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So einfach: Mit einem Gitterchen für 10 Euro hätte VW den Abgas-Skandal verhindern können

So einfach: Mit einem Gitterchen für 10 Euro hätte VW den Abgas-Skandal verhindern können

25.11.2015, 15:3725.11.2015, 15:56
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Am Ende scheint die technische Lösung des Abgas-Skandals ganz einfach: Zur Nachrüstung der millionenfach manipulierten Dieselmotoren mit 1.6 Litern Hubraum in Europa reicht nach Angaben von Volkswagen ein zusätzliches Bauteil aus.

Dieses sei neben einer Aktualisierung der Software nötig, damit die Motoren die vorgeschriebenen Abgaswerte einhielten, sagte ein Sprecher am Mittwoch in Wolfsburg. Der Umbau dauere weniger als eine Stunde. Die Kosten für die Nachrüstung bezifferte VW nicht.

Luftgleitgitter als Lösung

Bei der Nachrüstung der 1.6-Liter Motoren soll nun vor dem Luftfilter ein so genanntes Luftgleitgitter am Ende eines Kunststoffrohrs angebracht werden. Dieses Bauteil stabilisiere die Luftströmung, erläuterte VW. Dadurch kann die Motorsteuerung den Kraftstoff besser dosieren.

Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe diese technischen Massnahmen akzeptiert. Ziel sei es, die jeweils gültigen Emissionswerte ohne Beeinträchtigung der Motorleistung, des Verbrauchs oder der Fahrleistung zu erreichen.

Bevor man das sagen könnte, müssten zunächst alle Modellvarianten gemessen werden. Ab Januar will VW eine grossangelegte Rückrufaktion starten und die Fahrzeuge mit den manipulierten Motoren sukzessive umrüsten.

Kosten 10 Euro

Experten schätzen, dass für das Bauteil beim 1.6-Liter-Motor nicht mehr als zehn Euro anfallen. Damit könnte VW bei dem Abgas-Skandal – zumindest was die Kosten betrifft – glimpflicher davonkommen als gedacht. Zunächst war befürchtet worden, dass zur Nachrüstung der Dieselmotoren zum Teil umfangreiche und teure Änderungen an den Katalysatoren notwendig seien.

Dennoch will Volkswagen vorerst an den für die Rückrufe zur Seite gelegten 6.7 Milliarden Euro festhalten. Solange nicht absehbar sei, wie hoch die Kosten am Ende seien, werde man die Rückstellungen nicht verringern, sagte ein VW-Sprecher. Das Geld war ursprünglich für die elf Millionen betroffenen Fahrzeuge reserviert worden.

Inzwischen hat VW zugegeben, dass bei 800'000 Fahrzeugen falsche Kohlendioxid-Werte angesetzt und damit falsche Verbrauchsversprechen gemacht wurden. Dafür kalkuliert der Konzern weitere zwei Milliarden Euro.

Ausserdem hat sich die Abgasmanipulation in den USA inzwischen ausgeweitet. Dort sind auch V6-TDI-Motoren mit drei Litern Hubraum von Audi betroffen. Über die technischen Lösungen verhandelt Volkswagen gerade mit den US-Umweltbehörden. (whr/sda/reu)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rascal
25.11.2015 15:53registriert Januar 2014
Irgendwie ist das Ganze nicht wirklich glaubwürdig. Man hat also mit viel Aufwand eine illegale Software geschrieben weil man einfach keine andere Lösung für das Problem fand und nach etwas Druck hat VW plötzlich einen Moment der Erleuchtung und erfindet das 10 Euro Gitterchen welches bei gleicher Leistung alle Abgasprobleme komplett verschwinden lasst?

Doch, hört sich sehr seriös an. Momol.
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@BlackStar
25.11.2015 16:15registriert Januar 2014
Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe diese technischen Massnahmen akzeptiert - klar doch, die sind im Falle von VW auch absolut neutral und nur dem Wohle des Konsumenten verpflichtet .... oder glauben wir im Ernst, dass ein deutsches Amt 181'000 Arbeitsplätze in Deutschland gefährden will?
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