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Tokio lockt Familien mit Schmerzensgeld aufs Land

Tokio lockt Familien mit Schmerzensgeld aufs Land

Wie bringt man junge Menschen zurück aufs Land? Tokio versucht mit einem Umsiedlungsbonus, ländliche Gebiete zu verjüngen. Bislang ist dieser Plan noch nicht aufgegangen – doch nun ist die Vergütung massiv erhöht worden.
04.01.2023, 18:2417.01.2023, 21:22
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Tokio ist nicht nur zu dicht bevölkert – sondern hat auch zu viele junge Menschen. So sieht es zumindest die Regierung.

Junge Menschen verlassen die ländlichen Gebiete in Scharen, um in der 9,6-Millionen-Metropole zu leben und zu arbeiten. Während Tokio aus allen Nähten platzt, werden Siedlungen ausserhalb der Stadt nur noch von älteren Menschen bewohnt. Und auch die Pandemie, welche Homeoffice ermöglichte, hat die bevölkerungsreichste Stadt des Landes nicht entlastet.

tokio
Die Weltstadt Tokio mit dem Vulkanberg Fuji im Hintergrund.
Bild: shutterstock

So kann es aus Sicht der Regierung nicht weitergehen.

Um die Menschen dazu zu bringen, in ländlichere Gebiete zu ziehen, die bei jungen Familien und Berufstätigen nicht unbedingt als Traumwohnorte angesehen werden, hat sich die Weltstadt nun einen neuen Plan ausgedacht. Die Regierung setzt auf Schmerzensgeld.

Familien, die aus Tokio wegziehen, bekommen pro Kind mindestens eine Million Yen – mehr als 7000 Schweizer Franken. Bei zwei Kindern könnte sich der Anspruch sogar bis auf 5 Millionen Yen (35’329 Schweizer Franken) erhöhen – sofern die Familie einige Kriterien erfüllen.

Umzug ist an Bedingungen geknüpft

Mindestens eine Person der Familie muss einer Anstellung bei einem Unternehmen in der Gegend nachgehen, ihren aktuellen Job durch Fernarbeit fortsetzen oder ein neues Unternehmen am neuen Wohnort gründen. Einen Kurzumzug lohnt sich für die Familien nicht. Sie müssen das Geld zurückzahlen, wenn sie nicht mindestens fünf Jahre an ihrem neuen Wohnort gelebt haben.

Überfüllte Strassen im Bezirk Shinjuku in Tokio.
Überfüllte Strassen im Bezirk Shinjuku in Tokio.Bild: Shutterstock

So erhofft man sich, die ländlichen Siedlungen zu verjüngen – und zugleich die Weltstadt zu entlasten.

Der Anreiz – sprich der Umsiedlungsbonus – ist nicht ganz neu. Bereits im Jahr 2019 bezahlte die Regierung den Familien eine Vergütung, sofern sie in ländliche Gebiete zogen. Doch das Umzugsprojekt fruchtete nicht. Im Jahr 2021 haben sich dem Programm gerade mal 1184 Familien angeschlossen.

Doch nun ist der Betrag um das Dreifache erhöht worden. Die Regierung erhofft sich, dass bis 2027 rund 10'000 Familien aus der Stadt aufs Land ziehen werden. (cst)

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Flox
04.01.2023 19:32registriert Februar 2020
Ich sehe den Anreiz nicht, 7000chf ist auch in Japan nicht alle Welt (2-3 Monatslöhne), ein grosser Teil geht ja schon für den Umzug ansich drauf.
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Clife
04.01.2023 20:18registriert Juni 2018
Es stellt sich die Frage, warum das Stadtleben dem Landleben vorgezogen wird -> Mehr Lohn, mehr Möglichkeiten, mehr Menschen. Der Staat muss also mehr Möglichkeiten und Lohn anbieten. Nicht vorhanden? Dann wird das nichts
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So oder so
04.01.2023 20:27registriert Januar 2020
Ich will nach Japan.
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