53 Jahre sind vergangen, seit Neil Armstrong den berühmten Satz sagte: «Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.» Und: Fast 50 Jahre sind vergangen, seit der Mensch zuletzt auf dem Mond war. Die wichtigste Etappe auf dem Weg eben dorthin zurück hätte schon mehrere Male starten sollen, musste aber jedes Mal verschoben werden.
Am Mittwoch hat es nun endlich geklappt: Der von der Nasa gewählte Starttermin wurde eingehalten und Orion, eine unbemannte Kapsel mit dem Mond als Ziel, ist am Mittwochmorgen gestartet. Wie die Mission nun weiter verläuft und was bisher geschah, erfährst du hier:
Das Ziel ist ein unbemannter Flug in Richtung des Mondes. Die Orion-Kapsel ist vom Weltraumzentrum Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida aus gestartet. Hilfe kriegte sie dabei von der Schwerlastrakete «Space Launch System» – der bis dato stärksten Rakete der Welt.
Zwei Stunden nach dem Start separiert sich die Orion-Kapsel von der Rakete und beginnt mit dem Transfer zum Mond. Kleinere Korrekturen können dabei über ein Modul der European Space Agency (ESA) vorgenommen werden.
Beim Mond angelangt, soll die Kapsel den Erdtrabanten umrunden, sich ihm bis auf hundert Kilometer nähern und dann ihre Triebwerke zünden, um bis zu 64'000 Kilometer hinter den Mond vorzudringen – es wäre ein Rekord für ein Raumschiff, das einst Menschen befördern soll.
Für den Rückweg benutzt Orion die Anziehungskraft des Mondes. 25 Tage nach ihrem Start – also am 11. Dezember – soll sie wieder im Pazifik landen. Hier wird die Kapsel von der US-Navy geborgen.
Das Ziel von Artemis 1, der ersten Etappe der Artemis-Mission, ist es, die SLS-Rakete und die Orion-Kapsel an ihrer Spitze unter realen Bedingungen zu testen. Statt Astronauten sind lediglich Dummys an Bord. Ihre Sensoren sollen Beschleunigung, Vibrationen und Strahlungswerte aufzeichnen.
Mehrere frühere Versuche, Orion ins All zu schiessen, wurden bereits mit Spannung erwartet, mussten aber allesamt abgesagt werden.
Ende August und Anfang September waren es technische Probleme, die der Nasa einen Strich durch die Rechnung machten. Ein Sprecher hatte mitgeteilt, dass ein Triebwerk nicht die nötige Zieltemperatur erreicht habe. Auch ein Problem am Tanksystem war aufgefallen, offenbar hatte es mehrere Treibstofflecks gegeben. Schon bei früheren Tests waren Probleme aufgetreten und der ursprüngliche Zeitplan hatte sich verzögert.
Ende September wollte die Nasa schliesslich einen weiteren Versuch starten, wurde aber von Hurrikan «Ian» erneut zu einer Absage gezwungen.
Nun hat es am Morgen des 16. November endlich geklappt. Am Dienstagnachmittag (20:30 Uhr Schweizer Zeit) wurde die Rakete getankt. Mitten in der Nacht in Florida, um 7:04 Schweizer Zeit, startete ein zweistündiges Zeitfenster, in dem die Rakete mit der Orion-Kapsel abhob.
I'm impressed by our #Artemis I team's dedication - their care for @NASA_SLS and @NASA_Orion is keeping us on track. Designing for this environment is challenging, and our design stood up to the test of the storm. We are pressing toward launch on Nov 16: https://t.co/GGHeKcp0yQ pic.twitter.com/fPEAR8jhcm
— Jim Free (@JimFree) November 11, 2022
Artemis ist die Mission, mit der die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihre Zukunft der bemannten Raumfahrt plant. Nach 50 Jahren soll es erstmals wieder zum Mond gehen, und später dann zum Mars.
