Zehntausende Israelis haben am Sonntag in Tel Aviv ihre Solidarität mit den vor zwei Wochen im Westjordanland verschleppten israelischen Jugendlichen bekundet. Die Teilnehmer der Kundgebung beteten und sangen.
Die ebenfalls anwesenden Mütter der drei entführten Jugendlichen richteten Appelle an die Kidnapper zur Freilassung ihrer Söhne. Der gewählte Präsident Reuven Rivlin, der Anfang Juli sein Amt antritt, rief die internationale Gemeinschaft im israelischen Radio auf, sich nicht mit einer Verurteilung der Tat zufrieden zu geben.
«Vielmehr muss gehandelt werden, um die Freilassung der drei jungen Israelis zu erreichen», sagte Rivlin. Die drei Talmudschüler im Alter zwischen 16 und 19 Jahren waren am 12. Juni im Westjordanland verschleppt worden. Israel macht die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas für die Entführung verantwortlich - was diese bestreitet.
Die israelische Armee hatte danach den grössten israelischen Militäreinsatz im Westjordanland seit einem Jahrzehnt gestartet, um die Jugendlichen und ihre Entführer zu finden. Bei den Razzien wurden bislang fünf Palästinenser getötet und dutzende weitere verletzt. Fast 400 Palästinenser wurden festgenommen, zwei Drittel von ihnen sind Mitglieder der Hamas.
Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Ziel im Süden des von der Hamas regierten Gazastreifens wurde nach palästinensischen Angaben am Sonntagabend ein Palästinenser getötet. Der Angriff nahe der Stadt Chan Junis sei von einer israelischen Drohne geflogen worden, hiess es.
Ein israelischer Armeesprecher sagte, der Angriff habe «Terroristen» gegolten, die den Abschuss von Raketen auf israelisches Gebiet vorbereitet hätten.
Die israelische Polizei hat am Sonntag ausserdem ein Protestcamp hunderter afrikanischer Flüchtlinge an der Grenze zu Ägypten gewaltsam aufgelöst. Wie das israelische Fernsehen berichtete, wurden die Flüchtlinge, die sich der Räumung widersetzen, in Busse gezwungen, die sie zurück in das Flüchtlingslager Cholot in der Negevwüste oder in ein Gefängnis bringen sollten.
Die Flüchtlinge aus Eritrea und dem Sudan hatten die «unmenschlichen Lebensbedingungen» in Cholot angeprangert. Am Freitag hatte fast die Hälfte der 2300 Insassen des Lagers den Tagesmarsch zur ägyptischen Grenze zurückgelegt.
Derzeit leben in Israel etwa 50'000 Flüchtlinge aus Eritrea und dem Sudan. Wegen der schweren Menschenrechtsverletzungen in ihren Heimatländern schiebt Israel sie nicht dorthin ab, will aber ihren dauerhaften Verbleib im Land verhindern.
Um sie zur Ausreise in afrikanische Drittländer zu veranlassen, hatte die Regierung im Dezember das Lager Cholot errichtet. Dort können bis zu 3300 Migranten auf unbegrenzte Zeit untergebracht werden. Die Insassen dürfen Cholot tagsüber verlassen, müssen sich aber morgens, mittags und abends zu einem Zählappell einfinden. Eine Arbeitserlaubnis gibt es für die Insassen nicht. (rey/sda/afp)