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Die sunnitischen Fundamentalisten stehen kurz vor Bagdad

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Bild: STRINGER/IRAQ/REUTERS
Irak

Die sunnitischen Fundamentalisten stehen kurz vor Bagdad

11.06.2014, 15:5811.06.2014, 19:06
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Nachdem die islamisch-fundamentalistischen Gotteskrieger der Gruppe ISIS die nordirakische Stadt Mossul gestürmt hat, rückt sie weiter gegen die Hauptstadt Bagdad vor. Am Mittwoch eroberte sie grosse Teile der Regionen Ninive, Anbar und Salah al-Din nordwestlich von Bagdad.

Der irakische Ministerpräsident Al-Maliki - ein Schiit - zieht nun seine Truppen zusammen - und sucht Hilfe beim kurdischen Partner.

Innerhalb weniger Stunden bewegten sich Kämpfer der Gotteskrieger für einen Islamischen Staat im Irak und in der Levante/Gross-Syrien (ISIS) von Nordwesten aus durch das Land Richtung Bagdad. Der Vormarsch der Islamisten löste international Entsetzen und Besorgnis aus.

Kämpfer der islamisch-fundamentalistischen Gruppe ISIS. 
Kämpfer der islamisch-fundamentalistischen Gruppe ISIS. Bild: ISIL

Hunderttausende auf der Flucht

Am Dienstag hatten Kämpfer zunächst die nordirakische Millionenmetropole Mossul nahezu kampflos eingenommen. Im Verlauf des Mittwochs drangen die ISIS-Truppen bis Samara, rund 130 Kilometer nördlich von Bagdad vor. Unterwegs wurden die Regionen Ninive, Anbar und Salah ad-Din erobert, mit den strategisch wichtigen Städten Baidschi und Tikrit.

In Mossul flohen rund 500'000 Menschen vor den Extremisten. Sie hätten ihre Wohnhäuser aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen verlassen, berichtete die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Mittwoch in Genf. Durch Kämpfe habe es unter der Zivilbevölkerung «eine hohe Zahl von Opfern» gegeben.

Es sind bereits 500'000 Menschen vor den vorrückenden ISIS-Truppen geflohen.
Es sind bereits 500'000 Menschen vor den vorrückenden ISIS-Truppen geflohen.Bild: STRINGER/IRAQ/REUTERS

Türkisches Konsulat in Mossul gestürmt

Die Dschihadisten im Irak haben nach türkischen Regierungsangaben in der Stadt Mossul das Konsulat der Türkei gestürmt und 48 Menschen als Geiseln genommen. Ein türkischer Regierungsvertreter nannte diese Zahl am Mittwochnachmittag.

Die irakische Polizei hatte zuvor von etwa zwei Dutzend Geiseln gesprochen. Unter den Geiseln befindet sich nach übereinstimmenden Angaben der türkische Konsul.

Die islamistische Terrorgruppe ISIS hatte in den vergangenen Tagen Mossul und weite Teile der Provinz Ninive eingenommen. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht. 

Iraks Regierung will mit kurdischen Truppen Mossul zurückerobern 

Unbestätigten Berichten zufolge wurden am Mittwochabend die verbliebenen irakischen Truppen in Bagdad zusammengezogen. Auch die unabhängigen kurdischen Truppen im Norden des Landes, die «Peschmerga», forderte Mininsterpräsident Al-Maliki auf, bei der Gegenwehr zu helfen.

Die kurdische Nachrichtenseite «Rudaw» meldete, Peschmerga-Truppen hätten sich zur Kooperation bereit erklärt. Man müsse mit einem «Guerillakrieg» gegen ISIS vorgehen, wurde ein Offizier zitiert. In Syrien haben unabhängige kurdische Milizen bereits erfolgreich gegen Isis-Truppen gekämpft.

Auch der einflussreiche Schiiten-Prediger Muktada al-Sadr rief seine Anhänger dazu auf, «Friedensbrigaden» im Land zu bilden, um Schreine, Moscheen und Kirchen in Abstimmung mit der irakischen Regierung gegen ISIS-Kämpfer zu verteidigen. Auf Twitter erklärten sich Sympathisanten bereit, die «Suraja al-Islam» getaufte Brigade zu unterstützen. (sda/dpa/afp)

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