Mit Artemis soll dereinst ausserdem die erste Frau sowie die erste PoC (Person of Colour) auf dem Mond landen. Bisher waren zwölf Menschen auf dem Mond: Alle waren weisse Männer und alle waren Amerikaner.
Artemis ist eigentlich eine Etappe auf dem Weg zum Fernziel: dem Mars. Das Artemis-Programm wird deshalb auch als «Moon to Mars mission» bezeichnet.
Geplant ist unter anderem auch eine dauerhafte Raumstation in der Mondumlaufbahn sowie eine Basis auf dem Erdtrabanten selbst – von wo aus eines Tages Astronauten weiter zum Mars reisen könnten.
Trotzdem hat auch die Landung auf dem Mond für die Nasa wichtige Ziele, sie sagt dazu:
Die Nasa hat die Mission seit mehr als zehn Jahren vorbereitet. Für sie hat Artemis 1 zudem Symbolcharakter. Sie soll zeigen, dass die US-Weltraumbehörde angesichts der Ambitionen Chinas oder SpaceX' von Elon Musk immer noch konkurrenzfähig ist.
Nach Artemis 1 sollen mit Artemis 2 2024 zum ersten Mal seit 1972 Astronauten wieder in der Mondumlaufbahn kreisen. Frühestens 2025 schliesslich sollen mit Artemis 3 wieder Menschen den Mond betreten.
Neben der Nasa sind auch die Europäische Raumfahrtagentur Esa sowie die Raumfahrtagenturen mehrerer anderer Länder an Artemis beteiligt. Die Esa steuerte beispielsweise das ESM-Servicemodul bei, das die Orion-Kapsel mit Strom, Wasser und Sauerstoff versorgt. Dieses soll vor dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre abgetrennt werden und verglühen.
Zudem sind zwei Puppen mit an Bord, die aus einem Projekt mit deutscher und israelischer Beteiligung entstanden sind. «Helga» und «Zohar» sollen eine neue Schutzweste testen, die besonders weibliche Körper vor Weltraumstrahlung schützen soll.
Aber auch Private wurden bei Artemis mit ins Boot geholt: So ist zum Beispiel die Firma Boeing die grösste Auftragnehmerin für die SLS-Rakete.
Ja, und zwar in erster Linie: zu teuer! Ein einziger Start mit der SLS-Rakete kostet schliesslich auch stolze 4,1 Milliarden US-Dollar. Ausserdem hat sich die Entwicklung der Trägerrakete mehrfach verzögert, woraufhin die Kosten auf ein Vielfaches der ursprünglich geplanten Ausgaben gestiegen sind.
Nasa-Inspektor Paul Martin veröffentlichte Anfang Jahr erstmals die laufenden Kosten zur Mission Artemis. Sein Schluss, den er gegenüber dem US-Kongress äusserte: Bei diesen Kosten könne die NASA kein sinnvolles Programm mit SLS und Orion durchführen, das Preisschild sei «unhaltbar». Dabei kritisierte er vor allem die «schlechte Performance» der Firma Boeing.
Auch andere Länder - allen voran China - haben ehrgeizige Raumfahrtpläne. Das Land arbeitet ebenfalls daran, eigene Astronauten auf den Mond zu bringen. China hat bereits Gestein vom Mond geholt und als erste Nation ein Raumschiff auf der erdabgewandten Seite des Mondes gelandet.
In den nächsten fünf Jahren sollen Gesteinsproben von den Polarregionen des Mondes zur Erde geholt werden. Auch wird mit Russland an Plänen für eine Forschungsstation auf dem Mond gearbeitet.
(lak)
Der Mond ist kein Planet, sondern ein Trabant oder Satellit. 😂
Ansonsten sehr spannender Artikel. Und schön, dass endlich mal wieder etwas geht in dieser Sache.
Kann das bitte einfach machen, ohne dass man jedes Mal zuerst auf sowas hinweisen muss?