Tokio ist nicht nur zu dicht bevölkert – sondern hat auch zu viele junge Menschen. So sieht es zumindest die Regierung.
Junge Menschen verlassen die ländlichen Gebiete in Scharen, um in der 9,6-Millionen-Metropole zu leben und zu arbeiten. Während Tokio aus allen Nähten platzt, werden Siedlungen ausserhalb der Stadt nur noch von älteren Menschen bewohnt. Und auch die Pandemie, welche Homeoffice ermöglichte, hat die bevölkerungsreichste Stadt des Landes nicht entlastet.
So kann es aus Sicht der Regierung nicht weitergehen.
Um die Menschen dazu zu bringen, in ländlichere Gebiete zu ziehen, die bei jungen Familien und Berufstätigen nicht unbedingt als Traumwohnorte angesehen werden, hat sich die Weltstadt nun einen neuen Plan ausgedacht. Die Regierung setzt auf Schmerzensgeld.
Familien, die aus Tokio wegziehen, bekommen pro Kind mindestens eine Million Yen – mehr als 7000 Schweizer Franken. Bei zwei Kindern könnte sich der Anspruch sogar bis auf 5 Millionen Yen (35’329 Schweizer Franken) erhöhen – sofern die Familie einige Kriterien erfüllen.
Mindestens eine Person der Familie muss einer Anstellung bei einem Unternehmen in der Gegend nachgehen, ihren aktuellen Job durch Fernarbeit fortsetzen oder ein neues Unternehmen am neuen Wohnort gründen. Einen Kurzumzug lohnt sich für die Familien nicht. Sie müssen das Geld zurückzahlen, wenn sie nicht mindestens fünf Jahre an ihrem neuen Wohnort gelebt haben.
So erhofft man sich, die ländlichen Siedlungen zu verjüngen – und zugleich die Weltstadt zu entlasten.
Der Anreiz – sprich der Umsiedlungsbonus – ist nicht ganz neu. Bereits im Jahr 2019 bezahlte die Regierung den Familien eine Vergütung, sofern sie in ländliche Gebiete zogen. Doch das Umzugsprojekt fruchtete nicht. Im Jahr 2021 haben sich dem Programm gerade mal 1184 Familien angeschlossen.
Doch nun ist der Betrag um das Dreifache erhöht worden. Die Regierung erhofft sich, dass bis 2027 rund 10'000 Familien aus der Stadt aufs Land ziehen werden. (cst)