bild: nichtlustig
Ein Basler hat endlich das perfekte Mittel gegen nervige Nachbarn erfunden (nimm das, Frau Meier aus dem 4. Stock!)
Nicht alle haben das Glück, ein beschauliches Eigenheim in einem lauschigen Vorort ihr eigen zu nennen. Da, wo sich die Nachbarn noch gegenseitig mit Eiern aushelfen und sogar Briefmarken zuhause haben. Nein, nein. Da gibt es noch die anderen. Die, die sich in überteuerte Mini-Wohnungen quetschen, weil sie ja unbedingt in einer «Stadt» leben wollten. Mit Nachbarn, die bei jedem zu lauten Furz die Polizei wegen Ruhestörung rufen. Und alle Etagen von Waschküche bis Estrich mit «Informationszetteln» zukleistern.
In etwa so:
Für diese armen Cheibe gibt's endlich eine Möglichkeit mit Pauken und Trompeten zurückschlagen! Ha, was für eine billige ausgeklügelte Überleitung ... Die Lösung gegen nervige Nachbarn ist nämlich eine CD: «Bad Music For Loud Neighbors». Auf der wurden alle Instrumente so kreuzfalsch gespielt, dass du denkst, ein einarmiges, taubes, 8-Jähriges Kind übe gerade das allererste Mal die Tonleiter. Grauenhaft!
Hier eine Kostprobe. Toll, hä?
Der Basler Produzent Steve Sheraton ist der «Erfinder» dieses grauenhaftes Werkes – und auch der Urheber der App iBeer, einer App, die deinen Handybildschirm in ein Glas Bier verwandelt. Und das ist auch in etwa das, was die beiden Werke gemein haben ...
Hi Steve, reden wir über dein neuestes Projekt «Bad Music For Loud Neighbors»: Wie kam's? Bier?
Steve Sheraton: Ja. Viel Bier.
Und wie hast du die zahlreichen Musiker dazu gebracht, freiwillig kreuzfalsch zu spielen?
Bier!
Okay, ich erkenne ein Muster. Hättest du nicht einfach ein paar Kinder aus dem Geigen-Unterricht ausleihen können?
Elende Helikoptereltern wollten zu hohe Gagen. Musste also Symphoniker buchen.
Randnotiz: Homer gehörte auch mal zu den Helikopter-Eltern, die ihre Kinder überwachen
Ich habe ja auch das Vergnügen, oberhalb einer schreckliche tollen Nachbarin zu wohnen – die kommt amigs im Bademantel hoch und motzt rum, weil wir mit den Stühlen wackeln
und sie das hört. Irgendwie verständlich, in eine Küche gehören ja auch keine
Stühle. Unsere schuld! Was meinst du, welcher Track auf deiner Platte wäre für
eine solche Person perfekt?
Hier vier Vorschläge, die genau so klingen, als übtest du ein Instrument deiner Wahl in
einer unbestuhlten Küche. Und das erst noch kreuzfalsch! Stattdessen sitzt du aber in einem Kafi und lässt es dir gut gehen – währenddessen laufen die Tracks auf voller Lautstärke auf Repeat.
Morgens: «Bad Violin» (Stradivariable Indiscretion)
- Eine herrlich ambitionierte und total verstimmte Geige versucht sich erfolglos an
Mozart. Tönt nach Espresso-Grappa-Frühstückscombo.
Mittags: «Bad Trumpet» (Horned Saints)
- Des Schweizer Jazzliebhabers heiligstes Stück («When The Saints Come Marching In»)
wird total massakriert. Klingt nach viel zu viel Rotwein und viel zu wenig Talent.
Abends: «Bad Bagpipes» (Highland Lows)
- Zum Single-Malt-Apéro gehört ein Dudelsack. Und was für einer. Die inoffizielle
Nationalhymne Schottlands, «Scotland The Brave», wird hier ohrenschädigend und
stümperisch dargeboten – und dabei mehr als nur erheblich malträtiert.
Morgens um 4: «Bad Piccolo» (Nasal Basel)
- Verwende deinen besten Basler Akzent und simuliere den «Morgestraich» mit dem
stärkstverbogenen Piccolo jenseits des Rheins.
Was war denn so das Schrecklichste, was du mit Nachbarn selbst erlebt hast?
In Barcelona hatte ich einen Nachbarn, der täglich nackt auf dem Balkon elektrische
Gitarre zelebrierte, Typ talentfreier Narziss. Nice abs, bad ears. Eine Kombination, die
zur Geburtsstunde von «Bad Music For Loud Neighbors» führte. Als ich dann einen
Monat später – frisch aus dem Studio – «Bad Latin Rock Guitar (Vade Retro Santanas)» in die Strasse dröhnte, hörte er im Nu auf, seine Gitarre in der Öffentlichkeit zu
malträtieren. Er befürchtete – und das zu Recht –, dass alle Anwohner und Passanten
denken würden, dass er es sei, der so hundsmiserabel in die Saiten greift ...
Du Schlitzohr! Mit welcher anderen CD kann ich meine Mitmenschen denn noch in den Wahnsinn treiben?
Ich persönlich tendiere ja zu Nickelback.
Ich würde sagen: Alles von Kenny G.
Es folgt: Best of Kenny G! Ich weiss gar nicht, was du hast, es ist sehr entspannend ...
Aber egal, wie kann ich Scheissmusik weiter zu meinen Gunsten einsetzen?
Diese Frage lässt sich am einfachsten mit ein paar Slogans beantworten:
Wenn du selbst eine Rezension für dein Werk schreiben müsstest: Was stünde
drin?
Die Musik-Revolution hat begonnen. Autotune ist am Ende. Humantune steht am
Anfang. Ein neues musikalisches Genre ist entstanden. Eins, das Herz, Nieren und
Nachbarn heilt.
Humantune. Haha. Okay, und zum Abschluss noch schnell: Die Platte in einem Wort!
Schadenfreudenrachelustig.
Ihr habt den Mann gehört: Schadenfreudenrachelustig, meine Damen und Herren. Schadenfreudenrachelustig.

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