Die russische Halbinsel Kamtschatka im Fernen Osten gehört zum sogenannten Pazifischen Feuerring – ein riesiger hufeisenförmiger Gürtel von Vulkanen, der den Pazifik auf drei Seiten umgibt. Auf Kamtschatka, das etwa halb so gross wie Frankreich ist, gibt es rund 30 aktive Vulkane. Die starke vulkanische Aktivität erklärt sich aus der Lage der Halbinsel auf einer tektonischen Plattengrenze: Sie liegt auf einem Teil der Pazifischen Platte, die sich hier unter den Westrand der Nordamerikanischen Platte schiebt.
Derzeit rumort es wieder in diesem geologisch ohnehin unruhigen Gebiet: Aus der Kljutschewskaja Sopka, dem mit 4754 Metern höchsten aktiven Vulkan Eurasiens und sogar der nördlichen Hemisphäre, ist Lava ausgetreten, wie novayagazeta.eu berichtet. Stündlich gebe es bis zu zehn Explosionen.
Zugleich speit der 3283 Meter hohe Shiveluch Asche bis zu einer Höhe von 4,6 bis 5 Kilometern; auch hier tritt Lava aus. Der Stratovulkan, einer der aktivsten und explosivsten Vulkane Kamtschatkas, ist laut dem Institut für Vulkanologie der Russischen Akademie der Wissenschaften «extrem aktiv» geworden. Die erhöhte vulkanische Aktivität folgt auf ein Erdbeben der Stärke 5,7, das am Samstag die Region erschüttert hatte.
Die dem Vulkan am nächsten gelegenen Ortschaften – vor allem die Kleinstadt Kljutschi, die im Abstand von jeweils 50 und 30 Kilometern zwischen den beiden Vulkanen liegt – müssen mit einem Ascheregen rechnen. Die Wissenschaftler erwarten, dass grössere Eruptionen bevorstehen.
Lavaströme könnten bis zu 20 Kilometer weit fliessen und die Autostrasse Petropawlowsk-Kamtschatski-Ust-Kamtschatsk blockieren, warnten sie. Die Behörden verhängten für den Shiveluch den orangefarbenen Gefahrencode für die Luftfahrt. Es wird empfohlen, sich dem Vulkan nicht näher als 15 Kilometer zu nähern.
Anfang September waren an der Kljutschewskaja Sopka mindestens fünf Bergsteiger ums Leben gekommen. Sie gehörten zu einer Gruppe von zehn Touristen und stürzten etwa 500 Meter unterhalb des Gipfels ab. Die genauen Ursachen des Unglücks waren unbekannt; sie dürften jedoch nicht mit der vulkanischen Aktivität zu tun gehabt haben. (dhr)