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Netanjahu tobt: Will Orange aus politischen Gründen nicht mehr mit israelischer Telecom arbeiten?

Netanjahu tobt: Will Orange aus politischen Gründen nicht mehr mit israelischer Telecom arbeiten?

05.06.2015, 07:3305.06.2015, 08:07
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Nach massiver Kritik an seinem Rückzug aus der Telekommunikationsbranche in Israel hat der französische Anbieter Orange sich bemüht, die Wogen zu glätten. «Wir ziehen uns sich nicht aus Israel zurück», sagte Vize-Konzernchef Pierre Louette am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.

Orange werde in dem Land weiterhin ein Forschungszentrum unterhalten sowie das Tochterunternehmen Viaccess-Orca, das Dienste für Online-Medien anbietet. Louette sagte weiter, «dass man nicht versuchen sollte, eine Affäre aus einer einfachen Frage des Unternehmensrechts zu machen».

Ist die israelische Siedlungspolitik der Grund für den Rückzug von Orange?
Ist die israelische Siedlungspolitik der Grund für den Rückzug von Orange?Bild: Dan Balilty/AP/KEYSTONE

Keine Vertragsverlängerung

Orange-Chef Stéphane Richard hatte am Mittwoch in Kairo angekündigt, dass Orange seinen Lizenzvertrag mit dem israelischen Telekommunikationsanbieter Partner auslaufen lassen werde. Partner darf bislang die Marke Orange nutzen und bietet auch Dienste in jüdischen Siedlungsgebieten im Westjordanland und in Ost-Jerusalem an, deren Besetzung international nicht anerkannt wird.

Die Ankündigung des französischen Konzerns, an dem der französische Staat mit 25 Prozent beteiligt ist, wurde in Israel als politisch motiviert gewertet.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu forderte die Regierung in Paris in einer Erklärung auf, «öffentlich die unglücklichen Äusserungen und Handlungen eines Unternehmens zurückzuweisen, an dem sie beteiligt ist». Orange wende sich gegen ein Land, das die Menschenrechte respektiere und sich Bedrohungen seiner Sicherheit gegenüber sehe.

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Massive Kritik aus der Politik

Netanjahu kritisierte, Israel sei das Opfer von «systematischen Verurteilungen und Boykottversuchen». «Wir werden dieses absurde Drama nicht verzeihen», erklärte der rechtsgerichtete Regierungschef. Zuvor hatte der israelische Botschafter in Paris vom französischen Staat Erklärungen für die Entscheidung von Orange gefordert.

Der designierte Partner-Chef Isaac Benbenisti warf Orange vor, «dem bedeutenden Druck der Pro-Palästinenser» nachgegeben zu haben. Mehrere Nichtregierungsorganisationen hatten Orange im Mai aufgefordert, sich als Konsequenz aus der Siedlungspolitik aus Israel zurückzuziehen.

Orange will nach eigenen Angaben den Lizenzvertrag mit Partner strikt einhalten. Er läuft noch bis 2025. In einer Konzernmitteilung hiess es, die Zusammenarbeit werde beendet, weil Orange in allen Ländern, in denen es nicht als Anbieter aktiv ist, die Kontrolle über seine Marke zurückerlangen wolle. Die Kooperation mit Partner sei die letzte dieser Art. (lhr/sda/dpa/afp)

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1 Kommentar
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Die beliebtesten Kommentare
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Di Dago
05.06.2015 12:27registriert Juni 2015
Selbst wenn es eine politische Entscheidung war,die noch mit wirtschaftlichen Aspekten begründet werden konnte, finde ich super, dass endlich etwas Druck auf Israel ausgeübt wird. Oder darf man das nur bei Russland und den Schiitischen Staaten machen?
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