Sein wichtigstes Ziel hat Ron DeSantis bereits erreicht: Erneut ist es dem Gouverneur von Florida mit Hilfe eines Stunts gelungen, den politischen Gegner zu provozieren.
Das ist die Masche des 44 Jahre alten Republikaners, der im November für eine zweite Amtszeit bestätigt werden möchte - der kämpferische Ex-Berufsmilitär geriert sich oft als Möchtegern-Präsident des «Freistaates» Florida, in dem auf politische Korrektheit gepfiffen wird. Damit treibt DeSantis die Demokraten auf die Palme, und verleitet sie zu vorschnellen und wenig durchdachten Reaktionen, aus denen der Medienprofi dann wieder Profit schlagen kann.
Top Gov… Dogfighting… Taking on the Corporate Media…
— Casey DeSantis (@CaseyDeSantis) August 23, 2022
Rules of Engagement are as Follows:
⬇️ pic.twitter.com/tG7iMCAXvY
Doch dieses Mal ist DeSantis, der jüngste Gouverneur im Land, vielleicht zu weit gegangen. Seine umstrittene Aktion, 50 Migrantinnen und Migranten aus Venezuela per Flugzeug auf die mondäne Ferieninsel Martha's Vineyard vor der Küste Massachusetts zu fliegen, löste bisher nicht die gewünschte Reaktion aus.
Zwar freute sich der Gouverneur während einer Pressekonferenz in Florida darüber, dass die angeblich linken Bewohner der Insel, auf der Promis wie Ex-Präsident Barack Obama den Sommer verbringen, nun mit eigenen Augen die Folgen der laschen Einwanderungspolitik der Demokraten zu spüren bekämen. Auch sagte DeSantis über die Menschen auf Martha's Vineyard:
Doch diese Aussage des Gouverneurs, der mit einer Kandidatur fürs Weisse Haus liebäugelt, entspricht nicht der Wahrheit. Die überraschende Ankunft von Migranten löste auf der Ferieninsel am Mittwoch keine Panik aus. Vielmehr spannten die Einwohner von Martha's Vineyard zusammen; auf dem Gelände einer Kirche entstand ein Notlager, in dem die Menschen aus Venezuela verpflegt wurden und Kinder spielen konnten.
Anfänglich, sagte ein 25-jähriger Migrant, der sich Eduardo nannte, seien die Einheimischen überrascht gewesen. Aber in Windeseile hätten sie sich der neuen Situation angepasst; nun unterstützten die Bewohner der Ferieninsel die Menschen aus Venezuela «sehr, wirklich sehr», sagte Eduardo der Zeitung «Boston Globe».
This is a community rallying to support immigrants children and families. It is the best of America. pic.twitter.com/qnQZYjNA9J
— Dylan Fernandes (@RepDylan) September 15, 2022
Aus den Erzählungen der Menschen aus Venezuela ging zudem hervor, dass sie nicht in Ron DeSantis' Heimat aufgegriffen worden waren. Vielmehr wurden die Migranten mit Hilfe zweier Charter-Flugzeuge von San Antonio (Texas) via Florida und South Carolina nach Massachusetts transportiert. Angeblich habe ihnen eine unbekannte Frau versprochen, dass sie in die Grossstadt Boston geflogen würden, einem Ziel vieler Migrantinnen und Migranten. Auch erhielten die illegal eingewanderten Menschen die Zusage, dass sie Hilfe für die Bewältigung des Papierkriegs mit den Einwanderungsbehörden bekommen würden. Diese Versprechen erwiesen sich als Lügen.
Auf rechten Medienplattformen wurde DeSantis für seinen politischen Stunt dennoch gefeiert. Er habe das linke Amerika vorgeführt, dass sich stets über die schlechte Behandlung von Migranten in Grenzstädten in Texas oder Arizona beklage, aber nicht bereit sei, selbst anzupacken, lautete der Tenor der Berichterstattung. «Fox News»-Moderator Tucker Carlson zeigte Bilder der Villa, in der die Familie Obama auf Martha's Vineyard jeweils seine Ferien verbringt und ätzte darüber, dass der Ex-Präsident noch nie einen Migranten aus Venezuela empfangen habe.
For hundreds of years, Martha’s Vineyard has suffered from the soul-crushing effects of its own whiteness. Island residents understood there was only one cure. They badly needed diversity.
— Tucker Carlson (@TuckerCarlson) September 16, 2022
Relief finally arrived from an unlikely source yesterday: Ron DeSantis. pic.twitter.com/8Z6Bw1hQxS
Wahr an dieser Kritik ist: Das Weisse Haus tut sich schwer damit, die Lage an der amerikanischen Grenze zu Mexiko unter Kontrolle zu bringen. Lokale Behördenmitglieder in Texas und Arizona - darunter auch Politiker der Demokraten - fühlen sich alleingelassen, und beklagen sich über das föderalistische Kompetenzgerangel zwischen der linken Bundesregierung und den rechts regierten Bundesstaaten an der Grenze. Derweil hält der Migrantenstrom aus aller Welt an, die auf ein besseres Leben in den USA hoffen. Im laufenden Finanzjahr, das noch bis Monatsende andauert, griff das Grenzwachtkorps bereits mehr als 2 Millionen Menschen ohne gültige Einreisepapiere oder Aufenthaltsbewilligung auf.
Die Gouverneure der Grenzstaaten Texas und Arizona sind deshalb dazu übergegangen, Migranten in den Rest der USA zu transportieren. So trafen am Donnerstag vor dem Eingangstor zu Vizepräsidentin Kamala Harris' Residenz in Washington zwei Busse mit 100 Menschen ein. Harris hatte vor einigen Tagen in einem Fernsehinterview gesagt: «Die Grenze ist sicher», und mit dieser Stellungnahme den Zorn der Republikaner auf sich gezogen. (aargauerzeitung.ch)
So ein Typ ist einfach nur widerlich.