-Attentäter als Vorbild gewählt.
Auch für die Krankenakte des Louisiana-Attentäters interessierten sich die Ermittler. Zudem kam zutage, dass eine Frau 2008 eine richterliche Verfügung gegen ihn erwirkte.
Hinweise auf einen möglichen Komplizen fanden die Ermittler indes nicht, wie Louisianas Polizeichef Michael Edmonson sagte. In einem Motel nahe dem Tatort wurden Brillen und Perücken entdeckt, was darauf hindeutete, das der Täter sich möglicherweise verkleiden wollte.
Die Schiesserei in Louisiana stellt erneut die Waffengesetze in den USA in Frage, nach denen jeder Bürger eine Waffe tragen darf. Nur wenige Stunden vor den Ereignissen hatte sich Präsident Barack Obama in einem Interview «frustriert» darüber gezeigt, dass ihm eine Verschärfung des Waffenrechts bislang nicht gelungen sei.
Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 seien weniger als hundert US-Bürger durch Anschläge ums Leben gekommen, aber zehntausende durch Schusswaffengewalt, hatte Obama gesagt.
Der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, der im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner ist, sagte dagegen, es sei nicht der richtige Zeitpunkt für Debatten über die Waffengesetze: Jetzt müssten die Opfer im Mittelpunkt stehen. (sda/afp)