Der mit grosser Sorge erwartete Zyklon «Ilsa» ist mit Böen von mehr als 270 Stundenkilometern über Küstengebiete in Westaustralien gezogen. Jedoch richtete der tropische Wirbelsturm Berichten zufolge weniger grosse Schäden an, als zunächst befürchtet. Hauptgrund: «Ilsa» hat in letzter Minute die Richtung gewechselt und somit die für ihren Eisenerz-Handel berühmte Hafenstadt Port Hedland verschont.
«Wir sind so dankbar und haben wirklich Glück gehabt», sagte Bürgermeister Peter Carter dem australischen Sender ABC. «Es war ein Zyklon der Kategorie 5 – wenn das Ding über Port Hedland hinweggefegt wäre, wären wir echt in Schwierigkeiten gewesen.»
Der staatliche Wetterdienst (BOM) hatte den Zyklon am Donnerstag in die höchste Kategorie 5 heraufgestuft. Einen so heftigen Sturm gab es in Down Under zuletzt 2015. «Marcia» hatte damals in Queensland schwere Schäden angerichtet. 2007 hatte Kategorie-5-Zyklon «George» in Western Australia ebenfalls nahe Port Hedland für Verwüstungen gesorgt. Damals starben 3 Menschen, 20 wurden verletzt.
«Ilsa» erreichte die Küste gegen Mitternacht (Ortszeit) in einem relativ unbewohnten Teil der Region Pilbara, etwa 140 Kilometer von Port Hedland entfernt, wie der australische «Guardian» am Freitag berichtete. Dabei stellte «Ilsa» einen neuen Rekord in Australien auf: Laut Wetterdienst hielt der Sturm über der vorgelagerten Insel Bedout Island zehn Minuten lang eine Windgeschwindigkeit von 218 Stundenkilometern. Das habe es zuvor auf dem fünften Kontinent noch nie gegeben. Die Böen erreichten dort Spitzengeschwindigkeiten von 288 Stundenkilometern.
«Es scheint, dass die stärker besiedelten Gebiete wirklich von Schäden verschont geblieben sind», sagte Peter Sutton von den örtlichen Notfalldiensten. Berichte über mögliche Verletzte gebe es nicht. Sobald die Lage sicher sei, sollten Teams die Situation unter anderem mit Hubschraubern aus der Luft prüfen.
Genau im Weg des Zyklons lag hingegen die bekannte Raststätte Pardoo Roadhouse and Tavern direkt am Great Northern Highway, der wichtigsten Verbindungsstrasse in der Region. Auf Fotos war das Ausmass der Verwüstung zu sehen. Das Dach ist teilweise eingestürzt, die meisten Solarpanelen wurden weggefegt. Der Besitzer sagte, er habe um sein Leben gefürchtet und berichtete von «vier Stunden Hölle». Die Schäden gingen in die Millionen, hiess es auf der Facebookseite. «Wir sind alle noch geschockt und sehr emotional.» Jedoch sei man entschlossen, das Roadhouse wieder aufzubauen.
Die Behörden hatten im Vorfeld viele Bürger und Minenarbeiter in Sicherheit gebracht, Campingplätze und Rinderfarmen wurden evakuiert. Aber auch aus relativ sicherer Entfernung habe sich «Ilsa» angehört «wie ein heranrasender Güterzug», berichtete Bürgermeister Carter. «Gespenstisch», fügte er hinzu.
Der Sturm wurde bis zum Mittag auf die Kategorie 2 herabgestuft und bewegte sich ins Hinterland. Es wurden aber immer noch «destruktive» Böen von bis zu 140 Stundenkilometern gemessen, wie das BOM mitteilte. (sda/dpa)