International
USA

Kapitol-Ausschuss empfiehlt strafrechtliche Verfolgung Trumps

Kapitol-Ausschuss empfiehlt strafrechtliche Verfolgung Trumps

19.12.2022, 20:44
Mehr «International»
FILE - Former President Donald Trump speaks at Mar-a-Lago Friday, Nov. 18, 2022 in Palm Beach, Fla. The House panel investigating the Jan. 6 attack on the U.S. Capitol is considering recommending the  ...
Donald Trump droht Ärger.Bild: keystone

Der Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das US-Kapitol empfiehlt dem Justizministerium strafrechtliche Ermittlungen gegen Ex-Präsident Donald Trump und Vertraute. Dafür stimmte das Gremium des Repräsentantenhauses am Montag einstimmig bei seiner letzten öffentlichen Anhörung in Washington. Die Empfehlung des Ausschusses ist nicht bindend - das Justizministerium entscheidet selbst, ob es gegen den Republikaner strafrechtlich vorgeht. Wann diese Entscheidung kommt, ist offen.

Eine solche Empfehlung ist dennoch beispiellos. Denn der Ausschuss wirft Trump unter anderem Aufruhr, Behinderung eines öffentlichen Verfahrens sowie Verschwörung gegen die US-Regierung vor. Die Abstimmung des Gremiums ist ein deutliches Signal, könnte den Entscheidungsprozess beeinflussen und zu einer Anklage führen. Der Abschlussbericht soll in Kürze vorgestellt werden.

Der Ausschuss untersuchte in den vergangenen knapp 18 Monaten, wie es zum Sturm von Anhängern Trumps auf den Sitz des US-Kongresses am 6. Januar 2021 kam, in dem damals die Wahlniederlage des Republikaners gegen Joe Biden beglaubigt werden sollte. Eine von Trump aufgestachelte Menge drang gewaltsam in das Gebäude ein, fünf Menschen starben.

Das Justizministerium muss nun schauen, ob es genügend Beweise für eine Strafanzeige gegen den Republikaner hat. Der seltene Straftatbestand der Aufruhr ist der schwerwiegendste. Er ist dem US-Gesetz zufolge erfüllt, wenn zum Aufstand gegen die Autorität des Staates oder der Gesetze angestiftet oder sich daran beteiligt wird. Dies wird mit einer Geldstrafe oder mit Gefängnis bis zu zehn Jahren oder mit beidem bestraft. Sollte Trump also wegen Aufruhrs verurteilt werden, dürfte er kein politisches Amt mehr ausüben.

In dem Ausschuss sitzen sieben Demokraten und zwei Republikaner. Er ist letztlich ein zahnloser Tiger, da er keine strafrechtlichen Befugnisse hat. Aber das Gremium inszenierte die öffentlichen Anhörungen als TV-Spektakel - das dürfte bei etlichen Menschen einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Im Laufe der Untersuchungen wurde der heute 76-jährige Trump von Zeuginnen und Zeugen schwer belastet. Dazu zählten etwa Trumps ehemaliger Justizminister William Barr oder Angestellte des Weissen Hauses. Als besonders spektakuläre Überraschungszeuginnen galt etwa Cassidy Hutchinson, eine ehemalige Mitarbeiterin im Weissen Haus. Sie warf Trump im Sommer vor, sich vorab über mögliche Gewalt am 6. Januar 2021 im Klaren gewesen zu sein.

Trump hat von Anfang an gegen den Untersuchungsausschuss gewettert und ihm die Legitimität abgesprochen. Im November hatte Trump erklärt, für die Republikaner noch einmal als Kandidat für das Weisse Haus antreten zu wollen. Auch vor diesem Hintergrund tut er jegliche Vorwürfe gegen ihn als politische Verfolgung ab.

Der Ex-Präsident ist derzeit auch in diverse andere rechtliche Auseinandersetzungen verwickelt. Es laufen etwa Untersuchungen gegen ihn wegen der Mitnahme geheimer Regierungsdokumente in sein privates Anwesen nach dem Abschied aus dem Weissen Haus. Trump könnte sich damit strafbar gemacht haben. (bal/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Trump-Razzia spaltet die US-Politk
1 / 13
Trump-Razzia spaltet die US-Politk
Am Montag, 8. August 2022, hat die Bundespolizei FBI das Anwesen von Ex-US-Präsident Donald Trump durchsucht.
quelle: keystone / terry renna
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Einmaliger Gebrauch: Kanye und Trump
Video: twitter
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
27 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Jo Kaj
19.12.2022 20:35registriert Juli 2019
Tag X wird kommen. Lock him up! Die Geduld wird sich eines Tages auszahlen. 😁🍿

Eigentlich ist es beschämend, wie lange es in diesem System so krass daneben laufen konnte. Schlimmer noch, leider sogar immer noch weitverbreitet in der Bevölkerung wütet.
846
Melden
Zum Kommentar
avatar
Thomas Melone
19.12.2022 20:55registriert Mai 2014
Das Eis wird dünn und dünner.
766
Melden
Zum Kommentar
avatar
DruggaMate
19.12.2022 21:38registriert Januar 2019
Ich hab mir die meisten Hearings, teilweise live, angeschaut und bin stark beeindruckt. Es mag alles sehr banal klingen, aber dieser Ausschuss hat in akribischer Arbeit all die offensichtlichen Vergehen schwarz auf weiss herausgearbeitet, Jan 6. rekonstruiert und Trumps Rolle dabei enttarnt.
Auch dieses letzte Zusammentreffen hatte es nochmals in sich. Da wurde gerade Geschichte geschrieben. Ich vermute dieser aussergewöhnliche Ausschuss und seine Arbeit hat mehr Power als viele denken. Die vollen Auswirkungen werden wir wohl erst in einiger Zeit rekapitulieren können.
535
Melden
Zum Kommentar
27
Fachmagazin «Science»: HIV-Schutz ist Durchbruch des Jahres

Die Entwicklung des eine HIV-Infektion verhindernden Medikaments Lenacapavir ist für das renommierte Fachmagazin «Science» der wichtigste Forschungsdurchbruch des Jahres. Damit werde der nächste, aber keineswegs letzte Schritt im Kampf gegen Aids gewürdigt, heisst es zur Begründung des «Breakthrough of the Year».

Zur Story