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US-Ölpreis stürzt ab – erstmals negativ

US-Ölpreis stürzt ab – erstmals negativ

20.04.2020, 22:0821.04.2020, 14:19
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FILE - In this Wednesday, April 8, 2020, file photo, the sun sets behind an idle pump jack near Karnes City, Texas. Demand for oil continues to fall due to the new coronavirus outbreak. As demand for  ...
Bild: AP

Wegen der Corona-Krise ist der Preis für US-Rohöl auf einen historischen Tiefstand gefallen. Der Preis für einen Kontrakt, der eine physische Öllieferung im Mai vorsieht, notierte erstmals seit Aufnahme des Future-Handels im Jahr 1983 im negativen Bereich je Barrel (159 Liter).

Einerseits zeigt dies, wie stark Angebot und Nachfrage derzeit am Ölmarkt auseinanderfallen. Andererseits handelt es sich um ein sehr spezielles Phänomen, bedingt durch den an diesem Dienstag verfallenden Mai-Terminkontrakt auf US-Öl. Bei solchen Verträgen verpflichtet sich der Verkäufer, eine festgelegte Menge einer Ware – in diesem Fall Öl – zu einem festen Preis und Termin zu liefern.

Aufgrund einer giftigen Mischung aus einer stark fallenden Nachfrage und einem viel zu hohen Angebot drohen in vielen Ländern die Lagerkapazitäten überschritten zu werden. Ölinvestoren wollen in jedem Fall vermeiden, auf fehlenden Lagerplatz zu stossen.

Der nachfolgende Terminkontrakt auf amerikanisches Leichtöl (WTI) kostete am Montagabend wesentlich mehr als der Mai-Kontrakt. Ein Barrel texanisches Leichtöl (WTI) zur Lieferung im Juni notierte am Abend bei 22.30 Dollar. Die Nordseesorte Brent kostete je Barrel 26.50 Dollar. Beide Preise lagen allerdings auch klar in der Verlustzone.

«Super-Contango»

Aufgrund der wesentlich höheren Preise für künftige Öllieferungen, nicht nur bei US-Öl, sprachen einige Marktteilnehmer von einem «Super-Contango». Eine solche Marktsituation ist gekennzeichnet durch steigende Ölpreise, je weiter ihre physische Auslieferung in der Zukunft liegt. Dies kann ein Zeichen für eine aktuell besonders schwache Nachfrage oder ein besonders hohes Angebot sein. Gegenwärtig trifft beides zu.

Die grundlegende Lage am Erdölmarkt ist gekennzeichnet durch ein viel zu hohes Angebot bei stark fallender Nachfrage. Die Corona-Krise sorgt für einen globalen Konjunktureinbruch, was eine rückläufige Öl-, Benzin- und Dieselnachfrage zur Folge hat.

Zwar haben grosse Erdölproduzenten wie Russland und Saudi-Arabien unlängst deutliche Förderkürzungen angekündigt. Experten zweifeln jedoch, ob die Reduzierungen ausreichen, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu bringen.

Insbesondere in den USA drohen die Erdöllager, aus allen Nähten zu platzen. Seit Ende Februar sind die Lagerbestände im wichtigen Auslieferungsort Cushing um fast 50 Prozent gestiegen. Infolgedessen fallen in der ölreichen Region Texas die gezahlten Abnahmepreise immer weiter.

Mittlerweile geht sogar die Furcht um, dass vereinzelt bald negative Preise bei Rohölabnahme fällig werden, falls die Lagerkapazitäten noch weiter schrumpfen. (sda/dpa)

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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Flint
20.04.2020 22:29registriert März 2014
Warum produzieren die weiter wie die Wahnsinnigen? Pumpen abstellen, nach Hause gehen!
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Ilovepies
20.04.2020 22:52registriert Februar 2015
Es handelt sich hier um future kontrakte Mai. Die müssen abgestossen werden sonst gibts beim auslaufen eine physische lieferung. Das will kein händler. Die juni kontrakte sind kaum gesunken. Journalismus at its finest.
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Meyer Andrej
20.04.2020 23:22registriert August 2019
Tja die Ölföderungsdrosselung war wohl ein Schuss in den Ofen.
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