In der heissen Phase der Weltklimakonferenz in Glasgow wollen zwei Dutzend Staaten mit einer konkreten Absage an den Verbrennungsmotor den Ton angeben. 24 Staaten, sechs grosse Auto-Hersteller sowie einige Städte und Investoren wollen sich auf ein Enddatum für den Verkauf von Autos mit Verbrennermotor festlegen, wie der britische Gastgeber des Klimagipfels COP26 am Mittwoch mitteilte (siehe Liste der Länder unten).
Die beteiligten Regierungen wollen «darauf hinarbeiten, dass alle Verkäufe von neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bis zum Jahr 2040 weltweit und in den führenden Märkten bis spätestens 2035 emissionsfrei sind».
Die Autokonzerne sollen demnach anstreben, spätestens 2035 in führenden Märkten nur noch emissionsfreie Autos und Vans zu verkaufen. Zu den beteiligten Unternehmen gehören der britischen Mitteilung zufolge Mercedes, Ford und General Motors (siehe Liste unten)
Bis zum späten Dienstagabend rangen die Verhandler laut Nachrichtenagentur DPA noch um Details. Ob die Schweiz und Deutschland die Erklärung unterzeichnen werden, war bis in die Nacht noch unklar.
Aus dem deutschen Umweltministerium hiess es, dass es dazu noch keine endgültige Entscheidung der Bundesregierung gebe. Der geschäftsführende deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte dem Vorstoss zuvor jedoch schon eine Absage erteilt.
Die geplante Erklärung berücksichtige den Antrieb mit synthetischen Kraftstoffen nicht. Deshalb sei sein Ministerium dagegen. Das sei auch Linie der amtierenden Bundesregierung.
Greenpeace-Chef Martin Kaiser sagte der Deutschen Presse-Agentur, eine solche Erklärung sei überfällig: «Es wäre megapeinlich, wenn Deutschland nicht dabei wäre.» Über den Verkehrsminister sagte Kaiser: «Andreas Scheuer ist zum Glück jetzt Geschichte.» Wichtig sei, dass grosse Autokonzerne wie VW, BMW und Daimler mitmachten.
Auch nachträgliche Zusagen sind nicht ausgeschlossen: So unterzeichnete Deutschland am Dienstag erst nach tagelangem Zögern eine Erklärung zum Ende der Finanzierung von Öl- und Gasprojekten im Ausland.
Wegen der Verwendung fossiler Kraftstoffe gehört der Verkehrssektor zu den weltweit grössten Verursachern von Treibhausgasen. Eine Mobilitätswende hin zu sauberen Antriebsformen ist nach Einschätzung von Experten für das Erreichen der internationalen Klimaziele von entscheidender Bedeutung.
Am Mittwoch will auch der britische Premierminister Boris Johnson nach Schottland reisen, um den Verhandlungen auf den letzten Metern Schwung zu verleihen. Aus Sicht des britischen Gipfel-Präsidenten Alok Sharma liegt noch viel harte Arbeit vor den Delegationen. «Wir machen Fortschritte, aber wir haben noch immer einen Berg zu erklimmen.» Der deutsche Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth äusserte sich zuversichtlich, dass es eine Lösung zum umstrittenen Artikel 6 des Pariser Klima-Abkommens geben könne.
Am Mittwoch will die Präsidentschaft einen ersten Entwurf für die geplante Abschlusserklärung veröffentlichen. Die bislang publizierten Stichpunkte werden von Umweltschützern als schwach und unkonkret kritisiert. Frühere Gipfel gingen mehrfach in die Verlängerung. Ziel ist es, die Begrenzung der Erderhitzung auf maximal 1.5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu halten und zu regeln, wie das Pariser Klimaabkommen von 2015 konkret umgesetzt werden soll. Bislang reichen die Pläne bei weitem nicht aus.
Gemäss COP26-Website sind es:
(dsc/sda/dpa)
Knut Knallmann