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Trump will Zuckeränderung bei Coca Cola – Konzern widersetzt sich

Trump will Zuckeränderung bei Coca Cola – Konzern widersetzt sich

In den USA wird Coca-Cola mit Maissirup gesüsst. US-Präsident Trump kündigt dafür eine Änderung an. Der Konzern reagiert.
18.07.2025, 07:3018.07.2025, 07:30
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t-online

Coca-Cola hat am Donnerstag bekräftigt, auch künftig Maissirup in US-Getränken zu verwenden, nachdem Präsident Donald Trump tags zuvor auf seinem Social-Media-Kanal behauptet hatte, er habe den Konzern zu Rohrzucker überredet.

Trump hatte am Donnerstag auf seiner Plattform Truth Social angekündigt, dass Coca-Cola zugestimmt habe, echten Rohrzucker in seinen Produkten einzusetzen. Dies sei «ein sehr guter Schritt». Zahlreiche Unterstützer feierten seinen Beitrag.

Vom Coca-Cola-Konzern hiess es lediglich, man schätze Trumps «Enthusiasmus» für die Marke – und dass es «mehr Details zu neuen innovativen Angeboten innerhalb der Coca-Cola-Produktpalette» bald geben werde. Der Maissirup wird unter anderem von Trumps Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. als ungesund kritisiert.

Coca-Cola: «Maissirup ist sicher»

Einen Tag später folgt jetzt eine ausführliche Stellungnahme des Konzerns: Maissirup sei sicher, liefere ähnlich viele Kalorien wie Haushaltszucker und werde vom Körper vergleichbar verarbeitet, heisst es in einem Beitrag des Konzerns auf X.

Die American Medical Association, die grösste Standesvertretung der Ärzte in den Vereinigten Staaten, habe bestätigt, der Sirup trage «nicht stärker zu Fettleibigkeit bei als andere Zuckerarten». «Bitte seien Sie versichert, dass Coca-Cola-Getränke keine schädlichen Substanzen enthalten», erklärte das Unternehmen.

Kritik an Maissirup

Kritiker der Ankündigung des Präsidenten verweisen auf Importzölle und mögliche Preissteigerungen für den 285-Milliarden-Dollar-Softdrinkmarkt. Die Verwendung von Maissirup als Süssungsmittel explodierte förmlich in den 70er Jahren in den USA – Grund waren staatliche Subventionen für Maisfarmer und hohe Einfuhrzölle auf Rohrzucker. Der Mittlere Westen der USA, der sogenannte Mais-Gürtel, ist eine Hochburg von Trump-Unterstützern. Der Sirup ist günstiger, süsser und länger haltbar als andere Zuckerarten. Politisch ist die Parteinahme Trumps für Rohrzucker also verwunderlich.

Auch gesundheitlich spricht wissenschaftlichen Studien zufolge nichts für Rohrzucker. Sowohl Maissirup als auch Saccharose (Rohrzucker) bestehen aus Fruktose und Glukose. Sie unterscheiden sich zwar strukturell: Der Sirup enthält freie (ungebundene) Fruktose und Glukose in unterschiedlichen Verhältnissen – 55 zu 45 in Softdrinks. In Saccharose wie Rohrzucker sind beide Zucker chemisch miteinander verbunden. Eine Überprüfung klinischer Studien aus dem Jahr 2022 ergab aber keine signifikanten Unterschiede zwischen Maissirup und Saccharose in Bezug auf Gewichtszunahme oder Herzgesundheit.

Der einzige bemerkenswerte Unterschied war demnach ein Anstieg eines Entzündungsmarkers bei Menschen, die Maissirup konsumierten. Insgesamt scheinen beide Zucker bei gleichem Kaloriengehalt ähnliche Auswirkungen zu haben. In Deutschland stammt der Zucker in der Cola-Cola nach Angaben des Unternehmens zu 98 Prozent aus Zuckerrüben von heimischen Feldern.

Die Aktie eines grossen Produzenten des Maissirups mit hohem Fruktosegehalt, der Archer-Daniels-Midland Company, fiel zum Start in den US-Handel am Donnerstag um knapp ein Prozent.

Auch ein Branchenverband der maisverarbeitenden Industrie kritisierte Trumps Ankündigung. Es ergebe keinen Sinn, den Sirup durch Rohrzucker zu ersetzen, argumentierte Verbandschef John Bode. Denn dies habe keinen Ernährungsvorteil – werde aber Tausende US-Jobs kosten, die Einkünfte der Agrarbetriebe drücken und die Einfuhren von ausländischem Zucker erhöhen, warnte er.

Trump hat einen Cola-Knopf im Oval Office

In den USA wird Coca-Cola aus Mexiko, die mit Rohrzucker hergestellt wird, oft zu einem höheren Preis verkauft; sie wird wegen ihres «natürlicheren» Geschmacks geschätzt.

Trumps Lieblingsgetränk aus dem Hause Coca-Cola ist zuckerfreie Diät-Cola, die mit Aspartam gesüsst ist. Dennoch schrieb er bei Truth Social, alle würden erkennen, dass Coca-Cola mit Zucker aus Zuckerrohr «einfach besser» sei. Nach seiner Rückkehr ins Weisse Haus hatte der Präsident auf dem Schreibtisch im Oval Office wieder einen Knopf installieren lassen, mit dem er sich, ganz unkompliziert, jederzeit eine Diet Coke bestellen kann. Zum Jahreswechsel hatte Coca-Cola-Chef James Quincey Trump zudem eine personalisierte Diet-Coke-Flasche überreicht.

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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Thomas Bürgi
18.07.2025 08:12registriert Februar 2023
wir sind ein kleines land und haben 7 bundesräte. und selbst dann, wenn einem davon so langweilig wäre, dass er sich um die art von zucker in coca cola kümmern würde, gehörte er abgewählt. sind das wirklich die grossen probleme von amerika? satire könnte so etwas nicht erfinden.
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Bartli, grad am moscht holä..
18.07.2025 07:46registriert Mai 2019
Softgetränke wie cola sollten eh nur ein ausnahme-goody sein, wie dessert oder andere stark zuckerhaltige lebensmittel. Aber ja, erinnert mich an idiocracy, wasser benutzt man nur in der toilette🤦‍♀️
Der film wird je länger je mehr zur doku
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Flint
18.07.2025 08:28registriert März 2014
Wahrscheinlich ist der Konsum der enormen Zuckermengen in Cola das viel grössere Problem für die Gesundheit, als die Zuckersorte selbst.
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