Für gewöhnlich finden in Russland am 9. Mai im ganzen Land feierliche Militärparaden statt: Es ist der «Tag des Sieges» – der Nationalfeiertag zum Gedenken an den Sieg der Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland 1945. Doch jetzt geht der Kreml einen ungewöhnlichen Schritt.
Die russische Führung unter Präsident Wladimir Putin hat eine Reihe von Paraden in mehreren Grossstädten abgesagt – genauer in den Oblasten Kursk und Belgorod, die beide nördlich von Charkiw an die Ukraine grenzen. Das berichtet die US-amerikanische Denkfabrik Atlantic Council. Auch Feierlichkeiten auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim seien abgesagt worden.
Offiziell nannte der Kreml Sicherheitsbedenken als Grund für die Absage. Spekuliert wird jedoch, dass vielmehr fehlende Panzer der Grund für diesen Schritt seien. So wolle der Kreml vermeiden, dass das Ausmass der jüngsten Verluste in der Ukraine, die durch den russischen Machtapparat stets zu vertuschen versucht werden, für die breite Bevölkerung sichtbar werde.
Auch dem britischen Geheimdienst zufolge hat die russische Führung zunehmend Probleme, der eigenen Bevölkerung den Krieg in der Ukraine zu vermitteln.
Russlands Präsident Wladimir Putin stelle die «spezielle Militäroperation» in den Kontext der sowjetischen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg, hiess es im Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums.
Am «Tag des Sieges» wird zudem Gefallener gedacht und noch lebende Veteranen werden geehrt. Laut London könnte gerade die Ehrung der Gefallenen früherer Generationen leicht dazu führen, dass das Ausmass der Verluste offenkundig werde. Diese Botschaft könnte zudem bei den vielen Russen, die unmittelbare Einblicke in die scheiternde «Operation» in der Ukraine haben, zunehmend auf Unbehagen stossen.
Blickt man in das vergangene Jahr, hatte Präsident Putin noch ein deutlich leichteres Spiel, die Bevölkerung am 9. Mai mit Feierlichkeiten des Sieges zu begeistern: Auf der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka, auf der Insel Sachalin, in der Grossstadt Wladiwostok am Pazifik und in weiteren Orten beteiligten sich Hunderte Soldaten an den Paraden zur Erinnerung an den Grossen Vaterländischen Krieg. Das Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichte dazu zahlreiche Fotos.
Allein in der Hauptstadt Moskau marschierten 11'000 Soldaten über den Roten Platz, gefolgt von Panzern und Raketenwerfern. Zu Beginn der Parade wandte sich der Putin an sein Volk – und nutzte das Gedenken zu Propagandazwecken.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor.
(t-online/dsc)
Die Ukraine könnte ja einspringen und die Militärparaden in Kiew abhalten. Mit den deutschen Leopard und britischen Challenger Panzer.
Auch hier gibt es also einen Fachkräfte-Mangel...